PORTUGIESISCHES T@GEBUCH    DIÁRIO EFÉMERO

  von Barbara Seuffert

        de Barbara Seuffert

Barbara Seuffert: Diário Efémero / Portugiesisches Tagebuch
Neuerscheinung Güstrow 2002
ISBN 3-9806389-4-4
Preis: € 10,00

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Tradução de Heinz Grasmück, Berlin/Lisboa, e de Júlia Correia, Lisboa/Berlim

 
 
 
Donnerstag, 5. April

Liliana

Hurra! In unserem Dorf ist ein Mädchen geboren worden!
Endlich wieder ein Mädchen.
Es ist die Tochter von Dorindito und Carla.
Nun wird es Frühling im Dorf! Wir hatten uns schon richtig Sorgen gemacht, weil nur kleine Jungen auf die Welt kamen, was ja sehr praktisch für das Krippenspiel ist, wo wir ein schönes Knäblein als Jesuskind brauchen. Andererseits ist es aber nicht praktisch für das Krippenspiel, weil keiner der Buben gerne als Engel auftritt und singt. Es sieht auch zu komisch aus, wenn sich so ein glattrasierter Skin-head-Junge in ein hellblaues Perlonkleid zwängt und sich als Weihnachtsengel im Stall von Bethlehem niederläßt. 
Aber nun sehen wir fröhlich in die Zukunft: Wir haben Liliana!
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Samstag, 7. April

Vier Söhne

Der glückliche Großvater ist der Baumeister Dorindo. Er baut zur Zeit das große Haus an der Ecke bei der Bushaltestelle. Die mit dem Wartehäuschen, richtig. Das Haus wächst stündlich. Wenn im Sommer die Emigranten nach Hause kommen, werden sie staunen über das schöne Dorf mit den grünen Müllkübeln, Wartehäuschen, Neubauten, Blumen.
Dorindo erzählte, dass er sich immer so sehr ein kleines Töchterchen gewünscht habe. Als seine Frau nach drei strammen Söhnen wieder ein Kind erwartete, habe er gehofft: Diesmal wird es ein Mädchen! Er war gerade auf dem Bau beschäftigt, als er hörte, dass sein Kind geboren wird. Da hat er seine Maurerkelle hingeworfen und voller Freude gejubelt: "Meine Tochter! Meine Tochter ist da! Gott sei Dank!" Er ist voller Glück nach Hause gelaufen, um sein kleines Mädchen zu begrüßen..
"Ja - und dann?" fragen wir. "Was war dann?"
"Es war ein Sohn, ist das nicht wunderbar?" sagt er und streichelt seinen Rafaelo.
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Dienstag, 10. April

Ich bin's.

Als unsere deutschen Freunde ihr Sprachstudium in Portugal abgeschlossen hatten und sich wieder in Berlin am Telefon meldeten, sagten sie: "Do." Wir stutzten: "Wie bitte? Was soll das?" Aber dann hörten wir ja an der Stimme, dass sie es sind. Wieso sagten sie neuerdings "Do!" ? Was bedeutet das?
Hier in Portugal nennt keiner seinen Namen, wenn er angerufen wird. Man sagt nur : "Ich bin da, estou." Das hört sich dann verschliffen-weich an wie "Do." Warum sagt man nicht wie in Deutschland seinen Namen? Ist das Scheu, Sicherheitsbedürfnis oder Lebensphilosophie?
Die Franzosen antworten am Telefon "Allo", die Briten nennen ihre Telefonnummer, Italiener sagen "Pronto", Polen "Ich höre". Dagegen ist die portugiesische Antwort doch beinahe existenziell bedeutsam. Sie gleicht Gottes Antwort auf die Frage des Mose. Gott sagte: ICH BIN, DER ICH BIN. Wobei das Wort estou von estar=vorübergehendes Sich-Befinden kommt, im Gegensatz zum dauernden Sein=ser. Jemand ruft mich an, und ich sage: "Da bin ich. Ich mit meiner ganzen Persönlichkeit stehe zur Verfügung." (Wie in der Ballade: "Noch da, John Maynard?" "Ja, Herr, ich bin!" "Auf den Strand, in die Brandung!" "Ich halte drauf hin.")
Ich finde es eigentlich schön, wie die Menschen hier am Dorf den Telefonhörer aufnehmen und entweder leise hauchen oder selbstbewusst sagen: "Ich bin, (wenn auch nur vorübergehend). Und da Sie ausgerechnet mich angerufen haben, werden Sie ja auch erwartet haben, dass ich es bin. Also, da bin ich."
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Mittwoch, 11. April

