Lichttherapie

Verfasst am: 21. Januar 2004 von Barbara 1 Kommentar

In einer Reha-Klinik stellte eine begeisterte Ärztin uns einmal ihr Gerät für Lichttherapie vor und erzählte voll Fröhlichkeit und Überzeugung von den tollen Erfolgen, so dass wir schon vermuteten, sie sitzt selber ständig vor den Lichtquellen und lässt Geist und Seele erleuchten.

Das fiel mir beim Anblick der neongrünen, mit neongelb blühendem Klee übersäten Wiesen im Süden Portugals ein.  Du schaust auf diese frühlingsfrischen Matten, über die sich ein eindeutig blauer Himmel spannt, und du glaubst plötzlich wieder an das Gute auf der Welt, glaubst an Frühling, Jugend, Glück und Lachen und daran, dass sogar die Bauarbeiten auf deinem Grunstück mit dem alten baufälligen Haus einmal beendet sein werden und sich alle Dinge zum Guten kehren.

Als Winter-Depression erklärte eine junge Frau im grauen Nordosten Deutschlands ihre Krankheit,  Lichtmangel sei der Grund für seine Schlafstörungen und sein Unbehagen, schrieb ein Pastor.
Was macht man dagegen?

Nicht umsonst wird in der Weihnachtszeit so viel vom "Licht, das in die Welt gekommen", von "O Jesus, schöne Weihnachtssonne" und dem "aufgedrungenen Morgenstern" gesprochen. Wir brauchen das Licht, wir sehnen uns nach Licht, wir werden krank bei Lichtmangel.
Man solle sich einen gelben Tulpenstrauß hinstellen, alle Lichtquellen in der Wohnung strahlen lassen, an helle Dinge denken, raten die Ärzte und Psychologen, falls man nicht zu den leuchtenden neongelben Frühlingswiesen Südportugals fahren kann. Wer kann denn das schon?

An so einem warmen Tag – 25 Grad in der Sonne, bläulich blühten Lavendel und Rosmarin, strahlendblau war der Himmel, das Sonnenlicht flirrte auf den silbernen Blättchen der Ölbäume – krochen auf einmal die Maikäfer aus der Erde. Maikäfer! Im Januar! Sie krochen unter den Steinen der Terrasse hervor und drängten ans Licht, streckten ihre Beinchen und Fühler in der Sonne aus, wärmten sich und flogen als Schwarm davon. Ein Maikäferschwarm im Januar! Es ist nicht zu fassen.

"Wacht auf, Verdammte dieser Erde…",  fiel mir ein. Und ich sang: "Auferstanden aus Ruinen…" und "Aus grauer Städte Mauern ziehn wir ins weite Feld" und dieses und ein anderes und noch mehr.
Nanu!
Wir lachten.
Was für forsche Auferstehungslieder kamen denn da aus der Tiefe hervor?

Die Sonne bringt es an den Tag. Sie hatte nicht nur die Maikäfer und Lieder, von denen wir glaubten, sie seien schon längst ausgestorben, sondern auch neue Hoffnung an den Tag gebracht. Die Sonne blätterte nicht nur im Zitatenschatz  und im vergessenen Liedgut, sondern blätterte auch die Seiten (Saiten) der Seele um. "Licht, das in die Welt gekommen, auf und mehre deinen Schein!" Und plötzlich war alles viel leichter zu ertragen und überhaupt nicht mehr schlimm.

Eine Antwort

  1. Töchterlein schreibt:

    Ja, die Farben und das Licht.

    Seit gestern steht in meinem Zimmer ein Frühjahrskörbchen. Ein kleines Weidenkörbchen mit Erde und Moos befüllt und Zweiglein besteckt und mit einer blauen Primel, einer roten Tulpe und einer osterglocke, die aber noch Zeit braucht. Ja, Pflanzen und Farbe braucht man. Ich brauche sowas in meiner Wohnung und an meinem Bürotisch.

    Und Lichter?

    Ich sehe aus meienm Fenster und sehe die Lichter der ganzen Stadt. Und am HImmel der Mond und die Sterne. Und am Horizont zieht ein Licht vorbei – ein Flieger auf dem Weg in die Ferne.
    Wie die Lichter am Weihnachtsbaum – überall Licht, überall Leben.
    Ich bin hier nicht alleine – vor meinem Fenster ist lauter Leben.

    Das Licht, daß wir an Weihnachten geschenkt bekommen, brennt in unserem Herz das ganze Jahr. Jeden Tag ist ein klein bischen Weihnachten – sagt mir mein kleiner Engel, der hier am PC Steht und lacht mich an. Es ist der Weihnachtsengel von 2003.

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