Fados

Verfasst am: 4. Juli 2002 von Barbara Keine Kommentare

Lieber Claudio,

da Dorindo mit seiner Mannschaft doch noch gekommen ist, um den Renovierungstermin für März (!!, jetzt ist Anfang Juli, aber immerhin…) einzuhalten, und mit Volldampf arbeitet, habe ich kaum Zeit zum Schreiben, aber für einen kurzen Bericht vom Fadoabend langt’s.

Diese Woche ist seit 12 Jahren in Ilhavo dem "Fado" gewidmet. Es treten viele bekannte Fadistas und Gitarregruppen aus ganz Portugal auf. Man trifft sich auf dem schön angelegten "Amalia -Rodriguez-Platz", einem Odeonsplatz mit einer Freilichtbühne, und singt und klatscht und summt mit und scherzt mit dem Moderator und den Sängern. Es sitzen da im ansteigenden Halbrund 200  bis 300 Hörer, vorwiegend ältere Männer. (Erklär mir mal einer, warum…) Und je später der Abend, desto mehr Publikum. Sie stehen in den Rängen dicht an dicht und lauschen ergriffen und teilnahmsvoll. Ich denke, es waren am Ende 400 oder mehr Zuhörer.

Am Dienstag war der Fado-Abend der Amateure, – AMADORES hört sich viel schöner an -, und unsere Freunde, die uns schon bei den Buchvorstellungen begleitet hatten, waren diesmal "dran": Felix, Maria Eduarda, Lurdes und die Guitaristas Jean und Ernani, im Publikum saßen Maria Carolina und Mario. Sie begrüßen uns mit "Paschtore" und "Barbara", keiner sagt Senhor oder Dona, nicht einmal der sehr gewichtige Radio-Voz-de-Vagos-Mann. Da wird einem doch ganz warm uns Herz. Das tat gut, denn es war sehr kühl, und wir waren noch ganz entsetzt und geschockt wegen des Flugzeugunglücks in Hagens Heimat.

Jeder durfte (wettbewerbsmäßig) 2 Lieder zu Gehör bringen, die Frauen mit schwarzem Fransentuch und paillettenglitzernden Kleidern, die Männer locker in Jeans, eine Hand in der Hosentasche. Ein Nachwuchstalent, ein 12- oder 14jähriger Junge, sang besonders feurig und vor allem sehr deutlich. Sein Vater, der im Gitarrenquartett mitspielte, war sichtbar stolz. Es sind ja immer sehr harmlose, aber schmerzvolle Texte, die meisten preisen das einfache Leben, das Liebesleid und Lisboa, die schöne Stadt.

Nach 2 bis 3 Stunden, während man völlig abgetaucht ist in diese eigenartige Welt mit den langgezogenen Schluchzern und Klagen, waren mir die Fados geheimnisvoller und fremder denn je.

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