Das Osterfest naht. Im Dorf wird geputzt, gehämmert, ausgebessert und alles mit neuer Farbe gestrichen Die Hausfrauen putzen die Fenster und waschen die Gardinen. In jeder freien Minute wird im Vorgarten gearbeitet. Neue Pflanzen werden gesetzt. Jeder möchte seine Verschönerungsarbeiten schnell noch beenden. Die Zementmischmaschinen rattern. Eine Gruppe von Arbeitern zupfte in der letzten Woche das Unkraut an den Straßenrändern. Alles sehnt sich nach Sonne und Wärme. Nach den langen Regenmonaten (seit September regnet es) warten wir auf Ostern wirklich wie auf die Erlösung.
Ostern - Auferstehung -
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Gründonnerstag, 12. April

Seit Palmsonntag ist portugiesischer Sommer. Eine wunderschöne Karwoche (Semana Santa) ist das - warm, hell, fröhlich, österlich. Alle Leute sind mit den Vorbereitungen fast fertig. Am Mittwoch um 22 Uhr üben wir im Kirchenchor, am Donnerstag ist vormittags Bauernmarkt in Palhaça und abends um 21 Uhr der Gottesdienst mit der Fußwaschungs-Zeremonie. Im Nachbarort Soza ist am Karfreitag um 15 Uhr der feierliche Gottesdienst zum Begräbnis Christi. Anschließend holt man die weinende Muttergottes (Maria do Encontro) aus der Kapelle "O Senhor dos Passos", wo sie ihren Sohn auf seinem Kreuzweg begleitete. Sie wird unter den Klängen der Blaskapelle in einer großen Prozession wieder in ihre eigene Kapelle gebracht. Viele Mütter und Frauen gehen in den folgenden Stunden zu ihr und klagen und beten dort.
In der Osternacht findet in Soza die Mitternachtsmesse statt. Im Dunkeln sitzen die Menschen und warten, bis das Osterlicht hereingetragen wird. Mit dem Osterruf "Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!" bricht ein großer Jubel los. Böllerschüsse werden abgefeuert, Sekt wird versprüht, das Osterfeuer lodert, und - Höhepunkt!! - der "Judas" wird verbrannt. Das ist eine Strohpuppe, die im Baum hängt und alles Böse verkörpert, das mit Ostern überwunden ist.
Am Sonntagmorgen nach dem Gottesdienst zieht wieder eine festliche Osterprozession die 2km lange Dorfstraße entlang. Danach wird gefeiert und vor allem gegessen und getrunken: "Wenn Fasten, dann Fasten - wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn" (Therese von Avila).
Wir werden nach allen diesen Feierlichkeiten "unser" Osterfest im Dorf erst eine Woche später begehen. Das liegt daran, dass der Padre dieser großen Parochie erst zu Pascoela, am Weißen Sonntag (Quasimodogeniti), hier ins Dorf einziehen kann.
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Karfreitag, 13. April

"Du solltest unbedingt dein Brot für Ostern bestellen. Der Bäcker im Nachbarort ist zur Zeit der beste", sagt Maria.
Das traditionelle Ostergebäck ist hier vor allem das Hefebrot in Form eines Nestes mit 2 oder 3 oder 4 eingebackenen braunen Eiern. Die Eier sind traditionell mit Zwiebelschalen gefärbt worden. Über dieses Nest ist ein Kreuz aus Brotteig gelegt worden.
Das andere goldgelbe Kuchenbrot ist weich und locker und gleicht in der Form einem Dresdner Christstollen. Es sieht aus wie ein neugeborenes Kind, das in Windeln gewickelt ist. Es erinnert an das neue Leben, das mit dem Ostermorgen beginnt.
Hier im Dorf ist das Osterhasen-Angebot nicht so massiv und unzeitgemäß wie im Supermarkt. Es gibt nicht sehr viel süßes Naschwerk für die Kinder. Die Erwachsenen erklären ihnen, dass sie Schokolade und Kuchen erst zu Ostern bekommen.
"Aber jetzt musst du den Kuchen bestellen", sagt Maria. "Denk daran, nur bei dem Bäcker!"
Danke für den Insidertipp. Was wäre ich ohne Maria??
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Samstag, 14. April

