Krippenspiel 2010
2. Einladungen
Im November hörten wir uns überall um, ob denn überhaupt Interesse bestehe am diesjährigen Krippenspiel. Es klang allerdings eher trostlos, was wir da zu hören bekamen:
An und für sich wäre es ja ganz schön, aber es geht nicht mehr so wie früher mit Ochs und Esel und einem Feuer draußen auf dem Dorfplatz vor der Kirche. Es wird immer schwieriger. Der Bauer, der uns letztes Mal noch eine junge Kuh in den Stall von Bethlehem brachte, hat aufgegeben und seine 30 Kühe verkauft, weil er für 1 Liter Milch nur 28 Cent kriegte.
Also, kein Ochs im Stall von Bethlehem. Ein Eselchen wäre ja noch aufzutreiben, aber die Leute möchten einfach nicht mehr nachts "zur Krippe herkommen in Bethlehems Stall", sie sind alle müde und alt, und es genügt doch, wenn sie das Bacalhauessen in der Nacht vom 24.12. vor dem Fernsehen einnehmen und dann um Mitternacht die Geschenke austauschen.
Vor allem ist diesmal kein Hirte da, der einen Text auswendig lernen will, es gibt nur noch alte Leute hier, Männer, die im Café rumhängen.
Doch, es gibt auch junge Familien hier, aber die sind ganz kirchenfremd. Im Dorf sind mehr als 25 neue Wohnhäuser gebaut und bezogen worden. Aber die Neuzugezogenen arbeiten in der Stadt, ihre Kinder gehen dort auch zur Schule und sie kommen nur zum Schlafen hierher oder um am Sonntagmorgen das Auto zu waschen und den Rasen zu mähen, sie integrieren sich überhaupt nicht, und das Dorf verliert immer mehr seine Identität.
Wie wichtig wäre es jetzt, die Weihnachtsgeschichte mit allen zu feiern! Und wir müssten einfach alle zum Weihnachtsspiel einladen. Zu Hause haben wir uns doch auch gerade um die neuen Bewohner sehr gekümmert. Ist die Kirche hier in Portugal eigentlich eine einladende missionierende Kirche oder findet kirchliches Leben seit Jahrhunderten nur als völlig überholtes Lebensmodell und irgendwie unreflektiert und selbstverständlich statt?
Woher holen wir uns Unterstützung?
Es gibt in diesem Dorf doch auch einige Lehrerinnen und Lehrer, Leute mit akademischer Ausbildung. Wir werden sie fragen, ob sie ein wenig dazu beitragen können, dass die traditionellen Lieder und die altbekannte Weihnachtsgeschichte erhalten und lebendig bleiben.
(Bei seinen Bittgängen und Hausbesuchen erhielt Hagen sogar einige Zusagen. Aber dann kamen die Angesprochenen doch nie und ihre Entschuldigungen schon gar nicht.)