Im Sala Cecília Meireles in Rio de Janeiro nahmen die festlich gekleideten Zuhörer auf den roten Polstersesseln Platz, während das große Sinfonieorchester "A Orquestra Sinfônica Brasileira" seine Instrumente stimmte. Diese verschiedenen Töne, Saiteninstrumente, Blasinstrumente…, dazu das gedämpfte Stimmengewirr im Saal, haben immer etwas Erregendes. Hinzu kam, dass dieses Konzert am Spätnachmittag einerseits Vertrautes zu bringen schien: Johannes Brahms und Max Bruch standen auf dem Programm, andererseits völlig fremd und ungewöhnlich-ungewohnt war, denn ein Pfingstsamstag in Südamerika hat eben seine eigene Atmosphäre, draußen ist es sommerlich warm, das Leben um das Konzertgebäude herum pulsiert, die Millionenstadt blüht abends explodierend auf, und das deutsch-brasilianische Publikum – nun, davon will ich ja erzählen.
Der Dirigent im schwarzen Frack betrat das Podium und wurde freudig begrüßt.
Dieser Dirigent Ricardo Rocha ist auch der Gründer der Brasilianischen Bachgesellschaft (Cia. Bachiana Brasileira), also der Leiter des Orchesters und Bachchores, und er trägt den deutschen Titel eines Kapellmeisters. Unser Herz hüpfte vor Freude.
Aber es hüpfte noch mehr, und es hüpfte just wie der temperamentvolle Dirigent beim ersten Musikstück eines Alberto Nepomuceno mit dem Titel "O Garatuja". Ja, der Kapellmeister hüpfte und bewegte sich feurig, er ging so mit, dass seine Frackschöße flogen. "Herr Ricardo hat sich einmal beim Dirigieren den Arm ausgekugelt", verriet die brasilianische Dame neben uns, und das beschreibt seinen schwungvollen Stil vielleicht am besten.
Das war eine so gepfeffert-beschwingte Musik, völlig neu für unsere Ohren, mitreißend und amüsant – obwohl wir gar nicht wussten, was ein Garatuja denn eigentlich ist.
"Sicher so etwas wie Petruschka von Strawinsky", sagten wir uns, fragten aber doch leise die Nachbarin, was der Titel bedeute.
Sie beschrieb und erklärte uns das Wort mit Händen und Füßen, was bei uns den Eindruck hinterließ, es handele sich um liederliche Kritzeleien und merkwürdige Zeichen. Das machte diese fröhlich-erzählende, heitere Musik für uns noch verwunderlicher.
Tosender Applaus.
Dann folgte das Violinkonzert von Max Bruch. Diese Musik kennen wir aus früheren Jahren, aus unserem sentimentalen "Zeitalter der Empfindsamkeit", seitdem haben wir aus vielen nicht weiter diskutierbaren Gründen nie wieder dieses Konzert gehört. Nun stand da ein junger Solist namens Daniel Guedes und spielte die bekannten Sätze. Spielte sie so anders, so unerwartet neu und schön, dass man im Publikum kaum zu atmen wagte. Das war Musik, die "unter die Haut ging", das Herz überfließen ließ und viele Menschen zu Tränen rührte. Ich blickte mich verschämt um. Die anderen lauschenden Damen, da der Herr – sie weinten auch. Wie ein Echo auf sein KÖnnen und seine Hingabe kam die Liebe und Sympathie der Zuhörer zu dem Virtuosen zurück.
Prelude – Adagio – Finale.
Die Menschen hörten andächtig und atemlos zu. Und dann standen sie auf und klatschten und riefen Bravo und klatschten ohne Ende und brachten ihre Begeisterung zum Ausdruck. Und machten aus ihrer Dankbarkeit und Freude und Ergriffenheit keinen Hehl.
Daniel Guedes aber nahm seine Geige, verbeugte sich mehrmals dankend und erschien nicht wieder.
Das machte sein Spiel nur noch großartiger.
Das Publikum applaudierte erst recht.
Erstaunlich. Völlig ungewohnt für mich. Was fühlte und dachte ich?
Nach der Pause wurde die Sinfonie Nr. 1 von Johannes Brahms gespielt.
Der Saal barst vor Enthusiasmus. Es war zu befürchten, dass die applaudierende Menge am Schluss auf die Bühne stürmte, um den Dirigenten dort oben zu umarmen und zu küssen.
