Freitag, 1. Juni
"Teresa, wo ist mein grüner Pullover?"
Noch besser als die 1000 möglichen Variationen, die die Straße
mit den großen Bäumen und der schwarze Stift für eine
Unterhaltung im Portugiesischen bieten, ist allerdings der Dialog von
Edite und Teresa. Wer diese 2 Sätze rasend schnell und mit der typisch
portugiesischen Melodie sprechen kann (die Musik ist dabei wichtiger als
die Wörter, die man total vernuscheln kann!), wirkt noch intelligenter
und portugiesischer als jede Lehrerin. Dona Lurdes wird es bestätigen!
Es handelt sich um Edites Frage nach dem grünen Pullover: "Teresa,
wo ist mein grüner Pulli?", auf die Teresa mit einer genauen
Ortsangabe antwortet: "Er ist im Lederkoffer oben im Schrank im Zimmer."
Das ist im Gegensatz zur Reaktion von Mr. Smith im absurden Antistück
"Die kahle Sängerin" von Eugene Ionesco der wesentliche
und sehr portugiesische Unterschied. Sie antwortet also schnell, melodiös,
konkret und genau - wie portugiesische Seefahrer das immer getan haben.
Sonst hätten sie auch niemals Indien, Brasilien, die Kapverdischen
Inseln und andere grüne Sachen entdeckt und erobert.
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Sonntag, 3. Juni
Ein glückliches Kind
Rafaelo ist mit seinen 8 Jahren das glücklichste Kind, das ich kenne.
Er ist fröhlich und gesund, hat glänzende schwarze Haare, weiße
Zähne, einen lachenden Kindermund und blanke schwarze Augen. Er wird
von der ganzen großen Familie geliebt und erzogen, von den Großeltern
gestreichelt, von den Geschwistern liebevoll zurechtgewiesen. Er ist in
diesem friedlich-heilen Dorf zuhause wie ein Vogel im Nest.
Bis zur Schule sind es nur wenige Schritte, und neben der Schule baut
sein Vater mit den Brüdern das größte Haus des Dorfes.
Rafaelo zeigt den Mitschülern in der Pause den Neubau: "Das
hat mein Vater gemacht!" Und der Vater und die Kinder lachen und
winken.
Den Vater bei der Arbeit sehen, bei einer so sinnvollen Arbeit, ihn bewundern
können, ihm nachmittags helfen und ihn sonntags zur Kirche begleiten
dürfen... Da versammelt sich die Großfamilie und wirkt im Chor
oder als Messdiener und Lektor mit. Rafaelo steht neben dem Harmonium
und singt mit heller Stimme das höchste und längste Halleluja-a-a-a
und lacht dabei.
Und ich denke an meine eigene vaterlose, heimatlose Kindheit mit Hunger,
Krieg, Flucht, Vertreibung und Schrecken und an die vielen Kinder - fern
vom Paradies.
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Montag, 4. Juni
Die Maiennacht nach der Maiandacht
"Und nach der Maiandacht
da kam die Maiennacht"... (Brecht)
Zum Abschluß der täglichen (oder abendlichen) Maiandachten
gab es am 31. Mai eine Kerzenprozession durch das festlich geschmückte
Dorf. Vorneweg die würdigsten Kirchenmänner als Standartenträger
und vier weißgekleidete Messknaben, dann ein entzückendes kleines
Mädchen in weißem Satingewand als Senhora von Fatima, dahinter
die drei Hirtenkinder, der die jungen Frauen mit der blumengeschmückten
und neonbeleuchteten Senhora von Fatima folgten. Rechts und links wanderten
die Dorfbewohner mit Lichtern die Straßen entlang.
Der Padre fuhr in einem Auto mit und sang und sprach die Gebete über
einen Lautsprecher. Überall flackerten Kerzen, der Mond schien, die
Häuser waren erleuchtet, die Fenster waren geöffnet (damit jede
neugierige Frau ins saubere Innere blicken und vergleichen und sich eine
Meinung über Fleiß und Wohlstand bilden konnte), auf der Straße
waren Blumen und Kräuter ausgestreut. Die Frösche quakten.
Singend und chorisch sprechend wanderten wir anderthalbe Stunde über
den duftenden Teppich. Wir vergaßen bei Pfefferminze, Fenchel, Zitronengras,
Rosen und Jasmin den Ärger und die Alltagssorgen. Lachten und sangen
und waren froh. Was machte uns alle so glücklich? Die liebliche Maiennacht,
das Singen und die Aromatherapie oder die Nossa Senhora de Fatima nebst
unserer "Dorfsenhora von der Gesundheit"?
