Via Sacra und Judasverbrennung

Verfasst am: 22. Mai 2008 von Barbara Keine Kommentare

Via Sacra 2008 und Judasverbrennung

Noch lange nach Ostern baumelte der Rest der verbrannten Puppe am Querbalken, den sie an den hohen Eukalyptusstamm  auf dem Platz vor der Kirche genagelt hatten. Das war der Galgen für den Judas, der hier auf vielen Dörfern in der Karfreitagnacht zur großen Gaudi aller Bewohner verbrannt wird. Der Verräter, der Sündenbock – er wird aufgehängt und verbrannt.  Dabei hat dann ein Feuerwerker die Strohpuppe in Jeans und Sonntagsjackett mit Feuerwerkskörpern so präpariert, dass beim Verbrennen aus allen Körperteilen und Gelenken mit Krachen und Zischen die Feuerflammen schießen. Bei jeder Explosion johlt und klatscht die begeisterte Menge.

Es ist ein ohrenbetäubender, stinkender Abschluss der Via Sacra, die wieder – sogar an diesem sehr frühen Sexta Feira Santa beim OSTERFEST 2008 – in unserem Dorf gefeiert wurde. Nachdem anfänglich so viele Bedenken geäußert wurden und alle Leute Sorgen hatten, ob das Karfreitagsspiel nun überhaupt stattfindet oder nicht – es sah ziemlich hoffnungslos aus -, hat Toni Rocha als Spielleiter es fertig gebracht, die Männer zusammen zu holen und mit ihnen die Passionsgeschichte aufzuführen. Das war eine beachtliche Leistung.

Und nun kam diesmal die spektakuläre Judasverbrennung dazu, wie sie in Soza auch immer in der Nacht mit viel Geschrei, Lachen und Sekt zelebriert wird. Ich finde diesen Brauch abstoßend und genauso unpassend wie das Verhalten des jungen Mannes, der nach dem Krippenspiel in der Heiligen Nacht sich schnell den roten Weihnachtsmanndress anzog und mit "Ho-ho-ho-ho" und Sack und Rute daherkam und die allgemeine Rührung und Weihnachtsfreude richtig schön kaputt machte. Dieser dämliche amerikanische dicke rot gewandete Weihnachtsmann mit Rauschebart passt überhaupt nicht zu dem Geschehen.

Aber genau derselbe junge Mann hat nun diesmal nach der ergreifenden Via Sacra eben noch "einen draufsetzen" müssen mit seiner Judasverbrennung, die dann in einem großen Besäufnis der jüngeren Männer endet.

Und bis Pfingsten bammelten am Galgen die Fetzen und das verkohlte Holzlattenskelett des Judas.  Mir sind bei dem erschreckenden Anblick jedesmal die Worte von Kurt Marti in "Abendland" im Herzen wach geworden:

schöner Judas
da schwerblütig nun
und masslos
die sonne
ihren untergang feiert
berührst  du mein herz
und ich denke dir nach

ach was war
dein EINER verrat
gegen die VIELEN
der christen der kirchen
die dich verfluchen?

ich denke dir nach
und deiner
tödlichen trauer
die uns beschämt

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