PORTUGIESISCHES T@GEBUCH    DIÁRIO EFÉMERO

  von Barbara Seuffert

        de Barbara Seuffert

Barbara Seuffert: Diário Efémero / Portugiesisches Tagebuch
Neuerscheinung Güstrow 2002
ISBN 3-9806389-4-4
Preis: € 10,00

Bestellung

Tradução de Heinz Grasmück, Berlin/Lisboa, e de Júlia Correia, Lisboa/Berlim

 

Preço: € 10,00

Encomenda por e-mail

 

Donnerstag, 1. März

Am Dienstag und am Donnerstag gellt vormittags plötzlich eine eigenartige Sirene vor dem Haus: Das Fischauto. Man geht vor das Hoftor und wartet mit einer Plastiktüte. Das Fischauto kehrt am Ende der Straße um und kommt zurück, sieht die kaufwilligen Hausfrauen dort stehen und hält, klappt den Seitenladen auf und zeigt seine Vorräte: Es gibt vor allem Sardinen und Carapaus (eine sardinenähnliche Fischart), Bacalhau, Zungen und billige Stückchen vom Bacalhau und hin und wieder auch größere frische Fische. "Wie geht es? Schlechtes Wetter heute. Die Sardinen sind heute besonders fett" , sagt die Nachbarin. Der Verkäufer lächelt nur freundlich. Er ist stumm wie seine Fische.
Ein Kilo Sardinen kostet 2-3 DM, und ich frage mich, wie der kleine bucklige Mann mit dem Fischauto davon eigentlich leben kann.
Aber wenn ich den Duft von Marias Grill rieche und meine gebratenen Sardinen esse, frage ich gar nichts mehr, dann frage ich höchstens wie der kleine Rafaelo: "Gibt's noch mehr?"
_________________

Samstag, 3. März

Früher hielt nicht nur das Fischauto vor dem Haus. Da gab es blühenden Handel und Wandel hier auf der Straße, und die Geschäfte florierten. Da hielt jeden Morgen schon früh um 5 Uhr der Bäcker mit dem Moped und hängte die bestellten Brötchen in einer durchsichtigen Tüte an die Haustürklinke. Dann kam ein Obsthändler vorbei und klingelte und rief, dass er schöne Weintrauben und frisches Gemüse habe. Dann hielt ein Kaufmannsladen mit allem, was der Mensch braucht: Zucker, Mehl, Gummiband, Besen, Nähgarn, Mottenkugeln und Rosinen. Der Stromableser kam vorbei, der Postbote selbstverständlich, der Kirchenblattausträger, Zigeuner mit Teppichen und Vertreter für Staubsauger. Noch im vorigen Jahr kamen täglich zwei Bäcker vorbei und verkauften frische Brötchen.
Aber nun haben wir alle unser eigenes Auto und kaufen in den großen Supermärkten (Hipermercados) die günstigen Angebote. Nur das Eisauto "Family Frost" klingelt und hupt noch einmal abends die Straße entlang, der lustige Bäcker aus Palhaça, der Fischmann, Strom- und Wasserableser. Ja, und natürlich der Postbote.
Aber das ist eine besondere Geschichte.

 

 

_________________

Montag, 5. März

In der letzten Woche warteten wir eine ganze Stunde lang auf den Leiter des Kirchenchors. Wir standen vor der Kapelle und warteten geduldig. Es war sehr dunkel und ziemlich kalt. Pompilio saß frierend auf den Stufen, Odete wickelte sich fester in ihr Tuch, Rosa hustete, aber keiner schimpfte.
In der Stille der Nacht hörten wir deutlich die Geräusche auf den Nachbarhöfen. In einem der Häuser wurde laut geredet, man verstand jedes Wort. Die Leute mussten unter dem Rauchfang am Kamin sitzen, ihre Worte hallten im Schornstein wider. Auf einem anderen Hof rief eine junge Frauenstimme Wörter, über die alle lachten und die ich leider nicht in meinem Lexikon finden kann. Irgendwo blökte ein Kalb, ein Auto mit nur einem Licht fuhr vorbei, Manuels Magen knurrte laut, ein Hund jaulte.
Nach einer Stunde gingen wir nach Hause. Und am Sonntagmorgen sangen wir ungeübt und genau so schlecht, aber laut und innig wie immer.

