Sonne und Regen im Januar

Verfasst am: 17. Januar 2005 von Barbara Keine Kommentare

Sonne und Regen im Januar

"Es müsste jetzt endlich regnen", sagt der Nachbar. "Das ist doch gar kein richtiger Winter in diesem Jahr. Im Winter muss es regnen, da muss die Erde das Wasser aufnehmen und speichern, damit wir im Sommer genug Wasser haben. Wenn es jetzt nicht bald regnet, dann sehe ich schwarz für dieses Jahr."

Ich finde, er sieht immer schwarz. Er sieht schwarz, wenn es regnet, und er sieht schwarz, wenn es nicht regnet.

"Hat es hier schon jemals einen Sommer gegeben, in dem das Wasser knapp war?", fragen wir. "Kannst du dich an solche Trocken- oder Dürrezeiten erinnern?"

"Nein", sagt er nach langem Überlegen, "nein, in diesem Landstrich gab es sowas nicht, hier ist es immer sehr feucht, es war immer genug Wasser da."

Warum jammert er dann, weit voraussehend, und warum betreibt er solche Vorratshaltung? Scheint so eine bäuerliche Eigenschaft zu sein. möglichst viele Vorräte in den Scheunen und Weinkellern zu haben. Die meisten Bauern hier zum Beispiel trinken gar keinen Wein, kaufen aber jedes Jahr Hektoliter ein, bauen ihre Garagen zu Weinkellern aus und haben ihre Fässer Voller Wein und ihre Regale voller Flaschen.

Auf unserer Wanderung in der Umgebung des Dorfes schauen wir in jeden Brunnen und versuchen zu erkennen, wie hoch das Wasser steht. Und siehe da, alle diese Brunnen auf den Feldern sind hoch gefüllt. Da ist noch keine Not. Hoffentlich scheint die Sonne noch ein wenig und wärmt unser Herz und unser Gebein. Denken so auch die alten Leute, die auf den Stufen ihrer Häuser in der Januarsonne sitzen? "Heute ist es warm", sagen sie, "aber gib acht, dass die Sonne dir nicht auf den Kopf scheint, setze immer einen Hut auf, die Sonne schadet sehr. Die Sonne ist böse. Ach ja, es müsste bald regnen, der Regen fehlt in diesem Jahr."

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