Der blaue Kinderschuh

Verfasst am: 3. März 2011 von Barbara 1 Kommentar

Der blaue Kinderschuh
Ein blauer Kinderschuh
Dieser kleine blaue Schuh, ein Sommerschuh, der da einsam am Strand lag, hatte etwas so Trauriges an sich, dass sich mein Magen zusammenkrampfte.
Bilder.
Erinnerungen.
Ein Autounfall und dann ein Kinderschuh auf der Straße.
In der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem lag ein ganzer Berg Schuhe. Kinderschuhe. Da haben wir geweint.

Der kleine blaue Schuh machte mir viele Monate Probleme.
Sollte ich ihn als Provokation irgendwo montieren:
"Portugals Umweltpolitik steckt in den Kinderschuhen. Tut endlich was!!"

Aber das stimmt ja gar nicht, die Umweltpolitik ist in Portugal schon entwickelt, höchstens hier bei den einfachen Leuten vom Dorf nicht, die alles, was sie nicht mehr brauchen, in den Wald kippen, Matratzen, Kloschüsseln, Tierkadaver, Kühlschränke, Bauschutt, Fernseher…
Am Strand stimmt es auch nicht, denn der Ozean hat selbstreinigende Kräfte, das ist fantastisch, wie er alles vernichtet, was die Menschen ihm andienen, wie er die die Mauern, die Dämme, die Häuser, die Plastik und andere Produkte der Zivilisation kurz und klein schlägt, zerreibt, zermürbt, bleicht, wäscht, verschlingt.
Nur diesen kleinen Schuh konnte er nicht fassen, der war so leicht und tanzte oben auf den Wellen, bis er an den Strand geschwappt wurde. Und nun lag er da und rührte mein Herz.
Nein, dieses Bild am Strand: das Schuhchen neben einer kleinen Muschel und einem ausgeblichenen Stück Treibholz und einem Fetzen vom Fischernetz, nein, das war so ergreifend-traurig, das wollte ich nicht so stehen lassen –

und plötzlich war da ein ganz fröhliches Ensemble in Regenbogenfarben um ihn herum versammelt: rotes Spielzeug, orange, gelb, grüne Backformen, sogar ein grünes Gewehr, und blau-blau-blau –
mein buntestes Bild.

Eine Antwort

  1. Helga Giebelhausen schreibt:

    Gestern, noch im März, war ich am frühen Morgen am Strand. Keine Menschenseele zu sehen, aber im Sand viele, viele bunte Dinge, wie Seemannsgarn, rote und blaue Deckel von Plastikflaschen, auch eine rote Kindersandale, eine verloren gegangene kleine Badehose, Treibholz jeder Grösse und Farbe…..das Meer war so grau und wild und es nieselte. Aber dieses Bild wird sich mir bald nicht mehr bieten. Denn in Portugal gibt es sehr viele Initiativen, durch die "unsere" wunderschönen Strände von allem Unrat befreit werden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene ziehen bald auch über diesen Strand bei Cepães/Esposende, sammeln in grosse, schwarze Plastiksäcke vieles ein, was da nicht hingehört. Alles wird in neuem Glanz erstrahlen. Dann kann ruhig wieder die Europakommission erscheinen, die diesem Strand letztes Jahr die Blaue Fahne verlieh!! Aber Momente an einem einsamen Strand sind immer wieder schön, auch wenn ab und zu im Sand seltsame Dinge zu erblicken sind!

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