Salomonsiegel

Verfasst am: 1. August 2002 von Barbara Keine Kommentare

Lieber Claudio,
wir hatten doch manchmal diese Macumbas (fetischistische Zeremonien aus Brasilien) am Strand beobachtet und den Fischer gefragt, wer das da wann und warum gemacht hat. "Bruxaria", hat er dann gemurmelt. Und einmal, als ich wieder fragte, was der üppig gedeckte Tisch im Sand bedeute, ergriff er meine rechte Hand, schaute sich die Innenfläche an und sagte: "Es ist alles gut, aber nichts berühren."
Was hat er da gesehen?
Was habe ich in meiner rechten Hand?

Die älteren Frauen erklärten mir auf mein langes Fragen, das sei das "Hand-ohne-Böses-Zeichen", das Cinque-sem-mau. Auch der fünfzackige Stern, der Drudenfuß, den die Nachbarn an ihre Hauswände malen, sei ein solches Zeichen, das die bösen Geister abwehrt. Dieses "Wer-dies-nicht-kann-kriegt-keinen-Mann" – Sternchen und die merkwürdige Bezeichnung (Hand ohne Böses – cinque-sem-mal) hat uns sehr beschäftigt, vor allem Heinz, der den Auskünften wegen grammatischer Verzwicktheiten und fadenscheiniger Erklärungen sowieso nicht traute und der Sache wissenschaftlich auf den Grund ging.

Nun las er in dem Buch von José Pedro Paiva: BRUXARIA E SUPERSTIÇAO  - NUM PAIS SEM "CAÇA  ÀS BRUXAS" die richtige Deutung. Seine Begeisterung und der Eifer, solche sprachlichen Dinge im Portugiesischen aufzuspüren, reißt uns immer sehr mit. Es ist super! Jetzt wissen wir es:
Also, dieser Fünfzack oder die Handlinien, die einen Stern bilden, sind eigentlich das Siegel Salomons (Selo de Salomão) oder auch der sechszackige Davidstern (Estrela de David), der aus 2 Dreiecken besteht. Diese ursprüngliche Bezeichnung ist mit der Zeit vergessen und sprachlich verwaschen worden wie in unserem deutschen (? naja…) Wort HOKUSPOKUS, das aus dem lateinischen "Hoc est corpus meus" kommt und vom Volk nicht verstanden wurde.

Auch in Portugal verstand man das "Signo de Salomão" nicht und machte daraus Signo Saimão. José Pedro Paiva schreibt, das sei eine "corrupção" des alten Begriffes. Die Leute machten mit der Zeit aus dem Salomonsiegel die Bezeichnung SIGNOS SAIMÕES , was sich dann so anhört wie Cinque-sem-mau – und keiner weiß mehr, was das sein soll.

Jetzt schaue ich mir meine Handlinien an und weiß ebenfalls nicht so recht, was soll es bedeuten…?

(Allein, das Wort Salomonsiegel für eine schattenliebende Waldpflanze gefällt mir, zumal wir gestern in paradiesischen Gärten spazierten und schöne Pflanzen entdeckten. Das erzähle ich dir morgen.)

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