Wir folgten schließlich dem Strom der Zuhörer, die ins Freie traten und in eine Seitenstraße einbogen. Dort war der Bühnen-Ausgang des Konzertsaales, dort stand auch der Maestro, umgeben von seinen Bewunderern und Freunden.
Was für ein liebenswerter Mensch!
Alle Lobeshymnen und Danksagungen nahm er bescheiden entgegen, antwortete freundlich auf alle die ehrlich gemeinten Worte und ließ sich umarmen und mit tausend Küssen gratulieren.
Vor lauter Begeisterung hätten wir auf der Stelle einen brasilianisch-deutschen Kulturaustausch der Bachgesellschaften, Bachorchester, Bachchöre ins Leben gerufen und eine transatlantische Stiftung organisiert. Der Gedanke ist geboren. Vielleicht…
Wie sagte Zweig? "Brasilien – ein Land der Zukunft."
Mein musikalischer Bruder schickte mir – leicht verwundert über meine neu entflammte Begeisterung – die CD mit den beiden Konzerten. Ich lauschte und verglich und fand die europäische Fassung viel zu kurz, wir hatten doch viel längere Stücke gehört… "Auf der CD fehlen einige Sätze", schrieb ich.
Sie fehlen natürlich nicht. Aber es ist einfach ganz andere Musik. Ich habe an diesem Abend in Rio unter der Leitung von Ricardo Rocha etwas ganz anderes gehört, etwas ganz Besonderes, Außerordentliches, Großartiges, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Feijoada (Schwarze Bohnen – EIntopf)
Zutaten für 4 Personen:
1/2 kg schwarze Bohnen
25 g gewürfelter Speck
250 g Schweinefleisch
250 g Rindfleisch, z. B. Gulasch
250 g Paio- Wurst (Wurst aus grobem Schweinefleisch) oder Knackwurst
Schweineklein oder Ochsenschwanz nach Belieben zum Mitkochen
2 zerdrückte Knoblauchzehen
5 Essl. fein gewürfelte Zwiebel
4 Essl. Speiseöl
Salz nach Bedarf
1 Lorbeerblatt
Zubereitung
Am Vortag die schwarzen Bohnen auslesen, waschen und in Wasser einweichen. Am nächsten Tag die Bohnen in einem großen Topf mit Wasser und Salz weichkochen Den Speck in einem anderen Topf auslassen, das Fleisch dazugeben und anbraten. Mit Waser aufgießen, die zerkleinerten Würste dazugeben und alles gar kochen. In einer Pfanne Knoblauchzehen und Zwiebel in heißem Speiseöl andünsten, zwei bis drei Esslöffel zerdrückte gekochte schwarze Bohnen und einen Esslöffel Bohnenbrühe dazugeben und aufkochen Dies Mischung zu den Bohnen in den Topf geben und weiter kochen lassen.
Das gar gekochte Fleisch, die Würste und den Speck zu den Bohnen in den Topf geben und weiter kochen lassen.
Das gar gekochte Fleisch, die Würste und den Speck zu den Bohnen in den großen Topf geben und noch etwa 20 Minuten kochen lassen. Nach Belieben mit Lorbeerblatt und Salz abschmecken.
Für die Soße folgende Zutaten vermischen:
1 Prise schwarzer Pfeffer
1 Essl. afrikanischer Pfeffer
3 Essl. Petersilie, feingehackt
3 Essl. Schnittlauch, feingehackt
1 Glas Zitronensaft
Die Feijoada wird in Ton- oder Keramikschüsseln serviert. Als Beilage isst man Reis, Salate, gewürfelte Orangen und -falls vorhanden – geröstetes Maniokmehl.
Dazu trinkt man Zitronen- oder Orangensaft pur oder Saftschorle.
Und zum Nachtisch gibt es ORANGENMOUSSE oder MARACUJAMOUSSE
Zutaten:
1 Glas Zitronensaft
300 ml Orangen- oder Maracujasaft
300 ml Rahm
300 ml KOndensmilch
Zubereitung:
Alle Zutaten im Mixer schlagen, in eine Glasform geben und 2 Stunden im Kühlschrank aufbewahren. Beim Servieren die Schüsseln mit Orangenscheiben schmücken.