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Freitag, 8. Juni
Die dörfliche Aromatherapie
Diese dörfliche Aromatherapie hat was.
Wenn so eine Prozession in lauer Nacht bei Mondschein über frische
Kräuter walzt und sich die ätherischen Öle entwickeln,
werden wirklich gute Kräfte und Geister herbeigerufen. "Kommet
her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch
erquicken." (Matth. 11,28) Erquickend, das ist es. In jeder Hinsicht
erquickend.
Man braucht weder zum Arzt noch zum Psychotherapeuten zu gehen.
Im Dorf kann sowieso jeder "Erste Hilfe" leisten, weil der Arzt
eh nicht erreichbar ist. Und außerdem gibt es für alles einen
Tee. Meine Nachbarinnen können mir zwar die Namen ihrer getrockneten
Kräuter nicht nennen, aber sie haben für jedes Leiden ein Kräutlein
und ein Teechen. Er heißt Tee vom Heiligen Roberto oder von der
Heiligen Eufemia oder von sonstwem. Und er hilft bei allen Gebrechen.
Verschwörerisch (aber nicht so verführerisch wie Nina Ruge:
"Alles wird gut.") - wie eine Kräuterhexe kommt meine Nachbarin
mit ihrem heißen Tee: "Trink, meine Tochter. Es ist gut, es
hilft."
Schaden kann's nicht, denke ich, trinke den Tee (brrrr!) vor ihr aus,
die stehend meine Genesung abwartet, und schon geht es mir besser. Wegen
der Anteilnahme und Zuwendung und überhaupt.
Soziologenwitz: "Wo es zum Bahnhof geht? Weiß ich nicht. Aber
gut, dass wir drüber geredet haben."
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Sonntag, 10. Juni
Wo Gott nicht passiert
Stolz, frisch rasiert und im Sonntagstaat stand der Bauer unter seinem
Hoftor in der Hauptsraße, der Rua Principal, und wartete auf die
Lichterprozession. Seine Frau lief emsig hin und her und arrangierte Blumen
und Kerzen vor dem Hauseingang, stellte Lichter auf die Fensterbretter
und prüfte immer wieder, ob ihr Kräuterteppich und ihre Blumenpracht
vor dem Haus den neidischen Blicken der Nachbarinnen standhalten könnten.
"Wir hätten auch gerne Blumen und Gräser hingestreut und
alles mit Kerzen geschmückt", sagten wir zu ihm. "Warum
habt ihr uns das nicht rechtzeitig gesagt?"
Er sagte mit unnachahmlicher Hoheit, - als verwalte er das Himmelreich
persönlich, als werde ihm göttliche Gnade allein zuteil, als
seien wir bedauernswerte armselige Geschöpfe, - er sagte lakonisch:
"Deus não passa pela vossa rua - Gott geht nicht durch eure
Straße."
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Dienstag, 12. Juni
Die Früchte im Mispelbaum hängen zu hoch
Wie komme ich bloß an die reifen Früchte im Mispelbaum heran?
Wie in allen anderen Gärten trägt auch unser Baum zur Zeit goldgelbe
Nêsperos. Dicke Büschel hängen im Baum, aber leider ganz
oben. Da komme ich auch mit der Leiter nicht heran und muss zusehen, wie
die Vögel und die Wespen sich an den Früchten gütlich tun,
die so erfrischend herb und süß schmecken.
Unser Onkel Erwin, der im Alter die Süßkirschen nicht mehr
ernten konnte, sägte einfach die Äste vom großen Kirschbaum
ab, setzte sich auf einen Hocker zwischen die Zweige mit Kirschen, die
ihm jetzt in den Mund wuchsen, und "graste" um sich herum. Vielleicht
wäre das...?
Ach was soll's, die Nêsperos sind mir ohnehin viel zu unreif, -
und wie sagte doch Lafontaines Meister Fuchs: "Viel zu sauer!"
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Sonntag, 17. Juni
Das Sozialprojekt Toni
Jedesmal nach der einstündigen Mittagspause kam der kleine Toni
völlig verstört in die Grundschule zurück. Er war aggressiv
und unkonzentriert, schlug um sich, trat die anderen Kinder, sagte böse
Wörter oder schlief plötzlich ein. Eines Tages tobte er wie
wild, verdrehte die Augen und fiel zu Boden. Der junge Lehrer und die
anderen aus der 1. Klasse knieten sich hin und riefen verzweifelt seinen
Namen. Aber Toni hörte nichts. Er war stockbesoffen.