_________________

Donnerstag, 8. März - Internationaler Frauentag

Das schönste Mädchen in Priscas Kurs für Orientalischen Tanz ist Célia. Dort tanzt sie so ernst wie die anderen, als sei es ist die wichtigste, aber auch die leichteste Sache der Welt, und sie ist dabei ganz, ganz ernst. Im vorigen Jahr hat Ingrid sie immer wieder fotografiert, weil sie von ihr hingerissen war. Und jetzt ist sie noch hübscher geworden.
"Was machst du eigentlich?" fragte ich sie. "Du wirst immer schöner. Du bist jedes Mal schlanker und schöner!"
"Ach", sagte sie, bescheiden lächelnd, "das liegt nur an meinem schwarzen Gymnastikanzug. Schwarz macht schlank."
"Seltsam", sagte ich, "ich trage doch auch Schwarz, aber bei mir wirkt das ganz anders. Ich habe wohl kein Glück mit Schwarz." Da musste sie doch lachen.
_________________

Samstag, 10. März

Der freundliche Alte hatte sich gegen den Pfosten der Gartenmauer gelehnt. Auf dem Pfosten thronte eine Katze. Sie genoss wie der Großvater die wärmende Sonne. Es war ein so friedliches Bild, dass Hagen die Kamera holte und die beiden fotografierte. Genau in dem Moment, als er knipsen wollte, merkte es der alte Mann und lachte auf. Dabei fiel sein Gebiss heraus, das er aber während des Lachens wieder an seinen Platz beförderte. Nun haben wir ein sehr merkwürdiges Foto.
Wir zeigten es unseren Nachbarn und erklärten ihnen unter Gelächter die komische Situation. Die fanden es aber gar nicht witzig. Sie betrachteten sehr ernst den Schnappschuss, wiegten den Kopf und sagten: "Ja, das ist Onkel Evaristo, Mutters Bruder."
Da in unserem Dorf alle miteinander verwandt sind, werden wir demnächst etwas vorsichtiger mit unseren Späßen sein, um nicht wieder ins Fettnäpfchen zu treten.
_________________

Montag, 12. März

Maria erzählte mir betrübt von ihrem neuen Unglück. Neben vielen Fehlschlägen in der letzten Zeit seien nun auch noch die Kaninchen krank geworden. Es sei wirklich ein Jammer. Es gebe so viel Unglück auf der Welt. Wohin man hört: überall gibt es Mord und Totschlag. Und nun auch noch bei ihren Kaninchen..., ai, ai.
"Was haben sie denn für eine Krankheit?" fragte ich mitfühlend. "Kann man nichts dagegen machen?"
"Aussichtslos", sagte sie. "Sie haben eine Attacke im Gehirn." Dabei schlug sie sich an die Stirn und spielte mir theatralisch einen opernreifen Exitus vor.
Seitdem kann ich gar nicht mehr richtig trauern, wenn ich an Marias arme Kaninchen denke.
_________________

Donnerstag, 15. März

Siamkatzen und Orchideen
Mit geschlossenen Fensterläden und Türen wirken die Häuser im Dorf sehr abweisend. Niemand würde dahinter etwas anderes als einen schlichten bescheidenen Bauernhof vermuten, mit flatternder Wäsche, Hühnern, einer schwarz gekleideten Oma, Stallgeruch und Geranien, die in rostigen Eimern blühen. Aber öffnen Sie einmal die Hoftüre! Da stehen riesige Hibiscuspflanzen, edle Strelitzien und üppig blühende Orchideen in Tongefäßen. Und dazwischen sonnt sich ein Siamkater und blinzelt mit blauen Augen den Besucher an. Diese vornehmen Siamesen haben hier alle Dorfkatzen vertrieben, so wie die Orchideen die "Fleißigen Lieschen" und Geranien verdrängt haben. Das Edle setzt sich durch...

_________________

Samstag, 17. März

Maler und Tänzerin
Ich sollte mir neulich eine Videokassette der beliebten Vormittags-Sendung "Praça da Alegria" aus dem Jahre 1999 ansehen, um mich zu informieren. Da waren im bunten Allerlei Pfadfindergruppen, Hausfrauen, Nachrichtensprecher, Köchinnen und Kinder zu sehen, und ich staunte nicht schlecht, dass ausgerechnet in dieser Sendung die zwei Personen auftraten, die ich in Portugal am meisten bewundere: der Maler Fernando Gaspar aus Vagos, dessen großartige Bilder von Stieren im Hintergrund zu sehen waren, und aus Lissabon die Tänzerin Prisca und ihre Gruppe, die mit ihrem Orientalischen Tanz die Zuschauer bezauberten.
War das nun ein Zufall?
Seitdem bin ich ein glühender Fan von "Praça da Alegria".
_________________

