6. Inselglück

Verfasst am: 3. Juli 2003 von Barbara Keine Kommentare

Stell dir vor, du fährst mit einem Schnellboot oder einer großen Fähre über den stillen freundlichen Atlantik, der an manchen Tagen so sanft wie der Bodensee ist. Du fährst sozusagen zur Mainau. Die Sonne scheint dir warm auf die Haut. Du siehst die Wolkenkratzer-Skyline von Rio in der Bucht, die berühmten Felsenkegel, – also ist es doch nicht der Bodensee.  Also ist es auch nicht die Mainau, sondern Paquetá. Merkwürdig, dass man seine Empfindungen immer an etwas Bekanntem festmachen muss. Wieso erinnert man sich hier an den Bodensee. Es ist doch alles viel fremder, kraftvoller (sogar der stinkende Schiffsdiesel), farbiger und wärmer: die Mitreisenden mit leichten Kleidchen und nackten braunen Beinen.

Wer lebt eigentlich auf einer solchen Insel?
Ein Leben ohne Autos (allerdings ein Müllauto, ein Lastwagen mit Getränkekisten, ein Trecker mit Anhänger), in herrlicher tropischer Vegetation, fern der großen Stadt und der menschlichen Gesellschaft mit ihrer gefürchteten Kriminalität.
Der Kutscher hält eine halbe Minute vor einer rosa Buttercremetorte von Häuschen im Kolonialstil, damit der geschätzte Tourist ein Foto machen kann. Warum soll ich denn dieses rosa Haus aus den Gründerjahren fotografieren, das "immer alle" fotografieren. Für dieses Haus muss man nicht mehr kämpfen wie für andere.

Möchtest du in so einem Puppenhäuschen sitzen und auf Stadtbesuch oder den Nachbar warten, der dir einen gefangenen Fisch bringt. Sicher kann man hier jeden Tag Fisch essen. Vielleicht aber auch nur Iglu-Fischstäbchen. Die Palmen wiegen sich. Bananen und Kokosnüsse. Hisbiskus blüht. Kinder mit nassen glänzenden Haaren kommen vom Baden. Die gelben und sandigen Parkwege werden geharkt. Kein Blättchen liegt herum. Ferienhäuser – das kleine aufgeräumte Glück auf einer Trauminsel.

Warum gibt es hier einen Beethoven-Gedenkstein?

Für Romantiker gibt es die "Steine der Verliebten" und  den Stein, auf dem die schöne Maurin saß und an den Geliebten dachte.
Wo fallen einem mehr Geschichten ein: im Ferienhaus auf einer friedlich-seligen Insel oder in der brausenden Millionenstadt, immer mit dem Rücken zur Wand?

Das Schnellboot um 14.30 konnte uns nicht mehr mit zurück nehmen, "alles besetzt" (aber eine Senhora wurde dann doch noch an Bord genommen, naja. Schließlich waren wir zu dritt.) Auf dem Schiff um 15 Uhr (billiger und langsamer) unterhielt sich Hagen mit einer Hochzeitsgesellschaft aus Ulm. Die Brautleute Adriana und Thomas (mit seiner deutschen Familie) trafen wir anderntags im Botanischen Garten wieder.

Wenn alle, die sich unsere homepage www.luazul.com nennen ließen und Interesse zeigten, einmal per Mouse-click erscheinen würden, welch gewaltige Steilkurve in unserer Statistik
gäbe das!

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