Als der Lehrer das Kind nach Hause brachte, fand er dort nur die Großmutter
vor. Da Tonis Eltern im Ausland arbeiten, sollte die Oma den Kleinen betreuen.
Aber die Oma ist alt, krank und alkoholabhängig. Sie kochte meistens
nicht und sagte mittags zu Toni: "Wir haben nichts zu essen, hol
die Flasche aus dem Schrank und trink. Das macht warm."
Der junge Lehrer war entsetzt, erklärte dann aber der Alten, was
sie für Unheil anrichtet: "Jedesmal, wenn du dem Kind Schnaps
gibst, sterben soundsoviele Zellen in seinem Gehirn, er wird jeden Tag
dümmer und kränker. Willst du dein Enkelkind umbringen?"
Da jammerte und heulte die Alte verzweifelt und flehte um Hilfe und Beistand:
"O mein Gott, das wollte ich nicht. Ach, ich bin doch so alt und
krank, was soll ich denn bloß machen? O mein Gott!"
Jetzt geht Toni mittags zu den Nachbarn. Sie geben ihm eine warme Mahlzeit
zu essen und kümmern sich auch um die Oma. Der Lehrer hat das ganze
Dorf zur Verantwortung herangezogen, und alle machen mit bei diesem Sozialprojekt.
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Dienstag, 19. Juni
Eine Schlange mitten in meinem
Satz
Wir fuhren mit den Fahrrädern durch die Weinfelder und Wiesen zum
nächsten Dorf. Die Sonne lag brütend auf den Wegen. Das Schilfrohr
in den Wassergräben raschelte. Die Pinien in den kleinen Waldstücken
knisterten.
"Hier gibt es bestimmt Schlangen", sagte Helga.
"Nein, ich habe noch nie welche gesehen", rief ich und trat
fester in die Pedalen.
"Doch, bestimmt, hier gibt es ganz sicher Schlangen", sagte
sie.
"Nein, hier gibt es keine Schlangen!" widersprach ich.
In diesem Augenblick sauste ein schwarzer Pfeil rechts neben mir aus dem
Heidekraut, zischte vor meinem Rad vorbei und verschwand links am Wege:
eine armdicke schwarze Schlange! Mit erhobenem Kopf schoss sie über
den Weg. Schoss mitten durch meinen Satz.
Ich habe seitdem viele Schlangen gesehen. Manchmal liegen sie auf der
Straße, totgeschlagen oder überfahren. In den verwilderten
Gärten, unter den Bäumen - ich weiß, dass es hier viele
giftige Schlangen gibt. Kobras - sagen die Leute im Dorf, und sie haben
große Angst vor ihnen.
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Donnerstag, 21. Juni
Früher wurde nicht gestohlen
"Warum machst du denn eine so dicke Blechtür an deinen Stall?"
fragen wir Manuel. "Muss sein (denksere)", sagt er, mehr zu
sich als zu uns.
"Verstehen wir nicht", sagen wir, "das ist doch so ein
alter Schuppen. Wozu braucht der so eine tolle Türe?"
"Wegen der Diebe", sagt Manuel.
Als wir weiterfragen, hören wir, dass schon zum zweiten Mal die Hühner
aus seinem Stall über Nacht gestohlen wurden, und beim Nachbar Carlos
sind 20 Kontos aus der Wohnung verschwunden, und nichts und niemand ist
mehr sicher und überall sind Diebe am Werk.
"Bist du da nicht zu pessimistisch?" fragen wir. "Du siehst
zuviel Fernsehen."
"Nein, nein", meint er ganz ruhig, "die Zeiten haben sich
sehr geändert. Früher konnte ich alles offen lassen. Früher
wurde nicht gestohlen. Früher ..."
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Sonntag, 24. Juni
Carlos ist wieder daheim
Gebetsbild mit Dr. Gregorius
Der junge Herr Carlos ist wieder daheim!
Er war monatelang im Krankenhaus, und es ging ihm nach einem Schlaganfall
sehr schlecht. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht. Am meisten
hat seine Mutter gelitten. Alle Frauen des Dorfes sind zu der Kapelle
des heiligen Gregorius gewandert und haben dort für Carlos junior
gebetet. Sie haben Blumen hingestellt und Kerzen angezündet.