"Öffnest du deine Tür für den Padre?" fragen mich die Nachbarinnen.
Das ist die wichtigste Frage in der vorösterlichen Zeit. "Die Türe öffnen" bedeutet großen Hausputz, Kuchenbacken, Festessen, Gästescharen, Neuanschaffungen zum Osterfest. "Die Türe öffnen" bedeutet, dass wir einmal im Jahr die Haustüre aufmachen, wenn der Priester mit dem Kruzifix den Ostersegen bringt. Die Haustür ist gleichzeitig die Tür zur guten Stube, zur "kalten Pracht" oder zum "Ostersaal". Nur einmal im Jahr- zu Ostern - werden die Fensterläden geöffnet und die Gäste hereingebeten. Deswegen muss alles blitzen und glänzen. Die Nachbarinnen sollen sich nur umsehen! Sie sollen staunen über den Wohlstand, die Sauberkeit und die leckeren Sachen auf dem Tisch.
Wer die Türe für die Osterprozession öffnet, breitet grünes Gras, Blätter und Blumen vor der Türe aus, lädt möglichst viele Freunde ein (die ganze Straße sollte voller schicker Autos stehen) und holt sich den Segen des Himmels. "Kommt alle in mein Haus und begrüßt den auferstandenen Herrn!"
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Dienstag, 17. April

Der Nachbar tüncht seinen Innenhof und malt mit roter Farbe einen Drudenfuß an die Wand, Auch an das Becken für den Wein malt er den fünfzackigen Stern.
"Was ist das für ein Zeichen?" fragen wir.
Er lacht verlegen: "Ach, das ist nichts..."
Wir staunen: "So?" Es bedeutet nichts, aber er malt es trotzdem? "Was ist das für ein Zeichen und warum malst du das?"
"Ach, nur so...", stammelt er, "es ist ein Stern."
Wir fragen noch einmal: "Was bedeutet der Stern?"
"Das ist das Hand-ohne-Böses-Zeichen", stottert er verlegen, " das machte man früher so, das ist gegen den bösen Blick..., ja, gegen den bösen Geist..."
"Woher kennst du das?"
"Ach, das weiß ich noch von früher, als ich ein kleiner Junge war, das machte man hier immer so...", sagt er verlegen und macht eine wegwerfende Handbewegung, als wenn er nichts damit zu tun haben will.

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Donnerstag, 19. April

Ob hier auch die Uhr umgestellt wird? Na klar! Wir sind schließlich ein europäisches Land. Die Sonne geht hier zwar erst eine Stunde später auf, aber dafür geht sie auch eine Stunde später unter.
Leider aber gewöhnen sich alle nur schwer an die neue Sommerzeit. Das Vieh interessiert sich nicht für solche Reglementierung. Die Tiere haben ihren eigenen Rhythmus. Die Bauern müssen sich also danach richten. Deshalb findet die Messe zunächst einmal wie immer sonntags morgens 9.30 Uhr statt. Am folgenden Sonntag jedoch sollte um 10.00 Uhr Gottesdienst sein. Aber trotzdem liefen die Katechesekinder schon um 9 Uhr zur Kirche. Sie vergnügten sich wartend im Kaufmannsladen. Die Anfechtung, ihr Almosen gegen Bonbons einzutauschen, muss sehr groß gewesen sein. Auch die Erwachsenen kamen ganz durcheinander wegen der neuen Uhrzeit . Sie warteten 1 Stunde lang in der Kirche und husteten. Der Padre sagte schließlich, es soll doch besser alles beim Alten bleiben. Also 9.30 Uhr wie immer. Gut, nickten alle zufrieden.
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Dienstag, 24. April

