Mein Dorf fiebert dem großen Fest am 18. August entgegen. Die Straßen sind schon geschmückt und mit den Bögen überspannt, natürlich nicht alle Straßen, sondern nur die Einfahrtschneisen und die Rua Principal.
In der Nachbarschaft ist mit Ferienbeginn die Knallerei ausgebrochen, in jedem Dorf hämmern bis in die Nacht die Bässe der Musikbands.
Das Festkommitée unseres Dorfes hat aber , was das Angebot der Musik angeht, den Vogel abgeschossen. An den Ortseingängen (es gibt deren etwa 8, davon 3 Hauptzufahrten) stehen riesige Wände, mit merkwürdigen Runen bemalt. Da liest man ungelenk geschriebene Zahlen und dahinter geheimnisvolle Buchstaben, aber wir Eingeweihten wissen, dass das bedeutet: am 18. August spielen die "Très Tons", am 19. spielt "MEGA", am 20. "TV5"…
Dorindo fuhr schon im Januar herum und kaufte die Bands ein und buchte die beliebtesten Attraktionen. Manchmal kam er mit Arcelina ganz erschöpft zurück, sie hatte sich ja alles vorführen lassen und anhören müssen.
Und für die Finanzierung dieses Grandiosen Festes (nicht nur die Musikgruppen, die Dekoration und die Getränke kosten viel, man zahlt z. B. dem Bischof für die Erlaubnis, die Heiligen aus der Kirche hinaus und durchs Dorf tragen zu dürfen, 200 Euros) wurde vom ersten Regierungs-Tag des neu gewählten Dorffest-Ausschusses an viel Geld gesammelt und alles mögliche verkauft, diesmal verkauften sie Regenschirme mit dem Aufdruck "Unsere Liebe Frau von der Gesundheit 2002". Wir kauften auch zwei, und seitdem hat es nie mehr so richtig gegossen.
Ich wollte eigentlich in diesem Jahr so gerne ein Theaterstück einüben und aufführen, es ist auch schon geschrieben, (eine tolle Klamotte, die hier bodenständigen Witz entfaltet), aber leider noch nicht übersetzt, und zudem waren die Darsteller, man braucht dazu 10 männliche Schauspieler, auch immer unpässlich, was mich nicht mehr wundert. Das ist hier typischerweise immer so. (Männer und Frohe Weihnachten, du weißt ja.)
Die Frauen wirtschaften schon seit langem emsig in Haus, Hof und Garten. Es wird gewaschen und geputzt und gestrichen und gekalkt und gefegt. Und diese Betriebsamkeit liegt in der Luft, ein gefährlicher, ansteckender Virus, der verheerend um sich greift.
Ich habe auch schon den Putzfimmel.