Rosa hat mich eines Tages gefragt: "Gehst du auch zum Heiligen Gregorius
beten? Wir bitten dort alle für Carlos." Sie gab mir ein Bildchen
vom Dr.José
Gregório Hernandez Cisneros, der als Arzt in Venezuela viel
Gutes getan hat. Ihm zu Ehren ließ eine Emigrantin hier außerhalb
des Dorfes eine Kapelle erbauen, die seinem Namenspatron Sao Gregório
geweiht ist. Daneben wurde jetzt eine zweite Kapelle errichtet, in der
Hunderte von Votivgaben aus Wachs aufbewahrt sind.
Sonntag nachmittags wandern die Frauen des Dorfes zum Heiligen Gregorius
und tragen ihm ihre Bitten vor. Aber keine von ihnen kann mir erklären,
wer da nun eigentlich um Hilfe gebeten wird.
"Wir verstehen nicht, was du fragst", sagen sie zu mir, "sieh
mal, der Carlos ist wieder zuhause, er wird wieder gesund, Gott sei Dank!"
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Dienstag, 26. Juni
Warum unser Dorf etwas Besonderes ist
Heute möchte ich erzählen, warum unser Dorf wirklich etwas
Besonderes ist und warum es hier so ruhig und friedlich ist. Die Geschichte
ist schon einige Jahre her...
An einem Sonntagnachmittag war das ganze Dorf auf einer Hochzeitsfeier.
Die Häuser waren verlassen, die Straßen wie ausgestorben. Nur
Lila war kurz heimgegangen, weil sie sich Sorgen um das Vieh machte. Plötzlich
hörte sie, wie die Hühner aufgeregt gackerten, wie die bellenden
Hunde zum Schweigen gebracht wurden und wie an den Hoftoren gerüttelt
wurde. Lila ahnte, dass eine Gruppe von Männern ins Dorf geschlichen
war. Sie bekam furchtbare Angst, denn sie war ganz allein. Was sollte
sie gegen die Diebe und Räuber alleine machen?
So heimlich wie möglich versuchte sie, ihren Mann von dem Überfall
zu benachrichtigen. Der rief sofort alle Männer des Dorfes zusammen:
"Wir müssen nach Hause, im Dorf wird geplündert!"
Schnell bewaffneten sich die tapferen Burschen (immer noch in ihrem Feststaat!),
pirschten sich von hinten an die Diebesbande heran und schlugen sie fürchterlich
zusammen, dass sie nur noch um Gnade winselten. Dann luden sie die verprügelten,
kleinlauten Verbrecher auf einen Lastwagen und karrten sie in einen entlegenen
Wald. "Das wird euch eine Lehre sein! Lasst euch hier nie wieder
blicken!"
Seitdem lässt sich hier keiner mehr blicken.
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Donnerstag, 28. Juni
Unser Brunnen sprudelt wieder
Unser Brunnen sprudelt wieder.
Die Motorpumpe war bei den monatelangen Regenfällen ertrunken. Schon
im Februar war Miguel, nachdem wir stundenlang das Wasser abgepumpt hatten,
in den Brunnen
gestiegen und hatte den Motor zum Trocknen heraufgeholt. Aber bis kurz
vor Pfingsten konnte der Brunnen nicht benutzt werden. Wir hatten als
Ersatz zwar das Leitungswasser von der "Companhia", von den
Stadtwerken, denn jedes Haus hat hier einen Anschluss, seit die EG-Gelder
völlig überflüssig für Wasserleitungen in jedem portugiesischen
Dorf verwendet wurden. Überflüssig, weil hier doch alle ihren
eigenen Brunnen und überdies gar nicht das Geld haben, um den Wasseranschluss
mit Zähler und Wasserhähnen für ihren Haushalt zu bezahlen.
Das Wasser von der Compania ist gechlort und riecht eklig. Unser Brunnenwasser
dagegen ist weich und sauber und frisch und schmeckt und riecht, wie Wasser
riechen muss. Dank sei dem Himmel Portugals für dieses Wasser. Es
stimmt einfach nicht, dass das gechlorte Leitungswasser gesünder
und hygienischer sein soll, es ist nur Politik. Die Regierung möchte
am liebsten alle Brunnen Portugals zuschütten und uns an den Tropf
hängen.