"Die Pflanze musst du herausreißen", sagt meine Nachbarin und hat sie schon beim Schopfe, "das ist Unkraut".
"Lass sie stehen, ich finde sie schön", sage ich und pflanze sie wieder ein.
"Aber ich sage dir, es ist eine schlechte Pflanze, sie vermehrt sich wie verrückt", sagt sie und zerrt die Stengel wieder aus der Erde.
"Jaja", sage ich und denke, wenn die Nachbarin gegangen ist, werde ich die Pflanze wieder einsetzen. Ich finde sie schön. In Deutschland halten wir sie in Blumentöpfen. Sogar in Portugal kann man davon kleine Ableger in Töpfen kaufen. Ich habe das schon auf dem Markt und in der Gärtnerei hier gesehen. Und außerdem finde ich diese Pflanze nun einmal schön. Ist doch schließlich mein Garten!
Beim Abschied sagt die Nachbarin noch einmal: "Du mußt diese Pflanze vernichten. Sie ist wie die Pest. Da hilft nur dreimal Gift spritzen. Gut, dass ich dich noch einmal davor rettete." Sie geht zufrieden nach Hause. Ich hole die Grünpflanze wieder und setze sie in die Erde. Sie heißt Tradescantia, und ich finde sie schön. Sie erinnert mich an moosige Brunnen und schattige Wälder.
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Donnerstag, 26. April

Am Montag nach dem Osterfest, das wir mittags mit einem Festessen begingen und - nach dem Ostersegen - mit einem großen abendlichen Gelage mit Spanferkel, Garnelen, Kuchen, Obst, Puddingcremes und Champagner ausklingen ließen, rief mich meine Nachbarin spät in der Nacht zum Reste-Essen. Wir haben uns noch einmal gegenseitig beteuert, wie schön alles gewesen ist, aßen auch das eine und andere Häppchen, tranken noch ein wenig von dem verbliebenen Wein und sahen uns dabei im TV die Modenschau aus Lissabon an.
Die mageren Mannequins und die schönen Männer mit Waschbrettbauch waren ein sonderbares Kontrastprogramm zu den irdischen Freuden des dörflichen Osterfestes.
"Guck dir mal die Schnabelschuhe an", quietschte Maria vor Entzücken. "Und die dort, die hat gar nichts an! Was für Gespenster das sind... Guck mal, wie hungrig der da aussieht", sagte sie.
In der Tat, das war gespenstisch. Noch nie sind mir diese wandelnden Kleiderständer so unrealistisch vorgekommen.
Kann ja sein, dass es an dem Champagner lag.
Aber das waren doch nur Reste...
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Freitag, 27. April

Bei einem der letzten Familientreffen saßen die drei Cousinen in der Küche und erzählten sich lachend Geschichten aus ihrer Jugend.
"Singst du mir noch einmal das Lied von dem Ginster vor?" bat ich Natália. Sie fing auch gleich an, mit sehr hohem Sopran zu singen "A giesta da serra", der Ginster in den Bergen...
"Nein, das ist nicht die richtige Melodie", fuhr Júlia dazwischen und sang laut und eine Oktave tiefer ihr
"Giesta da Serra". Es klang wie eine schräge Opernarie.
"Hör auf! Natália singt richtig", ereiferte sich Rosa, und beide fingen noch einmal zu singen an und übertönten Júlias Weise. Die ließ sich das nicht bieten und schmetterte ihre eigene Ginstermelodie. Damit trieb sie die beiden anderen zu noch stärkerem Gesang an. Triumphierend sangen die drei Sängerinnen ein dreifaches Ginster-Konzert.
Ich verstand nun gar nichts mehr. Ich fürchtete den Ausbruch des Trojanischen Krieges in unserer Küche. Statt ein Urteil zu fällen, lächelte ich matt und sagte: "Und wie geht das Lied mit dem grünen Mais?"
Da ließen sie von dem dreifachen Ginster ab und sangen einstimmig und harmonisch: "Ai, grüner Mais, grüner Mais, - grüner Mais, ai, grüner Mais..."
Ich weiß bis heute nicht, was mit dem Ginster in den Bergen los ist...

