Krippenspiel 2010.5

Verfasst am: 28. Dezember 2010 von Barbara 2 Kommentare

5. Die Weihnachtsgeschichte

Am 1. Weihnachtstag – Nachmittag schien die Sonne. Der Schwarze König war geschminkt und herausstaffiert worden, eine prächtige Erscheinung, leider mit einer Viertelstunde Verspätung. Aber wir hatten alles vorbereitet. Die Garderobe stand auf dem Hof des Küsters, die Krippe stand leer vor dem Altar. Die Leute strömten, alle hatten schön gegessen und getrunken und waren bester Laune.

Der alte Hauptpriester kam aus dem Nachbarort und begrüßte die Leute, die vor der Kirche warteten. Zwei mexikanische Schwestern  waren mitgekommen. Sie sagten fröhlich: "Ist alles in Ordnung?" O nein, nichts war in Ordnung, kein Mitspieler war umgezogen und der Chorleiter noch lange nicht in Sicht.
Wir warteten alle, denn der alte Küster kam nicht, um das Hoftor aufzuschließen und wir konnten uns nicht umkleiden. Au weia.

Nach 25 Minuten Aufregung und Hektik und Warten sind wir endlich in die Kirche eingezogen.
Hagen las die Weihnachtsgeschichte  und moderierte, denn wir spielten nur pantomimisch und hatten doch nie geübt: zu den Übstunden sind sie einfach nicht gekommen. Die HIrten hatten wir 2 Stunden vorher engagiert und instruiert, wann sie bei welchem Lied nach vorne zur Krippe kommen müssen und dort niederknien und andächtig zu blicken hätten. Auch die zwei kleinen Engel konnten wir erst kurz vorher einweisen, sie begreifen immer so furchtbar langsam.
Und sogar der Chorleiter kam – zwar wie immer später, aber er kam, und sein Söhnchen spielte auf der Gitarre, es war zu schön, um wahr zu sein.
Gloria, unsere Maria, sang so schön, wie ich sie noch nie gehört hatte. Und Miguel, zum ersten Mal dabei, hatte sich schnell in die Melodie eingefunden.
Die Schwestern sangen ein mexikanisches Wiegenlied und ein Lied zur Anbetung des Kindes.
Die Hirten knieten atemlos andächtig vor der Krippe.
Der erste König kam mit einem Sack voll Gold, der Zweite brachte Weihrauch. Der Schwarze König kam als Dritter hereingeschritten, kniete vor der Krippe nieder und erhob anbetend die Arme, dabei murmelte er Worte wie "achma-nallu-echnatu-achman", warf sich dann lang hin und küsste den Boden, richtete sich wieder auf, nahm die Goldschatulle und packte huldvoll kniend seine Geschenke aus, richtete sich wieder auf, ergriff seinen Regentenstab und ging unter vielen Verbeugungen und rückwärts zu den beiden anderen Weisen aus dem Morgenland, die ehrfurchtgebietend neben der Krippe standen.
Was für ein Auftritt.
Alle waren stumm vor Staunen und Bewunderung.

Wir haben gesungen wie die Heidelerchen, Solos und im Chor und mit Freude und Begeisterung, und endlich wurde es Weihnachten.

Als Letztes kam der Jubelgesang "Boas Festtas, é natal", dann sprach der Priester seinen Segen, legte sich die Stola um, nahm das Jesuskind aus der Krippe und hielt es den Vorbeidefilierenden zum Kuss hin. Das war eine anrührende Szene, der greise, liebenswürdige Mann, der so zärtlich das Kind hielt – Simeon: Nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben den Heiland gesehen -, neben ihm Lukas und Liliane als Engel und die endlose Schar der Gottesdienstbesucher, die nach vorne kamen, um das Kind zu küssen. Und die Kirchengruppe sang und sang und wird vielleicht immer noch singen.

2 Antworten

  1. volkmar schreibt:

    Zuerst mal: Den Captcha eintragen ist ein bisschen kompliziert.

    Aber zur Weihnachtsgeschichte. Ein großes Lob für Eure Durchhaltekraft.
    Nach Calvin ist ja die "perséverance" eine Gabe des Heiligen Geistes.

    Dennoch habe ich gemischte Gefühle. Missionstheologisch sollte man das Evangelium dort einbringen, wo kulturell ein "Anknüpfungspunkt" vorhanden ist. Und da frage ich mich, wo der ist. Sind die Portugiesen so saturiert wie die Mitteleuropäer? Gibt es noch bei all den Angeboten eine "Nische" für die Weihnachtsgeschichte, die man nicht erst mit der Brechstange schaffen muss?

    Ich selber sehe im Moment diese "Landefläche" noch in der Musik. Aber vielleicht stehe ich da auch nur auf einsamer Bahn.

    Nochmal: Kompliment!

  2. Elisabeth schreibt:

    Fast 2 Monate nach Weihnachten erreichte uns jetzt ein Brief aus Bayern. Der Briefträger, der sonst hier mit dem Mofa über die Dörfer fährt, scheint in der Weihnachtszeit  eine Vertretung gewesen zu sein, er hatte den Brief von Elisabeth als "unzustellbar" wieder zurück geschickt.
    Warum?
    Das bleibt ein weiteres portugiesisches Geheimnis.

    Elisabeth hat sich die Fotos angesehen und schreibt:
    "Die Kostüme sind ja sehr malerisch und farbenprächtig. Besonders das Heilige Paar Maria und Joseph könnte das wirkliche "Original" aus Bethlehem sein – so orientalisch- hebräisch sehen die Gesichter aus.
    So könnte ich mir Joseph vorstellen: jung, kräftig, dynamisch.
    Maria stelle ich mir zwar jünger vor – doch was wissen wir schon? – aber das schwarze Haar ist passend für eine Israelitin.
    Wo habt Ihr wohl die Prachtkleider der Heiligen Drei Könige herbekommen?
    Der Herr Pfarrer ist ja recht sympathisch und geduldig. Sicher musste er das Jesuskind lange in den Händen hochhalten zum Kuss für die Vorbeidefilierenden."

    Ich warte aber lieber noch 10 weitere Monate, bis ich antworte und erzähle, wer wann die Kostüme genäht hat und welche Lebensgeschichten unsere darsteller  haben. Denn jetzt heißt es :
    "Das Frühjahr kommt,
    wach auf, du Christ,
    der Schnee schmilzt weg
    und Weihnachten ist vorbei…"

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