Bilder-Ausstellung

Verfasst am: 30. Juli 2011 von Barbara 1 Kommentar

Vom zweifelhaften Vergnügen, eine Ausstellung zu machen

"Das ist ja wunderschön, so etwas hat hier noch keiner gemacht", sagte die Kulturreferentin in der Bibliothek der Kreisstadt und lächelte, "haben Sie das alles an unserem Strand gefunden, hier in unserem Distrikt? Das müssen wir unbedingt ausstellen, damit alle wissen, wie schön die Strände in Nordportugal sind." Und sie bereitete für den 1.August bis 2. September eine Ausstellung im Rathaus in Oliveira do Bairro vor.

Vorher aber brachten wir unsere 40 Bilder zu einer Ausstellung in das Kloster San José in Lagoa/Algarve, wo sich einmal im Monat die deutschen Residenten zu Kulturveranstaltungen treffen. Wir verteilten die ungewöhnlichen Bilder und Objekte dort an den Wänden, wo sonst großformatige Gemälde großer Künstler hängen, und erwarteten gefasst die Eröffnung. Es ist nicht leicht, mit einer solchen gewöhnungsbedürftigen Ausstellung Liebhaber zu finden, es ist nicht leicht, ein Avantgardist in Sachen "Portugiesisches Strandgut" zu sein.

Im Bericht darüber lasen wir später:

"Das deutschsprachige Publikum verzog anfänglich die Mienen über die "Kleinkunst", staunte und bewunderte dann aber doch die Collagen mit Muscheln, Tauen, Wurzeln und verlorenen Fischerei-Gegenständen. Ganz schwarz, ganz weiss, in pastellfarbenen Naturtönen bis zu grellen, fröhlichen Regenbogenkreationen ist alles vertreten. Und dass Patronenhülsen in hundertfachen Farbschattierungen an diesem Strand vorkommen, ist für Algarvestrandbesucher schwer fassbar."
www.alfacultura.com/alfa-de/archives/1681

Aber die liebenswürdige Senhora Nelly sagte bewegt, dass ihr die "Schielende Scholle" und "Das Haar der kleinen Seejungfrau" besonders gut gefallen haben. Freundliche Worte schrieben auch Heike, Gerhard, Gudrun, Ricardo und eine portugiesische Bárbara und ins Gästebuch. Doch, so erklärte die Museumsleiterin später, den beiden Schuljungen, die mit ihrer Klasse die Ausstellung besuchten und in einem unbewachten Augenblick ins Gästebuch schmierten:  "Uma kaka" und ARTE LIXADA – Müllkunst, dem habe die Lehrerin hinterher die Ohren lang gezogen, weil er offenbar nicht verstanden hatte, dass hier kein Unrat und Treibgut ausgestellt werde, wie es an anderen Stränden angeschwemmt wird, sondern wunderschöne Funde vom Ozeanstrand seiner Heimat Portugal.

Am Donnerstag Nachmittag haben wir die Bilder nach Oliveira do Bairro hingebracht, die im Sala im Rathaus aufgehängt werden.
Dort warteten die wunderschön gedruckten bunten Einladungen und Karten mit der Liste der Exponate und meiner Biografie auf uns.Der Ausstellungstechniker war sehr begeistert, er sagte, dass er ja ständig Ausstellungen macht, aber es sei immer das Gleiche, immer nur bunte Bilder in Öl oder Acryl, er schaut gar nicht mehr hin, es ist doch immer dasselbe, aber nun sehe er zum ersten Mal etwas ganz Besonderes – was aus dem Rahmen fällt, hoffentlich nicht!! – die Schätze vom Strand, die er selbst ja auch so schön findet, er habe auch so tolle Muscheln in den Schubladen und sei nie auf die Idee gekommen, sie mal ins rechte Licht zu rücken, er sei jetzt total inspiriert und finde das alles soooo herrlich, das sei eben die Schönheit seiner Heimat Portugal, und er schaute sich ganz verliebt erstmal jedes Bild an, statt es aufzuhängen. Dann kam noch ein wichtiger Rathaus-Herr dazu, dem pries er die Ausstellung an, als sei es seine eigene. Süß.
Die Kulturreferentin stand die ganze Zeit huldvoll lächelnd als Autorität dabei, sie telefonierte wild und nickte manchmal, rührte aber keinen Finger. Ging auch gar nicht, denn sie trug einen blütenweißen engen Hosenanzug und höchsthackige Lacksandalen (mindestens 12 cm hoch) und offenes schwarzes langes Haar und einen Hauch von Eleganz. Passte toll als Kontrast zu den naiven Naturbildern.

Als wir uns am nächsten Tag die Bilder betrachteten, kam uns Herr Horatio mit einem Karton seiner auserlesenenen Muscheln und Schnecken entgegen gesegelt– sein Geschenk!, und er sei fadista, singe fados de Coimbra und habe folgendes Konzept bei der Aufhängung der Bilder entwickelt und schon in Paris gesungen und er sei so glücklich, und die Collagen seien so wunderschön, und die Welle von Freundschaft und Wohlwollen und Liebenswürdigkeit und Verständnis schwappte über uns hinweg und trug uns davon.

Eine Antwort

  1. Barbara schreibt:

    Ausstellung "Strandgutcollagen"
    im Rathaus von Oliveira do Bairro
    vom 1. August – 2. Sept
    Eröffnung am 1. August 2011 um 17:45

    Exposição
    "Despojos do Mar"
    da autoria de Barbara Seuffert  
    Inauguração a 1 de Agosto \’11,
    pelas 17h45
    na Sala de Exposições
    da Câmara Municipal de Oliveira do Bairro

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