Strandläufer

Verfasst am: 31. Mai 2008 von Barbara Keine Kommentare

Gestern sind wir meilenweit barfuß am Strand entlang gelaufen. Das Wasser war fast warm, am liebsten wären wir ganz untergetaucht, aber wir gingen halt nur bis zm Bauch hinein, machte nichts, dass die Hosen nass wurden, das trocknete wieder bei dem warmen Wind, Westwind, der übers Meer kam und wie Seide über die Haut strich.
Am Tag vorher war in dem scharfen Wind noch viel Sand gewesen, der die Haut rot scheuerte und rieb (Peeling!!) und die Brille zerkratzte. (Das letzte Mal hat mich der Optiker gefragt, ob ich meine Brille mit Sandpapier schmirgele? Nee, ich nicht, das macht der Ozean.)

Wie lange werden wir noch so einsam über diesen wunderbaren Sand mit den anrollenden und sanft auslaufenden Wellen wandern?
Viele Jahre, mehr als 20 Jahre wandern wir hier, und es ist immer anders. Das Wetter ist immer anders, auch anders als eben noch daheim im Dorf, jeden Tag leuchtet das Licht anders, jeden Tag ist die Bewölkung anders, ist das Himmelsblau anders, ist die Luft mal wärmer, mal würziger, mal frischer, mal heißer, aber immer sooo schön. Und der Atlantik, dieser geliebte mächtige Atlantik, ich kann mich nicht satt sehen.

Und wie verschieden die Menschen sind, die mit uns wanderten.
Die einen stapften unverdrossen durch den Sand, das ist fast so anstrengend wie eine Bergtour oder Wandern im Schnee (wie im Film: Soweit die Füße tragen…), die anderen warfen plötzlich alle Kleider ab und liefen jauchzend ins Wasser, herrlich…, wieder andere sahen nur auf den Boden, um die Muschel ihres Lebens zu finden – zugegeben, irgendwas zwingt uns immer dazu, nach Muscheln und Steinen zu suchen, -
dann gibt es auch einen, der glücklich am Strand lang wandert und nur stehen bleibt, um die Dünen zu zeichnen, die Wellenkronen zu zeichnen, die Wasser- und Himmels- und Sandfarbe zu tuschen, und manchmal haben wir schon ganze Tüten voll sardinen von den Fischern bekommen und nach Hause geschleppt, welch ein Fest! Aber dann gibt es auch einige, die ihr Sorgenpaket mitschleppen und über ihre Befindlichkeiten klagen müssen, über Darmprobleme und Stuhlgang und Ernährungsfragen und Was-trage-ich-am Strand? Denn man muss sich ja in dieser Weite und Ewigkeit irgendwie orten und orientieren, seinen Kurs bestimmen und seine Position finden. Und wo doch die unberechenbaren Wellen, die plötzlich die Kleidung erfassen, weiße salzige Ränder hinterlassen, wie bleibt man da salonfähig?

Uns wurde gestern so wehmütig ums Herz, weil seit einigen Tagen hölzerne Latten-Laufstege in die Dünen gebaut werden, wahrscheinlich zu deren Schutz. Und dann ist von einem Windpark die Rede… Und unser letztes Paradies verschwindet vielleicht bald.

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