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Sonntag, 29. April

Ich guckte mir mit meiner Nachbarin die spannende Sendung an "Wer wird Millionär?" Es ist dieselbe Sendung wie in Deutschland: - dieselbe Hintergrundmusik, dieselben Spielregeln, dieselben Fragen. Natürlich ist alles typisch portugiesisch und ohne Günter Jauch.
Die Kandidatin wurde gefragt, wer den Roman "Amerika" geschrieben habe. Ich murmelte, noch ehe es die junge Frau sagte: "Franz Kafka", und genoss Marias Bewunderung.
Ich meinerseits bewunderte die Kandidatin. Wer kennt sich wohl in Deutschland so gut in der portugiesischen Literatur aus?
"Du weißt alles", sagte Maria.
"Nicht alles", wehrte ich bescheiden ab, "aber einiges."
"Ein Glück, dass ich da nicht sitzen muss, ich wüßte überhaupt nichts", sagte Maria. "Ich würde bei der ersten Frage schon in Ohnmacht fallen und den Himmel anflehen: Heilige Maria Mutter Gottes, steh mir bei und antworte du auf diese Frage!" Dabei verdrehte sie die Augen zum Himmel, bekreuzigte sich dreimal (in der Hand hielt sie das Messer zum Apfelschälen) und verzichtete mit großartiger Geste auf die Million.
Ich finde, schon wegen dieser bühnenreifen Leistung müßte man Maria einmal zum Fernsehen holen. Sie könnte Millionen - zum Lachen bringen.

5ª-feira, 5 de Abril

Liliana

Viva! Na nossa aldeia nasceu uma menina!
Finalmente mais uma menina.
É a filha do Dorindito e da Carla.
Assim nasce a Primavera na nossa aldeia. Já estávamos preocupados, pois só vinham ao mundo rapazes. Isto podia ser, por um lado, muito prático para o nosso Presépio ao Vivo, pois precisamos de um belo rapazinho que faça de Jesus, mas, por outro lado, é pouco prático pois nenhum deles gosta de fazer de anjo ou de cantar. Também é cómico demais, quando um rapaz com a cabeça rapada à skin-head se enfia num vestido de nylon azul-claro e se instala no estábulo de Belém.

Agora vimos o futuro com outros olhos: temos a
Liliana!
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Sábado, 7 de Abril

Quatro filhos

O feliz avô é o construtor Dorindo. Ele anda a construir a casa grande na esquina ao pé da paragem de autocarro. Certíssimo! A da casinha de espera. A casa aumenta a cada hora. Quando os emigrantes chegarem, no Verão, vão ficar admirados com a bonita aldeia com contentores de lixo verdes, casinhas de espera, novas construções e flores.
O Dorindo contou que sempre desejou uma filhinha. Quando a sua mulher, depois de três robustos rapazes, ficou novamente grávida, ele teve a esperança: "Desta vez será uma menina!" Estava na obra, quando ouviu que o seu filho tinha nascido. Deitou logo a colher de pedreiro ao chão e gritou cheio de alegria: "A minha filha! A minha filha já cá está! Graças a Deus!" Foi para casa, muito feliz, para saudar a sua pequenina.
— Sim, e então? — perguntamos nós. — O que é que foi?
— Foi um rapaz, não é uma maravilha? — diz ele, fazendo uma festa ao seu Rafaelo.
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3ª-feira, 10 de Abril

"Tou"

