Geschenke

Verfasst am: 5. Januar 2005 von Barbara 2 Kommentare

Unser Nachbarort rüstet sich für das große Fest der „Heiligen Drei Könige“ am kommenden Sonntag, 9. Januar. Da spielen die Mitglieder der Volkstanzgruppe den ganzen Tag die Weihnachtsgeschichte an verschiedenen Schauplätzen. Es beginnt mit der Verkündigung (der Englische Gruß!) hinten in einer kleinen Kapelle und zieht sich durch den ganzen großen Ort (Palhaca ist ein sogenannter Marktflecken.), Hirten auf dem Feld, Geburt, Stall von Bethlehem, Besuch der drei Weisen aus dem Orient, Königspalast des Herodes, Flucht nach Ägypten …

Und in einer großen Wagen-Prozession kann man die eingesammelten Spenden (Kürbisse, Kartoffeln, Kraut und Rüben) und die Zeichen und Trophäen der Vereine und andere bewundernswerte Insignien der Selbstdarstellung zur Kenntnis nehmen.

Aus unserem Dorf geht kaum noch jemand dahin, „man kennt das ja bereits“ und außerdem haben wir jetzt unser eigenes Jodeldiplom, jawohl, – ich meine Krippenspiel.

Und noch weiter außerdem: wir hier haben Epiphanias schon am 2. Januar gefeiert, da war Sonntag und kein besonderes Fest ausgerufen, also wurden da die drei Weisen aus dem Morgenland aufgeboten, die ihre Geschenke darbringen. Eigentlich waren Hagen und ich darüber sehr enttäuscht, denn wir hatten gehofft, unsere 3 Könige noch einmal zu einer Kostümierung überreden zu können, weil erstens die Fotos aus der Heiligen Nacht nichts geworden sind und zweitens so ein Auftritt doch beeindruckend und sinnenfällig wäre. Nein, das war nichts, auch mit einem Aufruf zu Spenden für Südostasien war es nichts, die Katastrophe wurde gar nicht erwähnt. Irgendwie seltsam.

Vielleicht fiel mir deswegen auf, was man in Portugal für ein Wort benutzt, wenn man von Geschenken spricht. Die Vokabel „oferta“ (Angebot!)  wird seltener benutzt als das Wort „prenda“. Die Weisen aus dem Morgenland bringen als „Prenda“ Gold, Weihrauch und Myrrhe mit, das sind ihre symbolträchtigen „Prendas“.

Prenda kommt doch aber von prender = festhalten. (Man vergleiche das französische Verb prendre. )
Prendas gibt man somit nicht weg, sondern hält sie fest??
Nach dem Motto  „Nehmen ist seliger denn Geben“  - oder wie?

Also, ich weiß nicht…

Schobert und Black sangen einst den Limerick:

Seliger, sagte in Theben
Ein Weiser, ist Nehmen denn Geben.
Ob Gutes, ob Schlimmes,
o gib es nicht, nimm es!
Sprach es und nahm sich das Leben.

2 Antworten

  1. Barbara schreibt:

    Heute habe ich noch einmal in einem großen Portug. Wörterbuch nachgesehen und festgestellt, dass das Wort prenda vom Verb  "prendar" kommt, das im Lateinischen "pignorare" heißt. Was aber bedeutet denn bloß pignorare??
    "prendar" ist nicht identisch mit dem portug. "prender" (vom lat. prendere).

    Nun bin ich froh, dass die 3 Weisen aus dem Orient doch ihre Geschenke nicht festhalten=prender, sondern abliefern= prendar, wie es dem weltweiten großzügigen Opfersinn und der überwältigenden Spendenfreudigkeit für die Hilfe nach der Flutkatastrophe in Südostasien – besonders der Deutschen, wie Bundeskanzler Schröder in aller bescheidenheit sagte – entspricht.

  2. Volkmar schreibt:

    Ist doch gut, dass ich meinen ausgefransten Stowasser aus Abiturzeiten nicht weggeworfen habe. Der sagt etwas zu dem Wort pignus (pignoris): 1. Pfand, Unterpfand, z.B. pignora auferre. 2. kann pignus auch ein Kind sein, oder ein Verwandter, als Unterpfand der Liebe (das ist doch ein schönes Geschenk!); und 3. ist pignus eine Bürgschaft oder ein Beweis.
    Die Portugiesen schenken also sehr viel, wenn sie was bringen.
    (Wir geben ja nur: "Gift", Mitgift. Schreckliches Wort.)

    Zu einem Verb "pignorare" sagt mein Stowasser aber nichts, brauchte man wohl nicht zum Abitur. Oder es existierte nicht im klassischen Latein. Das Substantiv wird immer mit einem anderen Verb verbunden, also p. certare, p. ponere usw. Wahrscheinlich wird das Verb pignorare im Mittellatein entstanden sein, direkt in Portugal. Nehme ich an.

    Frohes Neues Jahr.

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