Mandelblüte

Verfasst am: 5. März 2012 von Barbara Keine Kommentare

Mandelblüte
Der wundervolle Busausflug nach Foz Coa am 4.3.2012

Es sollte um 7.15 Uhr losgehen, aber es ging erst um 7.45 Uhr los. Derweil konnte Arcindo nochmal nach Hause laufen und telefonieren und auch Hagen fuhr noch einmal nach Hause. Der Bus kam, vollbesetzt. Einige bekannte Gesichter, aber alle saßen sehr still und artig auf ihren Sitzen.

Es hatte am Samstag vorher sehr geregnet und Rudolfo war stark erkältet. Er hatte sich ja auf ein Portugal bei 27° Grad eingerichtet, kam aber in eine absolute Kühlphase. Eigentlich war der Regen lange erwartet und bitter nötig für die ausgetrocknete Erde.
Das graue verregnete Portugal wurde jedoch erhellt durch die vielen blühenden Mimosen.
Oben in den Bergen bei Viseu ist allerdings noch nichts grün, die Berge sind kahl und die Bäume braun. Die Regenwolken hängen tief in den Bergen, aber manchmal blitzt die Sonne durch.

Rudolfo bemängelt die Organisation: Hier hätte ein Zettel verteilt werden müssen, wohin die Reise geht, wann wir wo sind und was wir sehen und erleben werden. Auch die Frage nach dem Veranstalter dieser Reise konnten wir nicht beantworten. Dass das so „aus dem Volk“ heraus entsteht, war ihm doch sehr suspekt. Das hätte doch besser vorbereitet werden müssen.

An der Autobahn tauchen die ersten blühenden Mandelbäume auf. In Celorico sind alle Cafés besetzt, ganz Portugal fährt zur Mandelblüte. Wir halten in Celorico Gare, trinken einen Galão mit einer Nata. Rudolfo malt ein Bild und die Fahrt geht weiter nach Trancoso.
Dort ist „9. Feira de Fumeiro“ und alles hängt voller Schinken und Würste, dazu gibt es Stände mit Käse und Brot und Wein. Und Rudolfo rastet beinahe aus vor Glück und kauft ein Kilo Schinken und vier Würste (4 für 5 Euro) und probiert ein Glas Wein und am liebsten noch und nöcher…

Dann geht’s zur Ölmühle in Vale de Veia bei Meda. Dort kaufen wir 5 Liter Öl für 20 Euro. Der junge nette Chef macht eine Führung durch das alte Mühlengebäude. Wir steigen in den Keller aus der Römerzeit mit uralten Felssteinen, Steintrichtern und Ölpressen. Alles ist sehr urig. Das Öl ist das neue Olivenöl vom Dezember und sehr begehrt. Arcindo kauft 3 Kanister, manche gar vier oder acht. Vorher konnte man aus Bechern Öl trinken oder Brot in Öl einstippen, dazu Käsehappen und Rotwein… – und alle machen ein Schnäppchen. (Wie auf den Azoren, wo ich von all den Proben eine Fleischvergiftung oder Fisch-?- kriegte, die mich dermaßen außer Gefecht setzte, dass ich nicht mehr leben wollte. Und in diesen schwachen Stunden hat man mir meinen Pass und dreihundert Euro geklaut, die ich im Brustbeutel hatte – aber mir war alles egal. – Nur, wenn die fressenden Volksmassen über Probehäppchen herfallen, muss ich immer an dieses unangenehme Erlebnis denken.)

Nach der Besichtigung der Ölmühle lud uns drei persönlich der Besitzer ein, wiederzukommen. Er freute sich über Rudolfos Zeichnungen und er möchte uns ein schönes Essen mit Bacalhau mit Öl machen (bacalhau azeite). Danach ging es nach Foz Coa. Am Weg sieht man viele blühende Mandelbäume, es ist eine Pracht. Ich hatte es mir immer so vorgestellt, aber ein rosa oder weißblühender Mandelbaum ist wirklich ein himmlischer Gruß:
„Freunde, dass der Mandelzweig
wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt.

