alguidar und escudela

Verfasst am: 23. September 2006 von Barbara Keine Kommentare

Alguidar und escudela

Seit Monaten jammert unsere Nachbarin, weil ihre schöne alte Backschüssel zerbrochen ist, in der sie, seit sie denken kann, den Brotteig für das Maisbrot broa geknetet hat. Der schöne glasierte alguidar war ein Erbstück von der Großmutter. Alle Frauen der Familie haben immer darin den Teig angesetzt und geknetet. Nun ist er hin, der alguidar. Die großen Scherben liegen vor der Küchentür und werden täglich beklagt: "Ai, mein schöner alguidar! Da liegt er nun. Ai, ohne den kann ich doch gar nicht backen. Ai, tristeza!"

Auf unserer letzten Fahrt ins Hinterland hatten wir nun aber, das Glück wollte es, eine große Töpferei entdeckt, die solche riesigen Backschüsseln im Angebot hatte. Und anlässlich des letzten schönen Sommertages (am 23.9. ist ja bekanntlich Tag-und-Nacht-Gleiche) und nach den heftigen Regengüssen der letzten Tage brachen wir dann auf, einen neuen alguidar zu holen. Wenn man damit die alte Weltordnung wieder herstellen kann…

Wie wunderbar! Da stand die rote irdene Backschüssel, innen glatt und fein glasiert, mit einem Durchmesser von 70 cm, da stand sie: einladend, ausladend.
Das Glück des Lebens. Die Erfüllung der Träume. Das glänzende rote Goldstück. Für 30 Eros zu haben. Und doch mehr wert als alles Gold der Inkas, das jemals von portugiesischen Seefahrern abtransportiert wurde.

Wir zogen heim, vorsichtig, langsam.
In Gedanken und im Voraus knetete die gute Nachbarin schon mal ihren Teig, den köstlichen, den duftenden aus duftendem Maismehl, in ihrem schönen neuen alguidar, formte ihn zu runden Laiben und schob diese mit der escudela in den warmen Ofen. Glücklich, glückselig. Bem aventurada.

Alguidar – escudela -
Diese beiden Wörter.
Mit soviel Liebe und Zärtlichkeit und immer wieder gesagt.
Alguidar und escudela.

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