Donnerstag,
5. April
Liliana
Hurra! In unserem Dorf ist ein Mädchen geboren worden!
Endlich wieder ein Mädchen.
Es ist die Tochter von Dorindito und Carla.
Nun wird es Frühling im Dorf! Wir hatten uns schon richtig Sorgen gemacht,
weil nur kleine Jungen auf die Welt kamen, was ja sehr praktisch für das
Krippenspiel ist, wo wir ein schönes Knäblein als Jesuskind brauchen.
Andererseits ist es aber nicht praktisch für das Krippenspiel, weil keiner
der Buben gerne als Engel auftritt und singt. Es sieht auch zu komisch
aus, wenn sich so ein glattrasierter Skin-head-Junge in ein hellblaues
Perlonkleid zwängt und sich als Weihnachtsengel im Stall von Bethlehem
niederläßt.
Aber nun sehen wir fröhlich in die Zukunft: Wir haben Liliana!
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Samstag, 7. April
Vier Söhne
Der glückliche Großvater ist der Baumeister Dorindo. Er
baut zur Zeit das große Haus an der Ecke bei der Bushaltestelle. Die mit
dem Wartehäuschen, richtig. Das Haus wächst stündlich. Wenn im Sommer
die Emigranten nach Hause kommen, werden sie staunen über das schöne Dorf
mit den grünen Müllkübeln, Wartehäuschen, Neubauten, Blumen.
Dorindo erzählte, dass er sich immer so sehr ein kleines Töchterchen gewünscht
habe. Als seine Frau nach drei strammen Söhnen wieder ein Kind erwartete,
habe er gehofft: Diesmal wird es ein Mädchen! Er war gerade auf dem Bau
beschäftigt, als er hörte, dass sein Kind geboren wird. Da hat er seine
Maurerkelle hingeworfen und voller Freude gejubelt: "Meine Tochter!
Meine Tochter ist da! Gott sei Dank!" Er ist voller Glück nach Hause
gelaufen, um sein kleines Mädchen zu begrüßen..
"Ja - und dann?" fragen wir. "Was war dann?"
"Es war ein Sohn, ist das nicht wunderbar?" sagt er und streichelt
seinen Rafaelo.
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Dienstag, 10. April
Ich bin's.
Als unsere deutschen Freunde ihr Sprachstudium in Portugal
abgeschlossen hatten und sich wieder in Berlin am Telefon meldeten, sagten
sie: "Do." Wir stutzten: "Wie bitte? Was soll das?"
Aber dann hörten wir ja an der Stimme, dass sie es sind. Wieso sagten
sie neuerdings "Do!" ? Was bedeutet das?
Hier in Portugal nennt keiner seinen Namen, wenn er angerufen wird. Man
sagt nur : "Ich bin da, estou." Das hört sich dann verschliffen-weich
an wie "Do." Warum sagt man nicht wie in Deutschland seinen
Namen? Ist das Scheu, Sicherheitsbedürfnis oder Lebensphilosophie?
Die Franzosen antworten am Telefon "Allo", die Briten nennen
ihre Telefonnummer, Italiener sagen "Pronto", Polen "Ich
höre". Dagegen ist die portugiesische Antwort doch beinahe existenziell
bedeutsam. Sie gleicht Gottes Antwort auf die Frage des Mose. Gott sagte:
ICH BIN, DER ICH BIN. Wobei das Wort estou von estar=vorübergehendes Sich-Befinden
kommt, im Gegensatz zum dauernden Sein=ser. Jemand ruft mich an, und ich
sage: "Da bin ich. Ich mit meiner ganzen Persönlichkeit stehe zur
Verfügung." (Wie in der Ballade: "Noch da, John Maynard?"
"Ja, Herr, ich bin!" "Auf den Strand, in die Brandung!"
"Ich halte drauf hin.")
Ich finde es eigentlich schön, wie die Menschen hier am Dorf den Telefonhörer
aufnehmen und entweder leise hauchen oder selbstbewusst sagen: "Ich
bin, (wenn auch nur vorübergehend). Und da Sie ausgerechnet mich angerufen
haben, werden Sie ja auch erwartet haben, dass ich es bin. Also, da bin
ich."