Aber noch gibt es Leute wie meine Nachbarin Maria, die an ihrem Brunnen
- an ihrem guten alten Wasser und an ihrem uralten Wissen - festhalten
und ihn nicht eintauschen gegen billigen Ersatz.
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Samstag, 30. Juni
Wir haben keinen Grips unter der Mütze
Meine Nachbarin hört für ihr Leben gerne Musik, sie wippt und
tanzt bei jeder Melodie. Manchmal singt sie mit, ein bisschen anders (bzw.
falsch), aber immerhin... Und nun ist ihr altes Dampfradio kaputt, es
hat den letzten Ton von sich gegeben.
"Wenn ich doch wenigstens Kassetten hören könnte! Ach,
ich hätte so gerne wieder Musik", klagte sie. "Dabei kann
man so schön arbeiten, ohne wie beim Fernsehen auf den Bildschirm
starren zu müssen. Ach ja..."
Also schenkten wir ihr zum Geburtstag einen kleinen Radiorecorder, nett
und handlich und voller Musik. Sie freute sich und macht ihn seitdem nie
mehr aus.
Als Manuel nach Hause kam, schaute er sich das Radio an, lachte spöttisch
und klopfte oben auf seine Mütze.
"Was meinst du damit?" fragte ich.
"Não tem juizo!" sagte er beim Fortgehen.
Wie bitte?
Aber später verstand ich: Als wir einmal unserer Mutter (sie ist
Schwäbin) ein großes Geschenk gemacht haben, sagte sie überrascht:
"Ihr sind ja verrückt!"
Damals hatten wir wahrscheinlich auch keinen Grips unter der Mütze.
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6ª-feira, 1 de Junho
"Teresa, onde está a minha camisola verde?"
Ainda melhor do que as mil variações possíveis que
propõem a rua com as árvores enormes e a caneta preta para
uma conversa em português, é o diálogo da Edite e
da Teresa. Quem poder pronunicar estas duas frases muito rapidamente e
com melodia típica portuguesa (esta é mais importante do
que as palavras, que até se podem engolir) faz melhor efeito do
que cada professora. A Dona Lurdes confirmá-lo-á!
Trata-se da pergunta da Edite pela camisola verde: "Teresa, onde
está a minha camisola verde?", à qual a Teresa responde
com a correcta indicação do lugar: "Está dentro
da mala de couro que está em cima do amário do quarto."
Isto é, ao contrário da reacção do senhor
Smith na anti-peça absurda "A Cantora Careca" de Eugene
Ionesco, a diferença fundamental e bem portuguesa. Assim, ela responde
imediatamente, melodiosamente, concretamente, como os navegadores portugueses
faziam sempre. Senão nunca teriam descoberto e conquistado a Índia,
o Brasil, as ilhas de Cabo Verde ou outras coisas verdes.
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Domingo, 3 de Junho
Um menino feliz
Um menino feliz!
O Rafaelo, com os seus 8 anos, é o menino mais feliz que eu conheço.
É alegre e de boa saúde, tem cabelos pretos e brilhantes
olhos escuros, dentes brancos, uma boca infantil e risonha. Ele é
amado e educado pela família inteira, os avós acarinham-no,
os irmãos orientam-no carinhosamente. Mora nesta tranquila aldeiazinha
como um passarinho num ninho. Até à escola são apenas
poucos passos. E ao lado da escola o seu pai constrói, com os seus
irmãos, a maior casa da aldeia. O Rafaelo mostra-a aos seus companheiros
de escola durante o intervalo: "O meu pai fez isto!" E o pai
e as crianças riem-se e acenam.
Ver o pai a trabalhar, num trabalho tão valoroso, poder admirá-lo,
ajudá-lo à tarde, acompanhá-lo no domingo à
Igreja... Lá reune-se a grande família e participa no coro
ou na missa. O Rafaelo está em pé ao lado do órgão,
cantando, com voz clara, a Aleluia mais alta e sorrindo ao mesmo tempo.
E eu penso na minha própria infância, sem pai, sem pátria,
cheia de fome, guerra, fuga, expulsão e terror e nas muitas crianças
- longe do paraíso.