Quando os nossos amigos alemães concluiram, em Portugal, o seu curso de línguas e, de volta a Berlim, se apresentavam ao telefone, diziam: "Do." Nós ripostávamos: "Se faz favor?! O que é que isso quer dizer?" Mas, depois, reconhecíamos a sua voz. Por que é que eles, nos últimos tempos, diziam "Do!"? O que é que isto significa?
Aqui em Portugal, ao telefone, ninguém se anuncia pelo nome. Só se diz: "Estou sim, estou." E isto soa tão suave como "Do". Porque é que não se diz o nome, como na Alemanha? É timidez, necessidade de segurança ou filosofia de vida?
Os franceses respondem ao telefone "Allo", os britânicos nomeam o seu número de telefone, os italianos dizem "pronto", os polacos "Eu oiço". Ao contrário, a resposta portuguesa é quase de significado existencial. Ela é igual à resposta de Deus à pergunta de Moisés. Deus disse: Eu sou Aquele que sou.
A palavra ‚estou‘ vem do ‚estar‘ = encontrar-se passageiramente, ao contrário do ser = continuado. Quando alguém me telefona e eu digo: "Aqui estou. Eu, com a minha personalidade inteira, estou à disposição."

Na realidade, eu até acho bonito como as pessoas, aqui na aldeia, respondem ao telefone e ou sopram baixinho ou dizem conscientes: "Estou", (mesmo que só de passagem). E porque é a mim que telefonam, esperam, naturalmente, que seja eu.
Assim, aqui 'tou.
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4ª-feira, 11 de Abril

Aproxima-se a Páscoa. Na aldeia, limpa-se, martela-se, repara-se e pinta-se tudo com tinta nova. As donas de casa limpam as janelas e lavam as cortinas. Em cada minuto livre, trabalha-se no jardim. Novas plantas são semeadas. Cada um quer mesmo rapidamente terminar os seus trabalhos de embelezamento. As betonerias roncam. Na última semana, um grupo de trabalhadores sachou erva daninha nas beiras da calçada. Todos têm saudades de sol e de calor. Depois dos meses chuvosos (tem chovido desde Setembro) esperamos pela Páscoa verdadeiramente como pela salvação.
Páscoa – ressurreição –
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5ª-feira Santa, 12 de Abril

Desde Domingo de Ramos que é Verão português. Uma lindíssima Semana Santa – quente, clara, alegre, pascal. Todos os preparativos estão quase prontos. Na quarta-feira, às 22 horas, ensaiamos no coro da Igreja, na quinta-feira, de manhã, é mercado em Palhaça e à noite, às 21 horas, tem lugar a missa com a cerimónia do lava-pés. Na aldeia vizinha, em Soza, na Sexta-feira Santa, às 15 horas, é a missa solene pela sepultura de Cristo. A seguir, vai-se buscar à capela "d'O Senhor dos Passos" a Nossa Senhora do Encontro, onde acompanhou, chorando, o seu Filho na sua encruzilhada. Debaixo dos sons da banda, Ela é levada, de novo, num cortejo grande para a sua própria capela. Muitas mães e mulheres, nas horas seguintes, vão ter com Ela, queixando-se e rezando.
A Vigília Pascal tem lugar em Soza, à meia-noite. Às escuras, as pessoas sentam-se e esperam pelo Círio Pascal. Depois da aclamação "O Senhor ressuscitou! – Realmente, o Senhor ressuscitou!" rebenta um júbilo magnífico. Foguetes estalam, espalha-se espumante, o Fogo Pascal arde e – ponto culminante!! – "Judas" é queimado. É um boneco de palha que, pendurado na árvore, representa tudo de mal que foi superado com a Páscoa. No Domingo de Páscoa, de manhã, depois da missa, mais uma solene procissão pascal desfila, 2 quilómetros, pela rua principal. Depois festeja-se e, sobretudo, come-se e bebe-se: "Quando jejum, jejum – quando perdiz, perdiz" (Santa Teresa de Ávila).

Depois de todas estas cerimónias, nós vamos celebrar a "nossa" Páscoa uma semana mais tarde. A causa é que o Padre desta grande paróquia só pode vir na Pascoela aqui à aldeia.

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6ª-feira Santa, 13 de Abril

— Devias encomendar o teu folar para a Páscoa. O padeiro da aldeia vizinha é o melhor — diz a Maria.
O folar da Páscoa tradicional é um pão levedado em forma de ninho com dois, três ou quatro ovos cozidos. Tradicionalmente, coloram-se os ovos com casca de cebola. Por cima deste ninho faz-se uma cruz com massa do pão.
A fogaça amarelo-dourada é fofa. Parece um menino envolto em fraldas. Lembra a nova vida, que começa com a manhã de Páscoa. Aqui na aldeia o coelho de Páscoa não é tão frequente e fora-de-tempo como no supermercado.
Não há tantas guloseimas para as crianças.
Os adultos explicam-lhes que eles receberão bolo e chocolate só pela Páscoa.