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Mittwoch, 11. April
Das Osterfest naht. Im Dorf wird geputzt, gehämmert, ausgebessert
und alles mit neuer Farbe gestrichen Die Hausfrauen putzen die Fenster
und waschen die Gardinen. In jeder freien Minute wird im Vorgarten gearbeitet.
Neue Pflanzen werden gesetzt. Jeder möchte seine Verschönerungsarbeiten
schnell noch beenden. Die Zementmischmaschinen rattern. Eine Gruppe von
Arbeitern zupfte in der letzten Woche das Unkraut an den Straßenrändern.
Alles sehnt sich nach Sonne und Wärme. Nach den langen Regenmonaten (seit
September regnet es) warten wir auf Ostern wirklich wie auf die Erlösung.
Ostern - Auferstehung -
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Gründonnerstag, 12. April
Seit Palmsonntag ist portugiesischer Sommer. Eine wunderschöne Karwoche
(Semana Santa) ist das - warm, hell, fröhlich, österlich. Alle Leute sind
mit den Vorbereitungen fast fertig. Am Mittwoch um 22 Uhr üben wir im
Kirchenchor, am Donnerstag ist vormittags Bauernmarkt in Palhaça und abends
um 21 Uhr der Gottesdienst mit der Fußwaschungs-Zeremonie. Im Nachbarort
Soza ist am Karfreitag um 15 Uhr der feierliche Gottesdienst zum Begräbnis
Christi. Anschließend holt man die weinende Muttergottes (Maria do Encontro)
aus der Kapelle "O Senhor dos Passos", wo sie ihren Sohn auf
seinem Kreuzweg begleitete. Sie wird unter den Klängen der Blaskapelle
in einer großen Prozession wieder in ihre eigene Kapelle gebracht. Viele
Mütter und Frauen gehen in den folgenden Stunden zu ihr und klagen und
beten dort.
In der Osternacht findet in Soza die Mitternachtsmesse statt. Im Dunkeln
sitzen die Menschen und warten, bis das Osterlicht hereingetragen wird.
Mit dem Osterruf "Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!"
bricht ein großer Jubel los. Böllerschüsse werden abgefeuert, Sekt wird
versprüht, das Osterfeuer lodert, und - Höhepunkt!! - der "Judas"
wird verbrannt. Das ist eine Strohpuppe, die im Baum hängt und alles Böse
verkörpert, das mit Ostern überwunden ist.
Am Sonntagmorgen nach dem Gottesdienst zieht wieder eine festliche Osterprozession
die 2km lange Dorfstraße entlang. Danach wird gefeiert und vor allem gegessen
und getrunken: "Wenn Fasten, dann Fasten - wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn"
(Therese von Avila).
Wir werden nach allen diesen Feierlichkeiten "unser" Osterfest
im Dorf erst eine Woche später begehen. Das liegt daran, dass der Padre
dieser großen Parochie erst zu Pascoela, am Weißen Sonntag (Quasimodogeniti),
hier ins Dorf einziehen kann.
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Karfreitag, 13. April
"Du solltest unbedingt dein
Brot für Ostern bestellen. Der Bäcker im Nachbarort ist zur Zeit der
beste", sagt Maria.
Das traditionelle Ostergebäck ist hier vor allem das Hefebrot in Form
eines Nestes mit 2 oder 3 oder 4 eingebackenen braunen Eiern. Die Eier
sind traditionell mit Zwiebelschalen gefärbt worden. Über dieses Nest
ist ein Kreuz aus Brotteig gelegt worden.
Das andere goldgelbe Kuchenbrot ist weich und locker und gleicht in der
Form einem Dresdner Christstollen. Es sieht aus wie ein neugeborenes Kind,
das in Windeln gewickelt ist. Es erinnert an das neue Leben, das mit dem
Ostermorgen beginnt.
Hier im Dorf ist das Osterhasen-Angebot nicht so massiv und unzeitgemäß
wie im Supermarkt. Es gibt nicht sehr viel süßes Naschwerk für die Kinder.
Die Erwachsenen erklären ihnen, dass sie Schokolade und Kuchen erst zu
Ostern bekommen.
"Aber jetzt musst du den Kuchen bestellen", sagt Maria. "Denk
daran, nur bei dem Bäcker!"
Danke für den Insidertipp. Was wäre ich ohne Maria??
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Samstag, 14. April
"Öffnest du deine Tür für den Padre?" fragen mich die Nachbarinnen.
