Im Algarve

Verfasst am: 24. Januar 2003 von Barbara 1 Kommentar

Lieber Claudio,

wir haben gerade unseren traditionellen Wochenend-Besuch im Algarve gemacht. Dort hat es genauso heftig geregnet wie hier. Es war ziemlich kalt und gar nicht so, wie sich der kleine Max "die" Algarve vorstellt. Aber das war uns ja schon lange bekannt, und gerade deswegen fahren wir ja auch im Januar dorthin, denn es gibt zu dieser Zeit wenige Touristen und wenig Rummel. Dann bleibt uns ein bisschen die Illusion von "unserem" schönen geliebten Portugal erhalten.

Wir waren bei Klaus und Alo eingeladen, die hoch oben in den Bergen ein schönes altes Haus im Stil der Gegend haben, ein altes Steinhaus mit steinernen verzierten Fensterstürzen und braunen Holzläden, mit dicken gekalkten Wänden, einer Balkendecke und einem großen Kamin. Die Vorderfront mit 3 Türen öffnet sich nach Süden, dahinter liegt ein wunderbar heimeliger großer Raum auf 2 Ebenen, Wohnraum und Küche. Es duftet nach Rauch, Kräutern und gebratenem Speck, und ich dachte sofort wieder: Hier kommt man nach Hause.

Das berührt mich ewig Herumirrende hier immer so besonders, dass die Menschen "zuhause" sind, bei sich, dass sie in sich ruhen und auf dem Heimweg sind. Es bedeutet einem Flüchtigen, Heimatlosen und Emigranten sehr viel mehr als den sesshaften Dorfbewohnern, ein Zuhause zu haben.

Zum Lesen lieh ich das Buch "Wildkräuter und Zufriedenheit" der Engländerin Ruth Banks aus (die deutsche Übersetzung erschien 1998 bei IN LOCO), die in einer Art Tagebuch den Erwerb und die Renovierung eines alten Hauses in einem Bergdorf im Algarve beschreibt. Sie machte ähnliche Erfahrungen wie wir alle mit den Nachbarn und Behörden und Arbeitern. Als Engländerin ist sie froh, dem ewigen Regen, dem grauen Himmel und den übervölkerten Städten entkommen zu sein, aber (oder deswegen gerade): sie schreibt ganz sachlich und ohne Überschwang vom Licht und von der Flora im Algarve, von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen.

Leider habe ich auf jeder Seite so viele Fehler gesehen, es tut mir leid um diese schlechte deutsche Übersetzung mit den Grammatik-, Setz-, Zeichen- und liederlichen Druckfehlern. Vielleicht biete ich dem Verlag meine Dienste als Korrektor an, ehrenamtlich natürlich. "Rettet der deutsch Sprak."

Als wir hier im Dorf ankamen, lief ich sofort in den Garten, der mir nach der Berglandschaft mit den Johannisbrotbäumen (Alfarroba), Korkeichen, Agaven und Oliven wie eine grüne tropische Hölle vorkam. Alles ist hier nass und grün und fruchtbar, die üppigen Orangen, Mandarinen und Zitronen, die rosa Kamelie mit Hunderten von Blüten, die riesigen Callablüten und -blätter, der hohe Kohl, und dann diese wuchernde Wildnis von Gras und Unkraut.

Dieses Land ist so klein, aber auf dem begrenztem Gebiet so unterschiedlich, abwechslungsreich und interessant. Kein Wunder, wenn manch einer noch nie das Dorf oder seine Heimat verlassen hat. Was sucht er denn? Es gibt da draußen nichts, was er nicht auch hier hätte. Also, nichts geht doch über Portugal.

Eine Antwort

  1. Heinz Grasmück schreibt:

    Portugal é fantástico, é verdade!

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