2.
Samstag, 31.03.2012
Wir sind um 3.00 Uhr aufgestanden. Das Dorf liegt schwarz und schweiget.
Wir brausen mit 140 Sachen über die Autobahn nach Lissabon, ächzen
im Nebel die ansteigenden Berge hoch, da schlafft der kleine Clio merklich
ab, "Nun mach schon!" - und kommen viel zu früh an.
Wir rufen den Service an, der unser Auto abholt und aufbewahrt. Es klappt
alles. Wir dürfen als Erste einchecken. Es sind viele Urlaubstouristen
mit vielen Kindern am Schalter, aber alle sind gut gelaunt und alle kommen
aus Lissabon bzw. Portugal und wollen das Wochenende auf den lusophonen
Sonneninseln (360 Tage Sonne im Jahr) verbringen, die einstmals portugiesisch
waren.
Das Flugzeug kommt sehr spät und statt 9.35 Uhr fliegt es erst um
10.50 Uhr ab, und als es endlich auf die Startbahn rollt, ist es 11. 15
Uhr.
Eine Finalistengruppe (Sportstudenten) feiert das Examen mit dieser Reise
zur Insel Sal. Sie haben sehr gute Laune und das überträgt sich.
Zum Mittagessen gibt's Omelett mit Pilzen und Joghurt. Als ich aus dem
Fenster schaue, sehe ich einen Vulkan, der sich aus dem Meer erhebt. DerFlugbegleiter,
der täglich diese Strecke fliegt, er war auf der Rückreise auch
wieder dabei, weiß nicht, was das ist. Da kommt die Stimme des Piloten:
"Wir fliegen gerade über Teneriffa-Island." Sieht ja toll
aus!
Stundenlang stehen die Leute vor der Toilette. Und als Turbulenzen auftreten,
müssen die Damen alle wieder auf ihre Plätze zurück gescheucht
werden.
Wir kommen um 13.30 Uhr (zwei Stunden werden die Uhren zurückgestellt)
auf dem Flughafen "Hamilcar Cabral" auf Sal an. Hagen erzählt
mir, wie er in seiner Schulzeit von Cabral und seinem Freiheitskampf begeistert
war.
Der erste Eindruck: Die Menschen sind sehr schwarz und sehr freundlich.
Sie lachen viel und sind so beweglich , so ganz anders als die trägen
Touristen. Die Gebäude sind blitzsauber und die Toiletten sehr gepflegt.
Immer wischt eine lachende Frau um uns herum den Fußboden auf.
Wir fahren mit dem Shuttlebus durch die Wüste.
Hier ist richtig Afrika. In der Ferne neue Siedlungen und Hotelkomplexe.
Eine Anlage sieht aus wie eine verzauberte Wüstenstadt im Jemen:
Mit sehr viel Grün und vielen Palmen, umgeben von einer Mauer mit
vielen Türmchen.
Hotelanlage in der Wüste auf Sal
Wir tauschen Geld ein gegen kapverdische Escudos. 1 Euro gleich 105 -120
kapverdische Escudos.
(Die kleine Differenz ist die beliebte Einnahmequelle für alle Kapverdianos,
sie nehmen gerne Euros entgegen, die sie dann selbst umtauschen zum höchsten
Tauschwert, so fällt immer noch ein Mittagessen für sie ab.)
Die Menschen sind fröhlich und freundlich, obwohl sie doch so arm
sind. Und sie sagen dreimal in einem Satz "No stress". Damit
man das auch optisch erfasst und beherzigt, steht es auf fast jedem T-Shirt
drauf.
Der erste Spaziergang ohne jede Orientierung und ohne jeden Plan führt
zu Davids Laden, der sein afrikanisches handicraft anpreist.
Er schnitzt vor allen Dingen Schildkröten, das Wappentier von Cabo
Verde. Am alten Hafen geht die Sonne unter, wir bummeln durch die Gassen
mit blühenden Bougainvilleas und kommen zum Strand, wo wir tolle
Muschelreste und Scherben von Schneckenhäusern finden. Verheißungen!
Sonnenuntergang auf Sal
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