Neue Dorfnachrichten

Verfasst am: 13. Februar 2006 von Barbara 1 Kommentar

1.
Unsere Grundschule wird aufgelöst. Es sind in den 4 ersten Klassen der Escola Primaria nur noch 8 oder 10 Kinder. Die meisten werden nach den Sommerferien  sowieso zur weiterführenden Schule in die Kreisstadt gehen.
Schade, und was wird nun?
Darüber wird überall heiß diskutiert.
Also, man könnte aus der Schule nun ein Gemeindehaus machen, wo Versammlungen und Wahlkundgebungen und Gemeindestunden abgehalten werden.  Wir haben da doch schon einmal eine Lesung gemacht mit Fado, das wäre doch was! Und endlich ein Übungsraum für das Krippenspiel und andere Veranstaltungen. Oder eine Turnhalle, einen Gymnastiksaal, eine Tanzfläche, einen Raum für eine ärztliche Sprechstunde, einen Leseraum mit Teeküche, wir könnten endlich eine Bühne bauen, -
So viele Möglichkeiten!
Aber trotzdem ist es zum Heulen, dass es jetzt überall – auch in den privaten Wohnhäusern – so viel Raum und keine Kinder mehr gibt.

2.
Im Dorfmittelpunkt, auf dem freien Plätzchen bei der Bushaltestelle, liegen jetzt Berge von Kanalrohren. Nun geht es also los, das Dorf bekommt Kanalisation. Ist ja auch sinnvoll, jetzt die Straße aufzureißen und Kanalrohre zu verlegen, nachdem die Dorfstraße gerade fertig geteert und erneuert wurde. Hahaha.
Das wird übrigens ein teurer Spaß, denn den Anschlusss und die Pumpen muss jeder selbst bezahlen.
Und nie mehr wird der liebliche Geruch durchs Dorf ziehen, wenn der Cartao mit seinem Güllefass irgendwo den Inhalt einer Sickergrube spazieren fährt.  Ach ja…  Jauche und Levkojen.

3.
Die Gedenkstätte von Dr. Gregorio wird erweitert und verschönert. Vor den beiden Votivkapellen und dem Räucheraltar wurde eine schöne Zement-Andachts-Säule mit Dach errichtet, auf der die lebensgroße Statue des Sao Gregorio mit Chaplinhut stehen wird. Die Sponsorin ist gerade anwesen und voll im Einsatz: sie fegt das Kapellchen aus, schmeißt energisch die welken Blumen auf die Straße, kippt das  Blumenwasser aus und berichtet stolz, dass die wunderschöne Statue extra aus Venezuela eingeflogen wurde, was übrigens keinen Cent gekostet habe. Alles auf Spendenbasis!  Außerdem sei der Prozess der Seligsprechung – der Erhebung zu den Altären – eingeleitet worden.
Vor den Kapellen kniet Nelson und fliest den Boden mit Bruchstücken von weißem Marmor und hellem Granit. Er arbeitet in der Februarsonne mit nacktem Oberkörper und ist sehr fleißig und fröhlich.
Im benachbarten Weinfeld arbeiten die alten Bauersleute, die Frauen singen, die Männer rufen manchmal scherzhaft und in einem völlig unverständlichen Portugiesisch etwas zu den drei Leuten herüber, die beim Heiligtum beschäftigt sind und auch sozusagen im Weinberg des Herrn arbeiten.
Ein Bächlein gluckert, die Stare singen, die Pinien knistern,
Das Leben ist sinnvoll und schön.

4.
Der junge Familienvater Dorindito ist nach seiner Operation wieder zurück  und besucht die Sonntagsmesse , als sei nichts gewesen. Auf seinem kahlgeschorenen Kopf erkennt man deutlich die Narben, die wie ein Kreuz über den Schädel gezogen sind. "Wie schön, dich wiederzusehen! Und wie geht denn die Behandlung weiter? Bekommst du Bestrahlungen oder Chemotherapie gegen deinen Hirntumor?"
"Nein, weder das eine , noch das andere", sagt er. "Ich wurde nur operiert, der Tumor wurde entfernt, alles ist gut."
Mannomann, denke ich und mein Herz setzt eine Sekunde aus, das ist ja nicht zu fassen, das ist ja wunderbar, – wo wir doch so Angst um ihn hatten und alle in der nächtlichen Kirche auf den Knien lagen und beteten. Das ist ja wirklich wunderbar.

Eine Antwort

  1. hh schreibt:

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