Das ist die wichtigste Frage in der vorösterlichen Zeit. "Die Türe
öffnen" bedeutet großen Hausputz, Kuchenbacken, Festessen, Gästescharen,
Neuanschaffungen zum Osterfest. "Die Türe öffnen" bedeutet,
dass wir einmal im Jahr die Haustüre aufmachen, wenn der Priester mit
dem Kruzifix den Ostersegen bringt. Die Haustür ist gleichzeitig die Tür
zur guten Stube, zur "kalten Pracht" oder zum "Ostersaal".
Nur einmal im Jahr- zu Ostern - werden die Fensterläden geöffnet und die
Gäste hereingebeten. Deswegen muss alles blitzen und glänzen. Die Nachbarinnen
sollen sich nur umsehen! Sie sollen staunen über den Wohlstand, die Sauberkeit
und die leckeren Sachen auf dem Tisch.
Wer die Türe für die Osterprozession öffnet, breitet grünes Gras, Blätter
und Blumen vor der Türe aus, lädt möglichst viele Freunde ein (die ganze
Straße sollte voller schicker Autos stehen) und holt sich den Segen des
Himmels. "Kommt alle in mein Haus und begrüßt den auferstandenen
Herrn!"
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Dienstag, 17. April
Der Nachbar tüncht seinen Innenhof und malt mit roter Farbe einen Drudenfuß
an die Wand, Auch an das Becken für den Wein malt er den fünfzackigen
Stern.
"Was ist das für ein Zeichen?" fragen wir.
Er lacht verlegen: "Ach, das ist nichts..."
Wir staunen: "So?" Es bedeutet nichts, aber er malt es trotzdem?
"Was ist das für ein Zeichen und warum malst du das?"
"Ach, nur so...", stammelt er, "es ist ein Stern."
Wir fragen noch einmal: "Was bedeutet der Stern?"
"Das ist das Hand-ohne-Böses-Zeichen", stottert er verlegen,
" das machte man früher so, das ist gegen den bösen Blick..., ja,
gegen den bösen Geist..."
"Woher kennst du das?"
"Ach, das weiß ich noch von früher, als ich ein kleiner Junge war,
das machte man hier immer so...", sagt er verlegen und macht eine
wegwerfende Handbewegung, als wenn er nichts damit zu tun haben will.
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Donnerstag, 19. April
Ob hier auch die Uhr umgestellt wird? Na klar! Wir sind
schließlich ein europäisches Land. Die Sonne geht hier zwar erst eine
Stunde später auf, aber dafür geht sie auch eine Stunde später unter.
Leider aber gewöhnen sich alle nur schwer an die neue Sommerzeit. Das
Vieh interessiert sich nicht für solche Reglementierung. Die Tiere haben
ihren eigenen Rhythmus. Die Bauern müssen sich also danach richten. Deshalb
findet die Messe zunächst einmal wie immer sonntags morgens 9.30 Uhr statt.
Am folgenden Sonntag jedoch sollte um 10.00 Uhr Gottesdienst sein. Aber
trotzdem liefen die Katechesekinder schon um 9 Uhr zur Kirche. Sie vergnügten
sich wartend im Kaufmannsladen. Die Anfechtung, ihr Almosen gegen Bonbons
einzutauschen, muss sehr groß gewesen sein. Auch die Erwachsenen kamen
ganz durcheinander wegen der neuen Uhrzeit . Sie warteten 1 Stunde lang
in der Kirche und husteten. Der Padre sagte schließlich, es soll doch
besser alles beim Alten bleiben. Also 9.30 Uhr wie immer. Gut, nickten
alle zufrieden.
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Dienstag, 24. April
"Die Pflanze musst du herausreißen", sagt meine
Nachbarin und hat sie schon beim Schopfe, "das ist Unkraut".
"Lass sie stehen, ich finde sie schön", sage ich und pflanze
sie wieder ein.
"Aber ich sage dir, es ist eine schlechte Pflanze, sie vermehrt sich
wie verrückt", sagt sie und zerrt die Stengel wieder aus der Erde.
