Der 13. Mai

Verfasst am: 13. Mai 2003 von Barbara 1 Kommentar

13. Mai

Lieber Claudio ,
heute ist in Fatima ein großer Feiertag zu Ehren der Senhora, die immer am 13. erschien. (Du kannst einmal hier bei www.luazul.com in meinem "Internet –Tagebuch" nachschauen, da erscheint sie virtuell.) Mehr als 30.000 Menschen  haben sich dort versammelt, wir sahen sie seit Tagen wandern…

Es ist ein ganz herrlicher Maientag. Die Sonne scheint, der Himmel ist himmelblau, die Spatzen tschilpen, die Orangenbäume duften süß und betörend, die Bienen summen, meine samtbraunen Iris aus Südfrankreich sind alle auf einmal aufgeblüht, und die Rosen wetteifern mit duftenden Blüten. Die "Rose von Alexandria", eine ganz alte Sorte ohne Dornen, hat 18 riesige gefüllte Blüten von 15 cm Durchmesser.
Das Dorf ist ganz still und friedlich. Die Kirchturmuhr sagt die Zeit an mit der Ave-Maria-Melodie "Am 13. Mai im Tale von Iria…" Nur früh am Morgen hörte man in der Ferne einen Trecker auf dem Feld.

Um 11 Uhr wurde für das Dorf der Gottesdienst von Fatima per Lautsprecher übertragen. Das machen die frommen Küstersleute immer so. Dann legt jeder die Arbeit nieder und lauscht den Worten, betet oder summt mit.
Damals, als die Bauarbeiter noch hier gearbeitet haben, erklärten sie uns an diesem Tag, der kein offizieller Feiertag ist, dass sie an diesem 13. Mai nicht arbeiten, weil kein Segen darauf liegt. Einer sei doch mal aufs Feld gefahren, aber danach hat ein Hagel die ganze Ernte vernichtet, und einer habe über die Marien-Erscheinung gespottet und weiter geschafft, da hat ihn der Blitz getroffen. Und so bleiben sie andächtig im Schatten des Hauses sitzen und lauschen.

Das Fernsehen überträgt die Feierlichkeiten auch und zeigt die Menschenmenge und die Priesterschar, zeigt auch das Kruzifix und (allerdings gar nicht so oft) die drei Hirtenkinder und die Nossa Senhora. Manchmal auch eine Großaufnahme von einem Gesicht. Es gibt wunderschöne alte Frauen unter den  vielen Tausend Gläubigen.

Auf die Fürbitten in allen Sprachen folgte eine Andacht, zu der plötzlich ein inniges Lied angestimmt wurde: "O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit…"
Nach meiner anfänglichen Schilderung des lieblichen Maientages kannst du dir diese eigenartige Stimmung sicher vorstellen: Unser deutsches Weihnachtslied im blauen portugiesischen Äther, vermischt mit Orangenblüten- und Rosenduft und Vogelsang und Bienengesumm! (Es ist ja eigentlich keine deutsche, sondern eine sizilianische Melodie. Aber für uns gehört nun mal Tannenduft, Schnee und Kerzenlicht zu diesem Lied.) Doch ganz gleich, ob Winterkälte oder Maimorgen: Es ist eine fröhliche, selige, (knaben)gnadenbringende Zeit. Noch nie ist mir so bewusst geworden, welch himmlischer Friede über diesem Dorf liegt

Manchmal denke ich, ich wandere durch einen Traum.

Eine Antwort

  1. Jung schreibt:

    Dies ist kein Kommentar, sondern ein Versuchsballon. Meine Nachrichten kommen immer zurück, weil der Server meine Adresse unter luazul.com neuerdings nicht annimmt. Woran liegt das? Kommt dieser Ballon auch zurück?
    Beste Grüße Volkmar

Eine Antwort verfassen