Die Grippewelle

Verfasst am: 3. Februar 2012 von Barbara Keine Kommentare

Die Grippewelle

Die Grippewelle schwappte über Portugal, sie schwappte schon seit November, doch nun erfasste sie vor allem die Schüler, die kurz vor der Zeugnisverteilung einige Tests zu schreiben hatten. Daher ließ sich auch der kleine Lucas sehr gerne von der Grippewelle erfassen. Er hustete sehr stark und zeigte unerklärliche Symptome, so dass die Mutter mit ihm ins Krankenhaus eilte. Nachdem er reichlich mit Medikamenten versorgt war, durfte er daheim auf dem Sofa sein Leiden auskurieren. Aber die ganze Familie stand in Alarmbereitschaft daneben, auf jeden Fall in Hörweite. Leider musste die Mutter am nächsten Tag ins Geschäft zur Arbeit und da sie den Knaben nicht ganz allein sich überlassen wollte, beauftragte sie die Großeltern im 15 km entfernten Dorf, ein Auge auf ihn zu haben. Die Oma hatte ein Ohr auf ihn und erkundigte sich also stündlich, wie es Lucas gehe. „Hast du Fieber?“ „Ja“, hauchte er ins Telefon. „Starkes Fieber?“, fragte die Oma. „Ja“, sagte er mit sterbender Stimme, „37 Komma 4“.

Die Oma lächelte, aber dann griff sie doch zu ihrem altbewährten Heilmittel: Hühnerbrühe. Hier musste eine Hühnerbrühe her. Hier konnte nur noch canja helfen! In hartnäckigen Fällen half canja – immer! Canja! Natürlich nur die von Oma. Alles andere „não presta p’ra nada!“
Also, die Oma schlachtete ein Huhn, dann kochte sie ihre wunderbare berühmte Hühnerbrühe, dann fragte sie den Nachbarn, ob er sie ans Krankenbett fahre (Essen auf Rädern). Auch der Opa fuhr noch mit, voller Sorge, dass die kostbare Suppe nicht überschwappe (wie die Grippewelle), sondern dem Fieberkranken zur Genesung verhelfe.
Sie erreichten „den Hof mit Müh und Not“ (Erlkönig), der kranke Lucas thronte auf dem Sofa und zappte sich durch die Fernsehsendungen. Medikamente und ein aufgeschlagenes Schulbuch lagen als Alibi auf dem Tisch. Allerdings begraben unter Schokoladenpapier. Die wunderbare heilende Hühnerbrühe konnte er leider nicht essen, weil sein Bauch weh tat von den Süßigkeiten. Allerdings war das Fieber gesunken.
Obwohl die Großmutter den Braten roch, war sie doch sehr zufrieden, dass es dem Patienten besser ging. “Denn”, so erzählte sie mir eindringlich und gestenreich, „es hätte ja sein können dass Lukas Scharlach hat und Scharlach ist höchst gefährlich weißt du eine Nachbarin in dem Dorf wo meine Kusine wohnt war einmal sehr krank und ist dann gestorben es war Scharlach und als dann meine Kusine auch so krank wurde haben wir alle gleich gewusst wie es behandelt werden muss und der Arzt ist gleich gekommen es war ein sehr guter Arzt er hatte ein schönes Haus weißt du und die Leute vertrauten ihm sehr und er hat sich sofort gekümmert und meine Kusine ist sofort nach Coimbra gekommen und ist gerettet worden und Scharlach ist sowas von gefährlich man kriegt davon so roten Ausschlag kennst ddu das Lucas hatte auch so rote Flecken und wir hatten Sorgen wie damals bei meiner prima und hinterher mussten alle zur Nossa Senhora fahren früher fuhr man immer zu dieser Nossa Senhora oben in den Bergen die hatte eine sehr hübsche Kapelle das ganze Dorf fuhr früher zu dieser Nossa Senhora weißt du wo das ist also bei Krankheiten hilft sie und Scharlach ist wirklich lebensgefährlich und ich bin froh dass Lukas von diesem guten Arzt behandelt wurde der hat gesagt es ist kein Scharlach aber es hätte ja Scharlach sein können der arme Junge bei dem Doktor waren wir schon öfter der ist wirklich ein guter Mann weißt du wie früher antigamente waren die Ärzte viel besser.”

Beim abendlichen Kontrollanruf war das Fieber dank Hühnerbrühe oder Fernsehen oder was auch immer gesunken auf 37 komma 2!
Was für ein Glück!

Eine Antwort verfassen