Montag, 19. März

Tee und Hühnerbrühe
Als Hagen Grippe hatte, waren alle Nachbarn sehr besorgt und wünschten gute Besserung. Arcelina schickte ihren ältesten Sohn mit einer Terrine feinster Hühnerbrühe. (Er sagte, ich - als leidgeprüfte Pflegeperson - dürfe auch ein Tellerchen voll davon haben.) Davon wäre jede Wöchnerin wieder auf die Beine gekommen. Leticia brachte Gesundheitstee und gute Ratschläge. Alle erkundigten sich stündlich, ob es dem Pastore wieder besser gehe. Natürlich wurde er dadurch schnell gesund.
Das ist einer der Vorzüge des Dorflebens: Kein Mensch im Dorf ist allein und vergessen. Man kümmert sich um einander, ohne aufdringlich zu sein, macht Besuche im Krankenhaus, pilgert ans Krankenlager, bringt Blumen, aufmunternde Worte, Neuigkeiten und steht den Schwachen und Kranken mit Rat und Tat zur Seite. Oder mit Tee und Hühnerbrühe.
_________________

Sonntag, 25. März

Wir machen eine kleine Pause... Die nächsten Geschichten folgen in Kürze!

5ª-feira, 1 de Março

Às terças e às quintas de manhã ressoa, de repente, uma estranha sereia em frente da casa: o carro do pexeiro. Sai-se do portão e espera-se com um saco-de-plástico. O carro vira no fim da rua, volta e vendo em pé as donas de casa com vontade de comprar, pára, abre os taipais e mostra o seu sortido: há, sobretudo, sardinhas e carapaus, bacalhau, línguas e pedaços mais baratos do bacalhau e, de vez em quando, também peixes frescos maiores.
— Como está? Mau tempo hoje. Hoje, as sardinhas são especialmente gordas — disse a vizinha. O vendedor apenas sorri amigavelmente. É mudo como os seus peixes.
1 kg. de sardinhas custa 200 até 300 Escudos. Pergunto-me como pode o pequeno e corcovado homem com o carro do peixe viver disto. Mas, quando sinto o cheiro da grelha da Maria e como as minhas sardinhas grelhadas, não pergunto nada, quando muito só pergunto então como o pequeno Rafaelo: "Há mais?"

_________________

Sábado, 3 de Março

Antigamente, não só o carro do pexeiro parava em frente da casa, como também havia um comércio próspero na rua e os negócios andavam bem. Todas as manhãs, já às cinco, o padeiro parava com a sua mota e pendurava os pãezinhos encomendados num saco transparente no puxador da porta da rua. Depois passava um fruteiro, tocava à campainha, apregoando belas uvas e legumes frescos. Em seguida, chegava o azeiteiro1 com tudo que é preciso, farinha, elástico, vassoura, linha, bolas de naftalina e passas de uva. Alguém vinha contar a luz, o carteiro passava naturalmente também, o distribuidor do jornal da Igreja, ciganos com tapetes e vendedores de aspiradores. Ainda no ano passado, vinham dois padeiros diariamente e vendiam pãezinhos frescos.
Mas agora nós temos todos o nosso póprio carro e compramos nos grandes hipermercados as ofertas propícias. Apenas o carro de gelados "Family Frost" toca e buzina ao fim da tarde pela rua, o padeiro jocoso de Palhaça, o pexeiro, o cobrador da luz e o da água. Sim e, naturalmente, o carteiro.
Mas isto é outra história.

1 Em algumas regiões de Portugal, assim chamado o vendedor que andava de aldeia em aldeia, trazendo todos os produtos de necessidade doméstica. Uma espécie de supermercado ambulante.
_________________

2ª-feira, 5 de Março

Na semana passada, esperámos uma hora pelo director do coro. Ficámos em pé em frente à capela, esperando pacientes. Estava muito escuro e bastante frio. Cheio de frio, o Pompílio sentou-se nos degraus, a Odete embrulhou-se mais na sua capa, a Rosa tossiu, mas ninguém barafustava.
No sossego da noite, ouvimos claramente os ruídos nos pátios vizinhos. Numa casa falava-se muito alto, percebendo-se cada palavra. As pessoas deviam estar sentadas à lareira, as suas palavras ecoavam pela chaminé. Num outro pátio uma mulher com voz jovem gritava palavras sobre as quais todos se riam e que eu infelizmente não posso encontrar no meu dicionário. Em qualquer ponto berrou uma vitela, um carro só com um farol passou, o estômago do Manuel roncou alto, um cão uivou.
Depois da uma hora fomos para casa. E no domingo de manhã cantámos sem ensaio e tão mal, mas alto e com brio, calorosos como sempre.
_________________