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2ª-feira, 4 de Junho
A noite de Maio depois da festa
de Maio
"Depois da festa de maio
Chegou a noite de maio" (Brecht, Mãe Coragem)
Como encerramento das diárias orações de Maio houve,
no dia 31, uma procissão das velas, passando pela aldeia festivamente
enfeitada. Em frente os mais dignos homens da Igreja como porta-estandarte
e quatro meninos da missa, vestidos de branco, depois uma encantadora
menina, vestida de Nossa Senhora de Fátima, num vestido branco
de cetim. A seguir os três pastorinhos e as raparigas, transportando
uma Nossa Senhora de Fátima enfeitada de flores e iluminanda por
neon. À direita e à esquerda, levando velas, os habitantes
da aldeia.
O Padre ia num carro, cantando e dizendo as orações por
um altifalante. Por todo o lado as velas cintilavam, a lua brilhava, as
casas estavam iluminadas, as janelas abertas (para que cada mulher curiosa
pudesse ver, comparar e fazer um juízo sobre a limpeza e o bem-estar).
Espalhadas pela rua flores e ervas aromáticas. As rãs coaxavam.
Cantando e falando em coro, caminhámos uma hora e meia sobre o
tapete perfumado. A hortelã-pimenta, o funcho, a lúcia-lima,
as rosas e o jasmim fizeram-nos esquecer os aborrecimentos e as preocupações
do dia-a-dia. Rimos e cantámos e estávamos alegres. O que
nos fez tão felizes? A amena noite de Maio, o canto e a terapia
de aromas ou a Nossa Senhora de Fátima juntamente com a Nossa Senhora
da Saúde, padroeira da aldeia?
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6ª-feira, 8 de Junho
A terapia aromática da aldeia
Esta terapia aromática da aldeia é uma coisa especial.
Quando uma procissão assim, numa noite tépida, se desloca
por cima do fresco tapete de ervas, invocam-se mesmo boas energias e bons
espíritos.
"Vinde a Mim, todos os que estais cansados e oprimidos, e aliviar-vos-ei."
(Mt 11,28) Um alívio em qualquer sentido. Nem se precisa ir ao
médico nem ao psicanalista.
Na aldeia, em todo a caso, cada um sabe prestar primeiros socorros, porque
um médico não está disponível. E, além
disso, há um chá para tudo. As minhas vizinhas não
sabem os nomes das suas ervas, mas elas têm para cada doença
uma ervazinha e um cházinho. Chamam-se chá de São
Roberto ou de Santa Eufémia ou do fulano de tal. E ajuda em todos
os achaques.
A minha vizinha, misteriosamente parecida com uma bruxa de ervas, vem
com o seu chá quente: "Bebe, minha filha, bebe! Tá
bom, vai-te ajudar!"
Não faz mal, penso eu, bebo o chá (brrrr!) em frente dela,
que fica à espera da minha convalescença. E logo me sinto
melhor. Por causa da simpatia e da atenção e de tudo.
Piada de sociólogos: "Para ir para a estação
de caminho de ferro? Não sei. Mas foi bom termos falado disso."
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Domingo, 10 de Junho
Por onde Deus não passa
Orgulhoso, recentemente barbeado e vestido de gala, o lavrador estava
em pé ao portão, na Rua Principal, esperando pela procissão
das velas. A sua mulher corria para cá e para lá, arranjando
flores e velas na entrada. Ela colocou velas nos peitoris, verificando
sempre se o seu tapete de ervas e de flores resistia aos invejosos olhares
das vizinhas.
Também nós teríamos espalhado flores e ervas
aromáticas e teríamos enfeitado tudo de flores dissemos-lhe.
Porque é que vocês não nos dizeram a tempo?
Ele respondeu com uma grandeza inimitável, como se administrasse
o Reino dos Céus, como se lhe cobesse toda a Graça de Deus,
como se nós fôssemos desgraçadas e coitadinhas criaturas.
O lacónico lavrador disse: Deus não passa pela vossa
rua!
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3ª-feira, 12 de Junho
As nêsperas mesmo no topo
Como posso, simplesmente, alcançar as frutas maduras da nespereira?
Como em todos os quintais também a nossa árvore está
carregada de douradas nêsperas. Tufos gordos pendurados na árvore,
mas - infelizmente - mesmo no topo. Não as posso alcançar,
nem sequer com uma escada!
Invejosa, vejo como os pardais, os melros, os estorninhos, as abelhas
e as vespas se regalam com os frutos tão refrescantamente ásperos
e adocicados.
O nosso tio Erwin que, devido à idade, já não podia
fazer a colheita, serrou simplesmente os ramos. É talvez uma ideia...?
Ai de mim! Só digo: as nêsperas são demasiado verdes
e azedas para mim!
