Zugvögel

Verfasst am: 23. Februar 2008 von Barbara 1 Kommentar

Zugvögel

Also, unser Nachbar hatte mal behauptet, in Portugal gibt es keineZugvögel. Es gibt weder Vögel, die das Land verlassen (wegen Kälte schon mal gar nicht, höchstens wegen der Brände und der Hitze, aber dann gehen sie bestimmt nicht ins Ausland), noch Vögel, die hier auf der Reise rasten, noch Vögel, die hier durchziehen. Meinte er.
Eigentlich gibt es sowieso nur die schlechthinigen und gemeinen "passaros", also Vögel an sich, behauptete er. Keine besonderen Unterschiede. Sagte er einschüchternd.

"Aber es ist doch ein Unterschied zwischen Schwalben und Möwen", widersprach ich schwach.
Na gut, er will sich ja nicht streiten, sagte er, die beiden Sorten gibt es schon, die einen auf dem Land,die andren am Meer. Aber auf keinen Fall Zugvögel. Die habe er noch nie gesehen, sowas gibt es hier nicht.

Ich kann mir vorstellen, dass einer, der so an der heimatlichen Scholle klebt wie dieser Bauer, seine Sesshaftigkeit auf alle portugiesischen Lebewesen überträgt, zumal ja die Emigranten diesen Zugvögel-Job übernehmen. Arme Menschen das, weil sie nicht in Portugal leben, so hört sich das an, wenn da sowas erklärt wird.
Jedenfalls: Zugvögel gibt es nicht.

Behauptet er.
  
Und es gibt sie doch!
Sie flogen bei untergehender Sonne in Einser-Formation an der Küste entlang, schön getragen vom warmen Aufwind. Sie flogen in Richtung Norden, kamen also vom Algarve oder von Nordafrika. 20 bis 25 Vögel wie eine Eins. Und nach diesem Zug kam der zweite.
Ein schönes Bild.
Ich habe mir fast den Hals ausgerenkt und jubelte begeistert: Seht mal, Zugvögel!

Bloß: Ich weiß nicht, was das für Vögel waren. Jedenfalls keine Mecklenburger Kraniche, keine Schiersteiner Störche, keine schwedischen Wildgänse.
Sie sahen eher wie Enten aus, irgendwie stummeliger.
Ich dachte nur: Wenn die armen Enten nun nach Frankreich fliegen, direkt in die Gourmet-Küchen zum "Confis de Canard"…

Jedenfalls, es gibt in Portugal doch Zugvögel. Ich habe sie gesehen am 21.2.2008.

Eine Antwort

  1. volkmar schreibt:

    Ob Gans, ob Ente: Wer mag das unterscheiden? Die Wissenschaft zählt die Gänse zu den Entenvögeln.
    Vielleicht waren es ja Kanadagänse, die es inzwischen in England und Skandinavien gibt?
    Die sind aber so zäh, dass kein Koch sie anrührt. Deshalb wird man sie im französischen Gourmet-Tempel keinesfalls vermissen.
    Seid froh, dass Ihr nicht direkt darunter standet, als sie "mit schrillem Schrei nach Norden" zogen. Unsere amerikanischen Freunde am Michigansee nennen die Biester "flying shitmachines". Das spricht für Erfahrungen der besonderen Art.
    Vielleicht ist das ja auch die Erfahrung des Nachbarn. "So etwas" darf es einfach nicht geben. Also werden sie erfolgreich, und alle anderen Zugvögel mit ihnen, aus dem Gedächtnis getilgt.

    Unsere Freunde

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