Novembergedicht
(nach Storm, Theodor)
Wenn ich die Sätze ein bisschen korrigiere, dann passt das Stormsche Gedicht, das mir seit Wochen im Kopf herumspukt, sehr gut zu dieser Novemberstimmung:
Schon ins Land der Franzosen oder Spanier
Flohn die Kraniche über uns dahin (die Störche bleiben eigentlich immer hier, wo sie gut gefüttert werden),
die Schwalben sitzen immer noch auf den Leitungsdrähten,
und Lerchen haben hier noch nie gesungen, obwohl es Mainz-Lerchenberg heißt.
Seufzend und in voller Rage (der Sturm braust ganz heftig)
streift der Wind das letzte Grün (die mähen hier sogar noch immer den Rasen).
und die süßen Sommertage (wieso waren die süß?),
ach, sie sind dahin, dahin. (Südwestachse)
Nebel hat den Wald verschlungen,
der dein stillstes Glück gesehn (was sah er, das ich nicht sah?);
ganz in Duft und Dämmerungen (na, manchmal ist es ein rechter Gestank)
will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
unaufhaltsam durch die Lüfte,
und ein Strahl der alten Wonne (welche Alte meint der Theodor? Oder wollte er sagen : Wolle, aber das reimt sich nicht auf Sonne)
rieselt über Haut und Hüfte. (Ja, wenn man so schön friert, so kurz vor einer Grippe, das kenn ich.)
Und es leuchten alle Lampen,
dass man sicher glauben mag,
hinter allem Winterleide
verdient ganz schön die Elektro-AG
Eigener Versuch:
Seufzend in beredter Klage
Streift Erinn’rung weher Sinn
Lusitaniens Sommertage,
Pommern, Konstanz: alles hin!
Hier noch einmal die neue Freude
Wintergedicht für Deutschland-Heimkehrer
sehr frei nach Theodor Storm
Land der Alterspyramide
auf dem Kopf und auf Hartz Vier;
Deutschland scheint so invalide,
Leben glimmt so traurig hier.
Seufzend in beredter Klage
Streift Erinn’rung weher Sinn
Lusitaniens Sommertage,
Pommern, Konstanz: alles hin!
E.on taucht in Finsternisse
halb Europa, aus Versehn,
Und ins arme Ungewisse
Will die Politik vergehn.
Nur mit seinen Memoiren
bricht der Schröder durch den Dunst,
und die neuen Repertoiren
künden alter Wonne Brunst
Und rot-grüne Augen leuchten,
dass man fast schon glauben mag:
hinter unsren Tränen, feuchten,
aufersteht der Bundestag.
Hier in Mainz direkt von Frankfurt
zieht der Kranich stehts dahin
Täglich sind es hundert Flugzeugs
und in keinem sitz ich drin.
Seufzend und mit vollem MAgen
klecker ich mich voll mit Grün
und die süßen Gummibärchen
ach, sie sind alle und dahin
Nebel wallt vor meinem Fenster
und ich kann rhein garnichts sehn (der Fehler ist absichtlich)
lange noch nicht ist der Lenz da
und der Herbst wird schnell vergehn.
Doch auf einmal drinkt ein Ringen
unaufhaltsam durch die Lüfte,
und am liebsten tät ich singen
und schnell schwing ich meine Hüfte.
Und es leuchtet mein Gesichte,
denn mein liebster ruft mich an
und das schönste der Geschichte:
er sagt, daß er bald kommen kann.
von
Töchterchen, Stürmisch