— Mas agora tens de encomendar o teu folar — diz a Maria. — Não te esqueças que só neste padeiro!
Obrigado pelo conselho. Que seria eu sem a Maria??

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Sábado, 14 de Abril

— Abres a porta ao padre? — perguntam-me as vizinhas.
Esta é a pergunta mais importante antes da Páscoa. "Abrir a porta" significa limpezas gerais, bolos, comida festiva, visitas, coisas novas para a festa da Páscoa. "Abrir a porta" significa que abrimos a porta uma vez por ano, quando o Padre, com o Crucifixo, traz a Bênção Pascal. A porta da rua é ao mesmo tempo a porta para a sala de visitas.
Apenas uma vez no ano – na Páscoa – se abrem as portadas das janelas e se mandam entrar as visitas. Por isso, tudo tem de brilhar.
As vizinhas que vejam! Elas podem admirar o conforto, a limpeza e as coisas deliciosas em cima da mesa. Quem abre a porta à procissão espalha erva verde, folhas e flores à entrada, convida muitos amigos (a rua deve estar cheia de carros chiques) e pede a benção dos céus.
"Venham todos a minha casa e aclamem o Cristo ressuscitado."

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3ª-feira, 17 de Abril

O vizinho caia o seu pátio e pinta com tinta vermelha um pentagrama na parede. Também no lagar ele pinta a estrela de cinco pontas.
— Que desenho é esse? — perguntamos nós.
Ele ri embaraçado: "Ah, isso não é nada..."
Nós admiramo-nos: "Como? Não significa nada e, no entanto, ele pinta-o? Que desenho é esse e porque é que o pintas?"
— Ah, pinto — balbucia ele — é uma estrela.
Nós perguntamos novamente: "O que significa a estrela?"
— É o "signo saimão" — gagueja ele embaraçado. — Isto fazia-se antigamente, é contra o mau-olhado... sim, contra os maus espíritos...
— Como é que sabes?
— Ah, isto eu sei de antigamente, ainda era eu um rapaz já se fazia isto aqui. — diz ele, fazendo um gesto com a mão, como se não tivesse importância e ele não quisesse nada com isso.
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5ª-feira, 19 de Abril

Será que também aqui se muda a hora? Pois claro! Finalmente, somos um país europeu. O sol, na verdade, nasce aqui uma hora mais tarde mas, em compensação, põe-se também uma hora mais tarde.
Lamentavelmente, todos se habituam só passo a passo à nova hora de Verão. O gado não se interessa por um tal regulamento. Os animais têm o seu próprio ritmo. Os camponeses têm que se orientar por isto. Por isso, a missa começa, por agora, aos domingos, como sempre, às nove e meia. No entanto, no próximo domingo devia ser às dez. Mas, apesar disso, os meninos da catequese já às nove correram para a Igreja. Esperando, divertiram-se no supermercado. A tentação de trocar a sua esmola por rebuçados devia ser muito grande. Também os adultos vieram muito confusos por causa da nova hora. Esperaram uma hora na Igreja e tossiram. O Padre disse, finalmente, que é melhor ficar tudo como antes. Então às nove e meia, como sempre. Bom, acenaram todos contentes.

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3ª-feira, 24 de Abril

— Tens que arrancar a planta! — diz a minha vizinha com ela já na mão. — Isso é uma erva daninha!
— Deixa-a estar, eu acho-a bonita — digo eu e enterro-a outra vez.
— Mas eu estou-te a dizer que é uma má planta. Isso cresce sem parar! — diz ela e arranca-a outra vez.
— Está bem, está bem — digo eu e penso que, quando a vizinha se for embora, a planto outra vez. Eu acho-a bonita. Na Alemanha, pômo-las em vasos. Até em Portugal se podem comprar pequenos rebentos. Eu já a vi na horticultura e no mercado. E, além disso, eu acho esta planta muito bonita. Finalmente, é o meu jardim!

