Fadoabend in Mecklenburg

Verfasst am: 12. Mai 2010 von Barbara Keine Kommentare

Fadoabend in Mecklenburg
Max Raabe singt Solo /Christoph Israel am Piano

Der Liederabend "Übers Meer" mit Max Raabe in der Neubrandenburger Konzertkirche war ein echter Fadoabend, voller Wehmut und Sehnsucht und Fernweh und Heimweh mit leise gesungenen Liedern, die "übers Meer" in die Heimat flogen. Echt Fado, weil die Lieder aus den 20-30er Jahren, die Max Raabe Solo vortrug, von jüdischen Emigranten oder verfolgten, vertriebenen und getöteten Kompositeuren (u.a. von den Comedian Harmonists) stammen und dieselbe Thematik, dieselben Gefühle, dieselben Töne haben wie portugiesische Fados. Ich habe mit Deutschen in Amerika gesprochen und über ihr Heimweh nach Deutschland, über das, wovon sie träumen, was sie am meisten vermissen und besonders schön finden – es sind genau diese Empfindungen und Gedanken, die übers Meer fliegen.
Auf den dunkelblauen Ankündigungsplakaten sieht man Max Raabes schmale Gestalt am Meer stehen, man sieht seinen Rücken und alles ist in träumerische Sehnsucht eingehüllt. Wie oft habe ich die Portugiesen schon so am Atlantik stehen sehen!
Aber natürlich war dieser Abend in der Neubrandenburger Konzertkirche doch in manchen Dingen gaaanz anders. Der Klangraum ist wunderbar, die Backsteingotik-Kirche hat eine herrliche Akustik, dank des technischen Komforts, man hört jedes Atmen, jeden gehauchten Ton, wenn Max Raabe ganz leise summt und pfeift oder kaum hörbar spricht.
Das Publikum auf den 860 Plätzen: Pullover, Seidenanzüge, Ausschnitte, karierte Hemden, lange Röcke, Trachtenlook, Anoraks, viel teures Parfüm in der Luft, frisch frisierte Köpfe – sehr wohlerzogen-andächtig  und vor allem:
pünktlich!!
Um 19:25 saßen alle auf den Plätzen, um 19:30 betrat der Sänger die Bühne, elegant im Frack, vornehm distanziert, reserviert, diszipliniert, da war nichts improvisiert, da war jeder Ton und jeder Atemzug präzise, jeder schelmische Blick total einstudiert, dieser Mensch lächelt fast nie und versucht nicht, das Publikum zu gewinnen, …  er powert überhaupt nicht und spart mit seiner Energie, die er ganz anders einsetzt als andere Stars:  - Fado auf preußisch

Es gab keine Programme, und ich kritzelte auf einen Zettel die Lieder, um später einmal die Texte zu suchen.

1. Wenn der Wind weht über das Meer
2. (Max Raabe stellt sich vor)
3. Bei jeder Frau… Ein heißer Blick…
4. Täglich bring… Ich kenn ein kleines Herrenartikelgeschaft…
5. Jeder liebt seine Frau…Ich kenn zwei süße Schwestern
6. Manchmal fängts mit einem Lächeln an… Ninon, lad mich einmal ein
7. (mit Ansage: "Nur bis Kiel geschafft") Was weißt denn du, was ahnst denn du…
8. Ach, Luise (1932 Ralf Benatzky)
9. (Ansage: "Was ist der Unterschied zwischen einem Eintänzer und einem Gigolo? Der Eintänzer tanzt nur, der Gigolo – auch")    Wir tanzen ein  und sehen aus
10. Manche spielen… Ich schau in deine AUGEN
11. Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines Stückchen Glück
12. Weißt du, was du kannst?
( Das Publikum ist ganz still, der alte Nachbar klopft den Takt aufs Knie,
Max Raabe guckt nur manchmal etwas verschmitzt, wenn das der Text vorschreibt, perfekt einstudiert)
13. Erst sagt sie Ja, dann sagt sie Nein
14. Ja, was geht denn plötzlich vor mit Theodor? Sag ich ja, sagt sie nein
15. Ich bin ja nur eine Laune von dir
16. Ein Lied geht um die Welt (Josef Schmidt)
  
25 Minuten Pause

17. Im ersten Liebesmai… Mein Herz ist ein Salon…
18. Lovesong (von Clark Gable)  2 Pfeifstimmen
19. Russischer Tango 20. Carmen, in deinen Armen
21. Im Lichterglanz…Ohne Worte lass uns scheiden
22. Lieber Schatz…sag nicht du zu mir
23. Filet Stroganoff (genial!!!)
24. Dein Mund hat mir den Frühling gebracht
25. Ganz dahinten, wo der Leuchtturm steht

Zugaben:
Das war die Frau von Potiphar  oder:In der Bar zum Krokodil am Nil
Rotkäppchen
Lebewohl, gute Reise

Irgendwo auf der Welt
Gibt\’s ein kleines bißchen Glück,
Und ich träum\’ davon in jedem Augenblick.
Irgendwo auf der Welt
Gibt\’s ein bißchen Seligkeit,
Und ich träum\’ davon schon lange lange Zeit.

Wenn ich wüßt\’, wo das ist,
ging\’ ich in die Welt hinein,
Denn ich möcht\’ einmal recht
So von Herzen glücklich sein.
Irgendwo auf der Welt
Fängt mein Weg zum Himmel an; Irgendwo, irgendwie, Irgendwann.

Ich hab\’ so Sehnsucht,
Ich träum\’ so oft;
Einst wird das Glück mir nah sein.
Ich hab\’ so Sehnsucht,
Ich hab\’ gehofft,
Bald wird die Stunde da sein.
Tage und Nächte wart\’ ich darauf:
Ich geb\’ die Hoffnung niemals auf.

Irgendwo auf der Welt
Gibt\’s ein kleines bißchen Glück,
Und ich träum\’ davon in jedem Augenblick.
Irgendwo auf der Welt
Gibt\’s ein bißchen Seligkeit,
Und ich träum\’ davon schon lange lange Zeit.

Wenn ich wüßt\’, wo das ist,
ging\’ ich in die Welt hinein,
Denn ich möcht\’ einmal recht,
So von Herzen glücklich sein.
Irgendwo auf der Welt
Fängt mein Weg zum Himmel an; Irgendwo, irgendwie, Irgendwann, Irgendwo, irgendwie, irgendwann.

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