Dass das Leben nicht verging,
soviel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering
in der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg,
eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig
sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.“

(Shalom Ben-Chorin)

In Foz Coa waren alle Restaurants hoffnungslos überfüllt: Portugiesische Familieninvasion (Heuschrecken)!! Alle saßen kauend und schmatzend an der Straße, Tischtücher auf dem Trottoir ausgebreitet, Kochtöpfe und Tupperware mit Frangos, Korbflaschen mit Wein und andere Köstlichkeiten. Wir landeten in einem Cafe, da war noch ein Stuhl frei. Arcindo bestellte sich zwei “Umbregos” prego no prato, später kamen Hagen und Rudolfo dazu. Eine völlig überforderte Kneipe und Bedienung. Uns gegenüber saß ein alter Portugiese, der ganz anders aussah als die anderen kurz und klein und stämmig gewachsenen Männer, – arabisch oder jüdisch?
Um 14.00 Uhr wollten wir weiterfahren, aber einige kamen nicht rechtzeitig. Wir warteten 40 Minuten. Der Fahrer entschuldigte sich, weil das Mittagessen so verunglückt war. Im nächsten Jahr will er diese Reise wieder machen, aber dann will er eine feijoada mit azeite kochen lassen (pro Person 5 Euro), dann können wir alle zusammen speisen. Denn Essen ist wichtig. Aber vielleicht fahren wir noch einmal privat hin, dann gibt es dieses Problem nicht.

Wir fuhren durch das großartige Dourotal. Überall blühende Mandelbäume. Wir fahren an Orgal vorbei, wo Ricardo wohnt. Dann geht es nach Castelo Rodrigo. Dort verschwinden die wackeren Männer in einer Weinkellerei. Die Damen verschwinden in den großzügig angelegten Toiletten im Stadtpark.
Rudolfo kam mit roten Bäckchen und einer 5l-Flasche mit Portwein zurück (13 Euros). Er wusste gar nicht, wie er daran gekommen war. Er habe nur mal probiert, und dann habe jemand gefragt, „branco oder tinto?“ und dann habe er seine Probe getrunken und danach sollte er 13 Euro zahlen, doch er wusste gar nicht wofür, bis man ihm schließlich die Buddel in die Hand drückte.
Danach waren alle sehr glücklich und der Fahrer kutschierte uns nach Almeida, fuhr aber zunächst erst dreimal um den Kreisel, – Stimmung!-.

Almeida ist eine tolle Festungsanlage, es war Markt mit Heimatprodukten, Antiquitäten, Handarbeiten usw. Ich kaufte für Hagen Mandeln. Rudolfo goss sich beim Pinseln die Japantusche über die Hand und suchte verzweifelt ein Bad. Ich schlenderte mit Frau Jesus zum Café. Dann ging die Fahrt über Vilar Formosa auf der alten IP 5, jetzt A25 nach Hause. Die laute Musik im Bus ging mir sehr auf die Nerven, der Film, der danach gezeigt wurde, war auch nicht besser: Ein Open Air Konzert mit Jorge Ferreira. Lauter Lobeshymnen auf Portugal, auf die Portugiesin und auf die eigene Mutter – Patriotismus pur.
Die Sonne verschwand hinter den Bergen – der Tag, der so grau und verregnet begann, war so schön geworden und ging nun zur Neige:
“Noch hinter Berges Rande steht braun der Abendschein…”

Nachtrag: Um 21.20 Uhr sind wir zuhause und probieren Rudolfos Portwein und vergleichen ihn mit einem normalen Porto. Wir trinken 5 Weingläser leer, danach fragt Rudolfo, ob 20 Euro für 5 Liter viel sind, oder 4 oder 5 oder wie oder was, hä?
Das Leben ist schön
und der Porto ist sooo gut
und viel besser als der gekaufte.

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