À despedida, a vizinha diz uma vez mais: — Tu tens que eliminar esta planta. Isso é como a peste. Isso só deitando veneno três vezes. Ainda bem que eu te salvo disso.

Ela vai contente para casa. Eu vou buscar a plantinha e meto-a na terra. Ela chama-se Tradescantia e eu acho-a bonita. Ela lembra-me fontes musgosas e florestas sombrosas.

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4ª-feira, 26 de Abril

Na segunda-feira depois da Páscoa, que celebrámos ao meio-dia com um festim e terminámos – depois da Bênção Pascal – com um grande banquete nocturno de leitão, camarões, bolos, fruta, pudins, cremes e champanhe, a minha vizinha chamou-me, tarde à noite, para comer os restos. Nós afirmámos mutuamente como tudo estava lindo, comemos um ou outro petisco, bebemos um bocadinho do vinho restante e vimos na televisão a exposição de modas de Lisboa.
Os magros manequins e os belos homens de barriga musculosa foram um estranho programa, em contraste com as alegrias terrestres da Páscoa aldeã.

— Olha, os sapatos de bico! — chiou a divertíssima Maria. — E aquela ali não tem nada em cima. Parecem uns fantasmas... Olha que esfomeado aquele parece! — ela disse.

Realmente, foi fantasmagórico. Nunca estes "cabides com pernas" me pareceram tão irreais. Pode ser que a causa fosse o champanhe. Mas, foram apenas os restos...
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6ª-feira, 27 de Abril

Num último encontro familiar as três primas sentaram-se na cozinha e contaram, rindo, histórias da sua mocidade.
— Por favor, cantas para mim mais uma vez a canção da giesta? — pedi à Natália.
Logo ela comçou a cantar, com voz de soprano muito alto "A Giesta da Serra..."
— Não! Não é essa a melodia certa — interrompeu a Júlia e cantou alto e uma oitava mais baixo a sua "Giesta da Serra". Soou como uma ária de ópera, dissonante.
— Pára! A Natália canta correctamente! — exaltou-se a Rosa e ambas cantaram de novo e dominaram a melodia da Júlia. Ela não o tolerou e cantou com brio a sua "melodia-giesta". Com isso, ela espicaçou as outras para um canto ainda mais alto.
Triunfando, as três cantoras cantaram um triplo "concerto-giesta".
Entretanto, deixei de perceber. Reciei a eclosão da Guerra de Tróia na nossa cozinha. Em vez de me pronunciar sorri, abatida, e disse:
— E como é a canção do verde milho?
Então, elas desistiram da giesta triplo e cantaram em uníssono e harmoniosas. "Ai, milho verde, milho verde – milho verde, ai, milho verde..."
Até hoje não sei o que se passa com a giesta na serra...
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Domingo, 29 de Abril

Vi com a minha vizinha o programa muito interessante "Milionários À Força". É o mesmo programa como na Alemanha, a mesma música de fundo, as mesmas regras, as mesmas perguntas. Naturalmente, tudo é tipicamente português e sem Günter Jauch*.
Perguntaram à candidata quem escreveu o romance "América". Ainda antes da resposta da jovem mulher eu murmurei "Franz Kafka" e saboriei a admiração da Maria. Eu, por minha parte, admirei a candidata. Quem será, na Alemanha, tão bem versado em literatura portuguesa?
— Sabes tudo! — disse a Maria.
— Não, nem tudo — rejeitei eu — apenas alguma coisa.
— É mesmo sorte que não tenho de me sentar ali! Não saberia completamente nada — disse a Maria. — Desmaiaria logo à primeira pergunta e suplicaria ao Céu "Santa Maria Madre Deus, ajudai-me e respondei a esta pergunta!"
Com isto, ela virou os olhos para o céu e benzeu-se três vezes – com a faca de descascar as maçãs na mão –, desistindo do milhão com um gesto generoso.
Só por esta interpretação deviam levar a Maria à televisão. Ela poderia fazer rir milhões.

(*apresentador alemão. N.T.)