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Domingo, 17 de Junho
Toni - um projecto social
Depois da hora do almoço, o pequenino Toni voltava sempre completamente
perturbado à escola primária. Estava agressivo e distraído,
batendo e maltratando as outras crianças, dizendo asneiras ou,
de repente, adormecia. Um dia, esperneou como um selvagem, virou os olhos
e caiu no chão. O jovem professor e os alunos da primeira classe
ajoelharam-se, chamando o seu nome. Mas o Toni não ouviu nada.
Estava bêbedo que nem um cacho.
O professor, quando levou a criança para casa, encontrou lá
só a avó. Como os pais do Toni andam a trabalhar no estrangeiro,
a sua avó devia cuidar dele. Mas a avó, já idosa,
está doente e dependente do álcool. Na maior parte das vezes
não cozinhava, dizendo ao Toni: Não há nada
para comer, tira uma garrafa do guarda-loiça e bebe! Aquece!
O jovem professor espantou-se, porém explicou depois à velhota
que calamidade ela estava a provocar.
Cada vez que você dá águardente à criança
morrem muitas células no seu cérebro. Dia a dia, ele fica
mais burro e doente. Você quer matar o seu neto?
Então, a velhota lamentou e gritou desesperada, suplicando ajuda
e apoio: Oh Meu Deus, não quis isso! Ai de mim, sou tão
velha e doente. O que hei-de fazer? Oh Meu Deus!
Agora o Toni vai ao meio-dia para os vizinhos. Eles dão-lhe uma
refeição quente e cuidam também da avó. O
professor responsabilizou a aldeia inteira e todos fazem parte deste projecto
social.
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3ª-feira, 19 de Junho
Uma cobra no meio da minha frase
Fomos com as bicicletas através das vinhas e relvados até
a próxima aldeia. Pelo caminho, o sol queimava. Os caniçais
sussurravam. Os pinheiros rangiam.
De certeza que aqui há serpentes disse a Helga.
Não, eu nunca vi nenhuma gritei eu, pedalando com
mais força.
Não, não, de certeza, que há serpentes
disse a Helga.
Não, aqui não há serpentes! contradisse
eu.
Neste momento, saltou uma seta negra do meu lado direito, vinda da urze,
sibilou em frente à minha roda e desapareceu pela esquerda: uma
serpente negra e grossa como um braço! Com a cabeça levantada,
disparou no meio do caminho. Disparou no meio da minha frase.
Depois disto, já vi muitas serpentes. Às vezes, estão
no meio da estrada mortas e atropeladas. Nos jardins abandonados, debaixo
das árvores - eu sei que aí há muitas serpentes venenosas.
Cobras - dizem as pessoas da aldeia. E elas têm muito medo.
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5ª-feira, 21 de Junho
Antigamente não havia roubos
Porque é que tu estás a construir uma porta de
chapa no teu estábulo? perguntamos nós ao Manuel.
Tem que ser retorque ele, mais para si próprio do
que para nós.
Não compreendemos dizemos nós isso
é só um velho alpendre. Para que é que precisa de
uma porta assim tão chique?
Por causa dos ladrões diz o Manuel.
Quando continuamos a perguntar, chegamos à conclusão que
as suas galinhas já foram roubadas do estábulo duas vezes
durante a noite. Também desapareceram 20 contos na casa do seu
vizinho Carlos. Nada nem ninguém está seguro, em toda a
parte os ladrões trabalham.
Não és demasiado pessimista? perguntamos nós.
Não vês televisão demais?
Não, não diz ele calmamente os tempos
mudaram. Antigamente podia deixar tudo aberto. Antigamente não
havia roubos. Antigamente...
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Domingo, 24 de Junho
O Carlos está de volta
Dr. José Gregório Hernandez Cisneros
O jovem Sr. Carlos está de volta!
Esteve no hospital durante muitos meses, muito mal, desde o seu ataque
de apoplexia. Preocupámo-nos bastante. Quem mais sofreu foi a sua
mãe. Todas as mulheres foram à capela de São Gregório
e rezaram pelo Carlos júnior. Colocaram flores e acenderam velas.
Um dia, a Rosa perguntou-me: "Também vais rezar a São
Gregório? Pedimos lá todos pelo Carlos." Ela deu-me
uma imagem do Dr.
