Krippenspiel 2004/6. (Nacht)

Verfasst am: 26. Dezember 2004 von Barbara 1 Kommentar

6. Das Krippenspiel in der Heiligen Nacht

Lange vor 23 Uhr hatten sich schon viele versammelt und freuten sich beim Anblick der Tiere, die die Küstersleute nach Bethlehem in den Stall gebracht hatten. Da war eine muntere Ziege, da stolzierte ein schöner bunter Hahn mit zwei, drei Hühnern herum (die dann bei der Lesung plötzlich losgackerten, als wollten sie noch ein Ei spendieren), auch zwei Gänse und zwei Flugenten waren zu sehen.

Dann brachte Arcelina ihr schwarzweißes Stierkälbchen an, das sich erst ein wenig sträubte, dann aber friedlich vor sich hin fraß. Ihm gefiel wohl diese Atmosphäre der Liebe und Zärtlichkeit, auch die Nachbarschaft der beiden freundlichen Esel, die schon lange Weihnachtserfahrung haben, tat ihm gut. Alle drängten sich um die Tiere, streichelten und bewunderten sie.

Jetzt erst weiß ich, warum die Frauen im Kirchenchor immer so gekichert haben: Sie waren verlegen und unsicher und wussten nicht recht, ob sie es wagen konnten, dieses junge Kälbchen für die Rolle als "Ochs und Esel"  im Weihnachts-Evangelium anzubieten.

Das Feuer loderte, die Menschen strömten herbei – "Adeste fideles", der Padre der Hauptkirche, begleitet von drei mexikanischen Schwestern in ihrer weißen Festtracht, kam an und begrüßte  liebevoll seine Gemeindemitglieder.

Die Schar der Engel wuchs. Es gab schon keine Goldbänder und Gewänder mehr. Einige von den hübschen Kindern habe ich hier noch nie gesehen. Sie schlossen sich der andächtigen Schwester an, zogen in Reih und Glied zum Kirchplatz und nahmen dort Platz. Immer wieder schauten sie diesen Oberengel an, der mit fromm aneinander gelegten Händen dem Geschehen lauschte, und sie ahmten ihn nach und saßen auch anbetend da "wie die Engel".

Leider war Marias Stimme nicht wiedergekommen, aber wir unterstützten sie dann beim Singen. Im Dunkel der Nacht fiel es nicht so auf, dass noch andere den Mund bewegten. Und das Wiegenlied sang nachher Maria Dolores ganz allein, die so eine schöne Stimme hat.

"Na, wie war das Krippenspiel?"
Was soll ich darauf nur in wenigen Sätzen antworten?

Es war einfach soo sehr schön, es war ganz anders als im letzten Jahr, vielleicht noch schöner, vielleicht noch improvisierter und inniger, vielleicht noch perfekter und gekonnter. Aber auf jeden Fall war es schöööön.

Traurig hängte Maria ihren blauen Umhang und das rote Kleid weg und sagte mit heiserer Stimme: "Schade, ich hätte gerne so schön gesungen… Nun ja,… dann eben nächstes Jahr !"

Eine Antwort

  1. Volkmar schreibt:

    Kompliment für das gelungene Krippenspiel. Dann hat sich Eure Waage ja wieder auf Normalniveau eingependelt, nachdem sich in Meckpom die eine Schale so tief gesenkt hatte.

    Hier in Nordfrankreich gab es in unserer Stadt am Heiligabend einen rappelvollen Familiengottesdienst (in der katholischen Kirche, die Evangelischen machen hier nicht). Der Priester fragte die Kinder, ob sie sich ein Brüderchen wünschten (er wollte natürlich auf Jesus hinaus). Alle wollten ein Brüderchen haben, und die Eltern nickten stolz.
    Auf die Frage wäre ich in Deutschland bei der Familienpolitik gar nicht gekommen, und die Eltern hätten sicher auch nicht ihr Einverständnis genickt.

    Viele Grüße

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