Atlantico

Verfasst am: 23. November 2004 von Barbara Keine Kommentare

Der Atlantik. Er läßt einen nicht los. Das Meer ruft. Saudade.

Es war Sommer und ich hatte endlich mal wieder nach Portugal gefunden.

Papa setzte uns am Strand ab. Da saß ich nun hinter einem Wintschutz, unter einem Sonnenschirm, eingecremt mit hohem Lichtschutzfaktor, mit langärmlichen T-Shirt, Strandrock, Sonnenbrille und einem Handtuch über den Füßen. Das war bestimmt ein tolles Bild! Keine Sonne gewohnt und dabei hatte ich sie doch so nötig.

So saß ich nun an meiem lieben Atlantik und schaute hinaus und bis zum Horizont. Nichts, nein nichts hatte sich geändert in all den Jahren. Es war der gleiche Strand, die gleichen Wellen, egal wie die jahre kamen und gingen, hier hob sich alle Zeit auf. Irgendwie wird man nicht alt am Meer. Zumindesten merkt man es nicht, denn das Meer ändert sich nicht und man schaut ja aufs Meer uund nicht auf sich.

Ich war froh hier zu sein. Nur die Flugzeuge, die störten. Ich blickte mich um. Militärflugzeuge hier? Aber ich sah nichts. Warscheinlich fligen sie irgendwo hinter den Dünen. Ich blickte aufs Meer. Und langsam, ganz langsam und mit jeder Welle, die anbrandete, kam es mir. Flugzeuge? Nein, daß waren keine Flugzeuge. Das war – das war – es war die Brandung!

Dieses Rauschen und brausen – das war das Meer, das war mein Atlantik. Oh Himmel! Bin ich schon so lange nicht mehr hier gewesen? Binich schon so verstädtet? Ist mein Blick, mein Gehör, mein Leben schon so beschränkt, daß ich Meeresrauschen für ein Flugzeug halte? Sicher wohne ich mitten im Rhein-Main-Gebiet und sehe und höre jeden Tag viele Flugzeuge. Das Rauschen vor meinem Fenster ist der tägliche Berufsverkehr und die Ebee und Flut ist die Rushhour am morgen und am abend.

Diese Erkenntnis machte mich nachdenklich. Wie sehr habe ich mich doch vom alltäglichen ablenken lassen. Wie selten war ich doch hier. Hätte ich eine goße Muschel, dann könnte ich vieleicht auch in Deutschland mal nach dem  Meer hören. Ich blickte auf den Atlantik und versprach, daß mir sowas nicht nochmal passiert.

Als ich mir ein halbes Jahr später eine neue Wohnung nahm, da war mir eines wichtig. Der Blick geht bis zum Horizont. Ich habe freien Blick. Ich sehe den Himmel, sehe die Flugzeuge, die sich zum Anflug einfädeln, ich höre das Rauschen vom Verkehr, aber ich denke ans Meer. Ich schließe die Augen und denke mich an meinen Atlantik.

Mag sein, daß meine Wohnung teuer ist, aber von hier aus sehe ich – irgendwie – das Meer.

Eine Antwort verfassen