Tod eines Padre, die Zweite

Verfasst am: 27. Mai 2007 von Barbara Keine Kommentare

Aus aktuellem Anlass:
Der alte Priester Johannes ist gestorben.
Und schon begraben.

Nichts Spektakuläres.
Er hatte viel zu hohen Blutdruck, rauchte viel zu viel, hustete furchtbar und schlurfte müde durchs Leben.
Die Leute raunten sich zu: Der Padre ist gestern gestorben.
Und die es hörten, fragten zurück: Der Trinker?
Und keiner weinte.
Und keiner bedauerte das.
Und keiner fragt nach.
Ich finde, der Tod kam doch sehr plötzlich und war irgendwie sehr herbeigewünscht.

Am Donnerstagabend sahen wir ihn noch, als wir um 22 Uhr zur Chorprobe in die Kirche gingen. Da entließ er die Kindergruppe, die sich zur Vorbereitung für die Kommnunion mit den Eltern dort versammelt hatte. Er eignete sich für eine muntere Kinderschar noch weniger als für die Herde Schafe, deren Hirte er sein sollte. Fühlte wohl de Ablehnung und verdarb es mit allen, indem er die Babies aus der Messe verbannte, den Blumenschmuck kritisierte, seine Unlust ständig offenbarte. Er verließ also die Kommunionskinder und schlurfte ins Altersheim, ging an allen wortlos vorbei, klein, blauroten Kopfes, aufgetriebenen Bauches, schlurfte dahin und kam wieder zurück und holte seinen Schirm, den er neben dem Eingang hatte stehen lassen.
Es regnete gar nicht, aber er brauchte den Schirm.
Und ich dachte, er braucht wirklich den Schutz und Schirm unseres Gottes.
So ein armer Priester, so ein armer Mensch.
De mortuis nisi nil bene.

Und wie geht es nun weiter?

Hier im Dorf kein Problem!

Wir haben Marie-auguschte.
Selbige holte ihr Auto aus der Garage und die Schwester Gloria ab, eine der drei mexikanischen Schwestern. Sie hatte schon bei allen Krippenspielen als Engel mitgewirkt, hatte die Hausbesuche (Beijar o Senhor)  an Pascoela gemacht, flott und energisch, leitete gestern Nacht die Kerzenprozession und war nun heute die Vertretung für den Padre. Es war eine schöne Messe. Nur reicht die kleine schwester kaum an die Bibel auf dem Altar heran. Wir werden ihr ein Podest hinstellen müssen. Sie sprach schön spanisch-portugiesisch, aber klar und laut über Pfingsten.
(Marie-auguschte schrieb als Mitarbeiterin den ganzen MOrgen die Namen der Gottesdienstbesucher auf , d.h. die Namen von Jonas, Timon und Simon musste ich ihr aufschreiben).

Ist schon toll, eine Schwester aus Mexiko, Chorsänger aus Deutschland, eine Bank voller deutscher Jünglinge…)
Und vorne prangte die Nossa Senhora  auf ihrem Podest, geschmückt mit weißen Lilien und Gerbera und Spaghetti-Teller-großen Anthurien, grüne Riesen- blumen, sowas kannste dir nicht vorstellen, deren Stempel so orange und so groß wie eine Mohrrübe in die Luft ragen, ich weiß nicht, was die schmückenden Frauen sich dabei dachten, als Portugiesinnen haben sie sich sonst eigentlich immer etwas dabei gedacht. So ein aufdringliches Sexsymbol als Umrahmung für die Jungfrau Maria nach dem Dahinscheiden der (männlichen) Padres und dem Vordringen der (weiblichen) Theologinnen und Dienerinnen Gottes.

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