Der Vorführeffekt

Verfasst am: 17. März 2013 von Barbara 3 Kommentare

Der Vorführeffekt

Da will man nun seinen Gästen und Besuchern das schöne geliebte Portugal vorführen –
und es widersetzt sich diesen Bemühungen nach allen Regeln der Kunst:

Das Allerschlimmste ist, dass unsere Träume sich nicht erfüllen: Bei stundenlangen Strandwanderungen finden wir nicht eine einzige schöne Muschel!
Und dann: Es regnet. Es regnet.
Es ist sehr kalt, diese nasse Kälte, brr…
Viele Attraktionen sind geschlossen. Na klar, es ist ja noch nicht Saison.
Der Zugang zum Strand in Vagueira ist abgesperrt wegen Einsturzgefahr.
Der Zugang in Areão ist seit dem großen Sturm total zugeweht von einer Wanderdüne immensen Ausmaßes.
Die Neptunbar ist geschlossen.
Die in Areão ebenfalls.
Die Bar am anderen Ende des Dammes, das Café “Canto da Sereia”, ist zu sehr verräuchert.
Manche Speisen und Gerichte sind für magenkranke Gäste unbekömmlich oder unverträglich. Außerdem ist ja Fastenzeit, da gibt es so richtigen Festschmaus noch nicht, denn mit Braten und Süßspeisen wartet man ja hier bis Ostern.
(Ganz nebenbei: Die Hefe für unseren Sonntagskuchen taugte übrigens nichts, der Kuchen ging nicht auf.)
Und außerdem: Die Türen in den alten Gebäuden sind zu klein und zu niedrig.
Dank der Feuchtigkeit sitzt in fast allen Wänden und in allen Schränken der Schimmel.

Und so weiter und so weiter…

Also, mir macht das alles nichts.
Ich liebe Portugal.
Bedingungslos.
Aber ich wollte so gerne auch andere nette Freunde dafür gewinnen.
Wie die stolzen Eltern, die ihr hochbegabtes Klavier spielendes Kind vorführen wollen, und das Herzchen verpatzt ihnen den Auftritt.
Wie ein Hundebesitzer, der den wohldressierten Fifi mit seinen Kunststückchen vorführen will – und Hundi spielt nicht mit.
Wie eine Hausfrau, die sich so Mühe gegeben hat mit ihrem Essen und – das brennt an, oder sie hat Salz und Zucker verwechselt.
Wie eine Schöne, die sich extra fein macht für das Treffen – und gerade da prangt ein Pickel in ihrem Gesicht.

Wie gesagt: der Vorführeffekt.

3 Antworten

  1. Maria Elena schreibt:

    “Ich liebe Portugal. Bedingungslos.” – was für wunderbare Sätze! Auch ich liebe Portugal, auch bedingungslos.

    Vielen Dank für Ihre Liebe und Ihre Bücher!

  2. Wie kann ich das alles nachempfinden, liebe Barbara! Sowohl als Hundebesitzerin, die ich mal war, als die deutschsprechende Mutter und Oma, die Kinder und Enkel immer gern vorführte und es immer noch tut, als Hausfrau, der gerade das Essen für besondere Gäste nicht so gelingt wie sonst immer,aber ganz besonders als die Portugalbegeisterte, die ihr geliebtes Portugal allen, die nicht hier leben, von seiner schönsten Seite zeigen möchte. Aber das Wetter spielt eben nicht immer mit, und wenn die Sonne nicht scheint, fallen einem sogar der Schimmel und die Feuchtigkeit überall auf, was bei Sonne sogar reizvoll und anders erscheint oder gar nicht weiter auffällt! Aber wir, die in Portugal leben, wissen ja: es war nur ein kleiner Verpatzer….. und dann strahlt nicht nur uns, sondern auch Anderen beim nächsten Besuch das echte und wirkliche Portugal entgegen, mit wunderschönen weiten Stränden, auch die vielen, vielen verschiedenen Muscheln sind plötzlich wieder zu finden, und das unendlich weite, blaue Meer mit seinen Schaumkronen und seinem wunderbaren Gesang lassen jeden erfreut und mit neuer Energie Portugal verlassen mit dem Wunsch wiederzukommen!!!!

  3. Liebe Barbara!
    Das alles kann ich gut nachempfinden! Auch wir wollten immer unseren Gästen aus Deutschland Portugal von seiner schönsten Seite mit Sonne und blauem Himmel zeigen! Doch meistens hat es geklappt! Und den “blauen Himmel”, den wir hier in Portugal haben, hat niemand vergessen, der ihn je gesehen hat.
    Aber das kann wohl auch jede Hausfrau berichten: gerade, wenn ein Gericht besonders gut gelingen sollte und man es schon viele, viele Male gut serviert hat, dann wird es nicht so gut oder sogar ganz, ganz anders als sonst!!!
    Doch bestimmt kommt auch wieder der Moment, wo alles bestens klappt: wo selbst der Schimmel bei der strahlenden Sonne als etwas Besonderes erscheint und alle Cafés geöffnet sind und es überall nach wunderbarem Kaffee und den typischen “torradas” duftet, und auch wieder Gäste da sind, die das alles mit uns voll geniessen!
    Herzlichst deine Helga

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