Nach dem Aufenthalt in Rio war unsere "Festplatte" absolut voll, da war kein bisschen Speicherplatz mehr frei – wie man so schön computerdeutsch sagt. Ich dachte auch, nun kann sowieso nichts Besseres mehr kommen. Was könnte denn diese Erlebnisse noch toppen, was könnte alle die Eindrücke noch steigern, was könnte denn noch toller sein als die Fahrt den Corcovado hinauf zum Jesus Salvador?
Diese Fahrt mit dem roten Bähnle war interessanter als der großartige Rundblick von oben auf die Stadt, auf das Meer und den Zuckerhut, die Lagune und die Strände Leblon, Ipanema und Copacabana. Da flatterten riesige gelbe oder orange Schmetterlinge neben uns her, aus dem Dschungel sprang manchmal ein kleines Äffchen neugierig hervor und verschwand in den Bäumen. Und was für herrliche Bäume waren das! Das fand ich schöner als die Touristen mit ihren (deutschen) Kommentaren oben auf der Aussicht. Und immer hatte man ein bisschen Angst im Herzen, weil man uns vor der Abreise gewarnt hatte, dass man hier überfallen wird.
"Der Bus oder der Zug wird einfach angehalten, und alle werden ausgeplündert oder erschossen."
"Woher weißt du das denn, warst du schon mal da?"
"Nein, aber das habe ich gelesen."
14 Tage Rio de Janeiro.
Nun flogen wir also nach Salvador.
Ich schrieb einen einzigen Satz in mein Tagebuch. Ich war beeindruckt.
Ich schrieb: Brasilien ist sehr groß.
Am Flughafen holte uns Moni ab. Es war warm wie im Backofen und irgendwie aufregend wie vor einem großen Fest. Man feierte noch Sto. António und schon das Johannisfest. Heute abend sollte Hagen in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde im Gottesdienst predigen und danach würde die Gemeinde feiern, mit allem, was in Bahia dazugehört.
Zunächst gehört einmal viel Backwerk aus Maismehl dazu.
Moni steuerte auf der Fahrt durch die Vororte von Salvador viele Läden an, wo es das beste Brot und die besten Brötchen und das beste Gebäck gab, dann holte sie bei einigen Gemeindemitgliedern mehrere Tabletts voller Herrlichkeiten ab, zum Beispiel lauter kleine liebevoll gewickelte Beutel aus Maisblättern, in die süßer Maisbrei gefüllt war.
Ich saß hinten im Auto, umgeben von süßen Sachen und duftenden Kuchen und fremden Gerüchen und heißer Sonne und Monikas klugen Erklärungen zur Stadtgeschichte Salvadors.
Und wir tauchten ein in eine ganz andere Welt…