Nach Mecklenburg (die zweite)

Verfasst am: 16. Oktober 2006 von Barbara Keine Kommentare

Nach Mecklenburg, um zu weinen

Als wir im Oktober vor 3 Jahren in unser Dorf und unser blaues Haus zurück kehrten, war das Dach eingestürzt, die Zimmerdecken waren heruntergeklatscht und alle Möbel schwammen in einer roten Brühe, weil der in rotes Leinen eingebundene, kostbare Bildband "Die Kirchen Portugals" sich im Regenwasser aufgelöst hatte.

Eine Katastrophe.
Oder gar keine Katastrophe.

Und was ist der Unterschied zu dem Weltuntergang in MeckPomm, wo im rosa Haus sich das Grundwasser gesammelt hatte und die Hausfassade mit sogenannten Graffiti beschmiert war, grauenhaft und saumäßig und mit Goldbronze-Spray, der alle Poren der Mauer verstopft und nur mit einem Hochdruckdüsenapparat und Spezial-Reiniger entfernt werden kann. 4 Wochen prangte das da schon, und keiner hatte was gesehen. Vielleicht wohnt gar kein Mensch mehr in Güstrow.

Ja, warum sträubten sich mir diesmal die Haare und warum musste ich diesmal weinen?
Und hinter der Häuserecke stand Heinrich Heine und flüsterte die neuste Version von "Belsazar":
"…Und schrieb und schrieb an weißer Wand
Buchstaben aus Bronze und schrieb und schwand.
Der Hausherr stieren Blicks da (stand) saß
Mit schlotternden Knien und leichenblass.
Die Hausherrin stand kalt durchgraut
Und war gar still, gab keinen Laut.
Die Maler kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Farbenschrift an der Wand.
Das Ehepaar  ward aber in selbiger Nacht,
ich fürchte fast, um den Verstand gebracht."

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