Sommerstille

Verfasst am: 18. Juli 2002 von Barbara Keine Kommentare

Lieber Claudio,
diese provencalische Lavendelduft-Stille von Alphonse Daudet kann ich wirklich hier nicht spüren, ich lausche angestrengt und fühle den Sommer über dem Land- aber da ist morgens das Spatzengeschilpe im Bougainvillea-Busch, der so üppig blüht, das fröhliche Bellen der Hunde, die Stimmen auf dem Feld, das Tuckern der Traktoren, die Glocke mit ihrem wehmütigen Viertelstunden-Gesang.
Und immer der frische Atlantik-Wind. Die Hitze steht hier ja nicht tödlich still, und  es ist nicht so trocken, dass wie im Algarve Waldbrände entstehen, -
Die Stille ist höchstens in dir selbst drin. Außen kann man sie nicht finden.

Alle Jugendlichen sind in diesen Tagen ausgewandert und zu einem großen Jugendcamp in den Norden gereist, nach Vilar dos Mouros. Das ist ein noch kleineres Dorf als meines mit noch weniger Einwohnern. Da wird gezeltet und gekocht und geredet und gesungen, einmal weg von zuhause!, endlich!, herrlich: alle die vielen fremden jungen Leute, und die Dorfclique mit dem Alibi: Rui, Miguel und Sandra sind auch dabei, die haben hier so einen guten Namen, dass alle anderen damit rehabilitiert sind.

Ich staune trotzdem, dass sie aus der Enge unseres kleinen Dorfes ausbrechen und die Freiheit in einem noch abgeschiedeneren Dorf suchen.

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