5ª-feira, 8 de Março - Dia da Mulher

A rapariga mais bela no curso de dança oriental da Prisca é a Célia. Lá está ela a dançar tão séria como as outras, como se fosse a coisa mais importante, mas também mais leve do mundo. E leva isto mesmo a sério. No ano passado, a Ingrid tirou-lhe constantemente fotografias, porque ficou encantada com ela. E agora está ainda mais bela.
— O que é que tu fazes? — perguntei-lhe. — Estás cada vez mais bela! Mais elegante e bela!!
— Ah — disse ela, sorrindo modestamente — é do meu fato de ginástica preto. O preto torna elegante.
— Estranho — retorqui eu — eu também visto preto, mas não me altera a figura. Será que não tenho sorte com o preto?...
Com isto, ela riu-se.
_________________

Sábado, 10 de Março

O velho amigável encostou-se ao poste do muro do jardim. Em cima do poste, como num trono, estava sentado um gato. Ele gozava o calor do sol como o avô. Era uma imagem tão tranquila, que o Hagen foi buscar a câmara, tirando uma foto dos dois. Mesmo no momento em que quis disparar, o velho homem deu por isso e desatou a rir. Ao mesmo tempo, a sua dentadura caiu, mas, ao rir, pô-la novamente no seu lugar. Assim temos agora uma foto bem esquisita.
Mostrámo-la aos nossos vizinhos e explicámos-lhes, rindo, o ridículo da situação. Eles, ao contrário, não a acharam tão jocosa. Olharam muito sérios o instantâneo, abanaram a cabeça e disseram: — Sim, este é o tio Evaristo, o irmão da mãe.
Como na nossa aldeia todos são parentes, a partir de agora seremos mais cuidadosos com as nossas brincadeiras para não darmos passos falsos.
_________________

2ª-feira, 12 de Março

A Maria contou-me triste a sua nova desgraça. Além de muitos fracassos nos últimos tempos, ainda por cima os seus coelhos adoeceram. É mesmo uma lástima! Há tanta desgraça no mundo. Por onde se ouve: em toda a parte assassínios e homicídios. E agora também os seus coelhos..., ai, ai!!
— Que doença têm? — perguntei-lhe com compaixão. — Não se pode fazer nada contra isso?
— É inútil! — disse ela. — Têm um ataque no cérebro!
Ao mesmo tempo bateu na testa e simulou teatralmente um final como na ópera.
Desde então já não posso estar verdadeiramente triste, quando penso nos coitadinhos dos coelhos da Maria.
_________________

5ª-feira, 15 de Março

Gatos Siameses e Orquídeas
Com as suas adufas e portas fechadas, as casas na aldeia parecem muito reservadas. Ninguém suspeitaria atrás delas nada mais, de uma quinta simples e calorosa, com roupa a flutuar, galinhas, uma avó vestida de escuro, cheiro a estábulo e gerânios, que florescem em baldes enferrujados. Mas uma vez aberto o portão! Encontram-se hibiscos gigantes, estrelícias preciosas e orquídeas a crescer em abundância em potes de barro. E entre tudo isto um gato siamês apanha sol, piscando os seus olhos azuis ao visitante. Os nobres siameses expulsaram daqui todos gatos de aldeia, como as orquídeas suplantaram as begónias e as alegrias do lar.
A aristocracia impõe-se...
_________________

Sábado, 17 de Março

Pintor e Bailarina
Tive que ver, recentemente, um vídeo do programa da manhã em voga "Praça da Alegria" de 1999, para me informar. Entre todos os "alegres" viram-se grupos de escuteiros, domésticas, locutores de notícias, cozinheiras e crianças. E eu fiquei muito admirada por entrarem prescisamente neste programa as duas pessoas que mais admiro em Portugal: o pintor Fernando Gaspar de Vagos, cujos quadros de touros se viram ao fundo, e de Lisboa a bailarina Prisca e o seu grupo, que enfeitiçaram os espectadores com a sua dança oriental.
Será que isto aconteceu por acaso?
Desde então, sou uma fã fervorosa da "Praça da Alegria".
_________________

2ª-feira, 19 de Março - Dia do Pai

Chá e Canja de Galinha
Quando o Hagen esteve com gripe, todos os vizinhos estavam muito preocupados e estimaram as melhoras. A Arcelina mandou o seu filho mais velho com uma terrina de canja de galinha, do melhor. (Ele disse que também eu, como enfermeira aprovada, podia tomar um pratinho dela.) Com isto, toda a parturiente se põe de novo em pé. A Letícia trouxe chá de ervas e bons conselhos. Claro que assim se curou rapidamente.
É um das vantagens da vida aldeã: ninguém da aldeia se sente sozinho e esquecido. As pessoas cuidam-se umas das outras sem serem inoportunas, fazem visitas ao hospital, peregrinam ao leito do doente, levam flores, palavras de animação, novidades e socorrem aos fracos e doentes com acções e conselhos.
Ou com chá e canja de galinha!

_________________

Domingo, 25 de Março

...Fazemos um pequeno intervalo. As histórias seguem dentro de momentos...