José Gregório Hernandez Cisneros que, como médico
na Venezuela, fez muito de bom. Em sua honra, uma ex-emigrante da Venezuela
mandou construir uma capela, fora da aldeia, consagrada ao padroeiro (seu
homónimo) São Gregório. Ao lado, foi construída
mais uma capela, na qual são guardados ex-votos de cera.
Aos domingos, de tarde, as mulheres encaminham-se da aldeia a São
Gregório, confiando-lhe as suas súplicas. Mas nenhuma delas
me pode explicar a quem realmente pedem ajuda.
Não compreendemos a tua pergunta dizem-me.
Olha, o Carlos está de volta e curar-se-á, graças
a Deus!
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3ª-feira, 26 de Junho
Porque é que a nossa aldeia é tão
especial
Hoje quero contar o que torna a nossa aldeia tão especial, tão
tranquila e sossegada. A história já aconteceu há
alguns anos...
Num domingo à tarde, a aldeia inteira foi a um casamento. As casas
estavam abandonadas, as ruas quase despovoadas. Só a Lila fez uma
visita de médico à sua casa, porque se preocupou com o gado.
De repente, ouviu como as galinhas cacarejavam nervosamente, como os cães,
que ladravam, eram acalmados e como os portões abanavam. A Lila
suspeitou que uma horda de homens andava a roubar na aldeia. Ela ficou
muito assustada, porque estava sozinha. O que devia fazer sozinha contra
os ladrões?
Em segredo, ela tentou avisar o seu marido. Este convocou imediatamente
todos os homens da aldeia, dizendo: "Temos que ir para casa, na aldeia
rouba-se!" Rapidamente, armaram-se os rapazes valentes (ainda vestidos
de gala), aproximaram-se sorrateiramente dos ladrões e bateram-lhes
terrivelmente, de tal maneira que eles pediram clemência. Depois,
carregaram os batidos e desanimados criminosos num camião, transportando-os
para uma floresta afastada. "Não se esqueçam desta
lição! Não apareçam nem mais uma vez!"
Desde então que ninguém aparece.
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5ª-feira, 28 de Junho
A nossa fonte brota de novo
A nossa fonte brota de novo.
A bomba eléctrica esteve afogada durante meses, por causa das chuvas.
Já em Fevereiro, o Miguel desceu ao poço,
depois de termos dado à bomba horas a fio, e tirou o motor para
secar. Mas até pouco antes do Pentecostes a fonte não pôde
ser utilizada.
É verdade que tivemos, como substituto, a água corrente
da Companhia, porque cada casa tem a sua ligação, desde
que o dinheiro da União Europeia foi superfluamente gasto para
canalizações em todas as aldeias. Superfluamente, porque
aqui todos têm a sua própria fonte e, além disso,
não têm dinheiro para pagar a ligação com contador
e torneiras.
A água da Companhia tem cloro e cheira mal. A água da nossa
fonte, ao contrário, é suave, limpa, fresca, saborosa e
cheira como água tem de cheirar. Louvado seja o céu de Portugal
por esta água. Simplesmente, não é verdade que a
água com cloro é mais saudável e higiénica.
É só política! O que o governo gostava era de entulhar
todas as fontes de Portugal e de nos pôr a soro gota a gota. Mas
ainda há pessoas como a minha vizinha Maria que se agarram à
sua boa água antiga e ao seu saber remoto, não o querendo
trocar por um substituto rasca.
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Sábado, 30 de Junho
"Não tem juízo!"
A minha vizinha adora música. Adora escutar, dançando cada
melodia: às vezes, canta também um pouco diferente (quer
dizer desafinada), mas no entanto... E agora o seu velho rádio
está estragado, deu o último som.
Se eu pelo menos pudesse ouvir cassetes! Ah, gostaria de ter novamente
música! queixou-se ela. Com música trabalha-se
tão bem e não é preciso ver-se como a televisão.
O que é que se há-de fazer...
Assim, oferecemos-lhe no seu aniversário um pequeno radiogravador,
engraçado, portátil e cheio de música. Ela ficou
bastante entusiasmada e nunca mais o desligou. Quando o Manuel foi para
casa, olhou para o rádio, rindo trocista e batendo no boné.
O que é que isso significa? perguntei eu.
Não tem juízo! disse ele e foi se embora.
Mais tarde compreendi. Quando oferecemos à nossa mãe suábia
um presente muito grande, ela disse surpreendida: Vocês são
loucos!
Nesta altura também não tivemos juízo debaixo do
boné.
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