Wegen "Meiner blauen Träume" lag es nahe, die blau getünchte Kirche am malerischen Pelourinho-Platz in den hügeligen Seitenstraßen des Altstadtviertels, die Kirche der Lieben Frau vom Rosenkranz zu besuchen. Es ist die Kirche der Schwarzen.
Diese Kirche wurde von den Sklaven im 18. Jhdt. erbaut. 80 Jahre arbeiteten sie in Nachtschichten an "ihrer" Kirche, die ihre Heimat werden sollte. Alle Heiligenfiguren in der Kirche haben dunkle Hautfarbe, und die Betenden und die Küster erklären den Besuchern mit großem Engagement das Gotteshaus.
Ein junger dunkelhäutiger Herr Armando, ein Touristenführer, der uns die Sakristei zeigte, lud uns schließlich zum "Candomblé Autintico" ein, der am selben Abend da und da (diese Versammlungsorte und Kultstätten nennt man Terreiros) um 19:30 Uhr stattfinden sollte. Er gab uns alle Adressen und Telefonnummern an und nannte den Preis von 30 Reais (10 Euro), den jeder Teilnehmer als Beitrag, auch für das anschließende afrikanische Essen, zu zahlen hatte.
Wir waren an diesem Abend schon verabredet, deshalb haben wir uns von Monika und von Gretel Rapp erklären lassen, was ein Candomblé ist:
In Salvador gibt es 365 (katholische) Kirchen, aber mehr als 1000 registrierte - das ist wichtig: registrierte!! - Versammlungsorte für die Orixá-Gottheiten der afrobrasilianischen Bevölkerung. Neben den sonntäglichen Messen treffen sich die Gäubigen, manchmal heimlich wegen der staatlichen Verbote, in diesen Candomblé-Versammlungen mit stark familiärem Charakter, um in langen Zeremonien mit Musik, Trancezuständen und Tanz ihre afrikanischen Gottheiten zu verehren. Den "Vorsitz" bei solchen religiösen Versammlungen hat eine Priesterin, die als "Tochter bzw. Mutter der Gottheit" bezeichnet wird. Sie gibt die zeremoniellen Anweisungen bei jeder Kulthandlung. Heilige Männer, die Orgãos, und Frauen (die Ekedes) unterstützen die Priesterinnen, wenn nach langen Trommelwirbeln, Gesängen, Opferriten und Tänzen die angerufene Orixá-Gottheit in sie fährt und sie Worte und Wahrheiten verkünden lässt.
In dem Film "Orfeo Negro" sucht Orfeo einen solchen Candomblé auf, um seine Geliebte Euridice zu finden. Der Rauschzustand der Priesterin, die Bewegungen und Schreie der Teilnehmer und die mysteriöse Stimmung wirken sogar im Film sehr befremdend auf den jungen Schwarzen, wieviel mehr erst auf einen europäischen Betrachter.
Berührt hat mich allerdings die Erklärung, dass der Höchste aller dieser Orixás der OXALÀ ist. Er ist identisch mit dem Senhor do Bonfim, also mit Christus. In der englischen Übersetzung steht sogar, dass er synkretistisch "der Gott " ist. Er ist ein wunderschöner starker junger Mann, der ganz weiß gekleidet mit silbernen Instrumenten und einem blitzenden Schwert ausgestattet ist. Er wird an einem Freitag (Karfreitag) verehrt. An diesem Tag tragen seine Anhänger weiße Kleidung.
Die Baianas in ihren weiten weißen Röcken und Mantillen und mit prächtigem weißen Kopfputz sind also auf jeden Fall Anhängerinnen des Senhor do Bonfim, des Herren von Bahia. Aber sie sind auch gleichzeitig wohl Candomblé-Anhängerinnen des Oxalá, dem die ganze Welt untertan ist. Und ganz bestimmt verehren sie in dem allen den Sohn Gottes Jesus Christus.
Das Wort Yorubá die diese Kultur abstammt, steht geschrieben in ein Obelisk näher Benin. Es heisst, dass der Enkelsohn von Noah, Nimrode diesen errichten ließ. Y steht für Yeowah. Klingelts?
Das Ifá, das Orakel Spiel die diese Priester benutzen um die Zukunft zu lesen entstammt angeblich aus der I-Ging. Basiert auf 16 odus die wiederum in 16 Bücher unterteilt sind. Ein heilige Zahl für die Orixás 16 die gleich ein ganzes Lebenzyklus darstellen. Geboren, leben, sterben und wiedergeboren werden.
Die Orixás sind die Erzengeln und sind die Heiliger der katholische Kirche und sind auch die gleichen Götter der römische- griechische, Keltische und sogar Nordische Mithologie. Sie sind allerdings in dem Fall nur schwarz. Exú ist Hermes oder Loki oder Lug sogar der Coyote von nord-amerikanische Indios. Der Flüsterer, der Spieler, der Herausforderer dem CHAOS die immer wieder die Ordnung stört damit neues entstehen kann. Sehr spannend zu verstehen.