"Jaja", sage ich und denke, wenn die Nachbarin gegangen ist,
werde ich die Pflanze wieder einsetzen. Ich finde sie schön. In Deutschland
halten wir sie in Blumentöpfen. Sogar in Portugal kann man davon kleine
Ableger in Töpfen kaufen. Ich habe das schon auf dem Markt und in der
Gärtnerei hier gesehen. Und außerdem finde ich diese Pflanze nun einmal
schön. Ist doch schließlich mein Garten!
Beim Abschied sagt die Nachbarin noch einmal: "Du mußt diese Pflanze
vernichten. Sie ist wie die Pest. Da hilft nur dreimal Gift spritzen.
Gut, dass ich dich noch einmal davor rettete." Sie geht zufrieden
nach Hause. Ich hole die Grünpflanze wieder und setze sie in die Erde.
Sie heißt Tradescantia,
und ich finde sie schön. Sie erinnert mich an moosige Brunnen und schattige
Wälder.
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Donnerstag, 26. April
Am Montag nach dem Osterfest, das wir mittags mit einem Festessen begingen
und - nach dem Ostersegen - mit einem großen abendlichen Gelage mit Spanferkel,
Garnelen, Kuchen, Obst, Puddingcremes und Champagner ausklingen ließen,
rief mich meine Nachbarin spät in der Nacht zum Reste-Essen. Wir haben
uns noch einmal gegenseitig beteuert, wie schön alles gewesen ist, aßen
auch das eine und andere Häppchen, tranken noch ein wenig von dem verbliebenen
Wein und sahen uns dabei im TV die Modenschau aus Lissabon an.
Die mageren Mannequins und die schönen Männer mit Waschbrettbauch waren
ein sonderbares Kontrastprogramm zu den irdischen Freuden des dörflichen
Osterfestes.
"Guck dir mal die Schnabelschuhe an", quietschte Maria vor Entzücken.
"Und die dort, die hat gar nichts an! Was für Gespenster das sind...
Guck mal, wie hungrig der da aussieht", sagte sie.
In der Tat, das war gespenstisch. Noch nie sind mir diese wandelnden Kleiderständer
so unrealistisch vorgekommen.
Kann ja sein, dass es an dem Champagner lag.
Aber das waren doch nur Reste...
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Freitag, 27. April
Bei einem der letzten Familientreffen saßen die drei Cousinen in der
Küche und erzählten sich lachend Geschichten aus ihrer Jugend.
"Singst du mir noch einmal das Lied von dem Ginster vor?" bat
ich Natália. Sie fing auch gleich an, mit sehr hohem Sopran zu singen
"A giesta da serra", der Ginster in den Bergen...
"Nein, das ist nicht die richtige Melodie", fuhr Júlia dazwischen
und sang laut und eine Oktave tiefer ihr
"Giesta da Serra". Es klang wie eine schräge Opernarie.
"Hör auf! Natália singt richtig", ereiferte sich Rosa, und beide
fingen noch einmal zu singen an und übertönten Júlias Weise. Die ließ
sich das nicht bieten und schmetterte ihre eigene Ginstermelodie. Damit
trieb sie die beiden anderen zu noch stärkerem Gesang an. Triumphierend
sangen die drei Sängerinnen ein dreifaches Ginster-Konzert.
Ich verstand nun gar nichts mehr. Ich fürchtete den Ausbruch des Trojanischen
Krieges in unserer Küche. Statt ein Urteil zu fällen, lächelte ich matt
und sagte: "Und wie geht das
Lied mit dem grünen Mais?"
Da ließen sie von dem dreifachen Ginster ab und sangen einstimmig und
harmonisch: "Ai, grüner Mais, grüner Mais, - grüner Mais, ai, grüner
Mais..."
Ich weiß bis heute nicht, was mit dem Ginster in den Bergen los ist...
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Sonntag, 29. April
Ich guckte mir mit meiner Nachbarin die spannende Sendung an "Wer
wird Millionär?" Es ist dieselbe Sendung wie in Deutschland: - dieselbe
Hintergrundmusik, dieselben Spielregeln, dieselben Fragen. Natürlich ist
alles typisch portugiesisch und ohne Günter Jauch.
Die Kandidatin wurde gefragt, wer den Roman "Amerika" geschrieben
habe. Ich murmelte, noch ehe es die junge Frau sagte: "Franz Kafka",
und genoss Marias Bewunderung.
Ich meinerseits bewunderte die Kandidatin. Wer kennt sich wohl in Deutschland
so gut in der portugiesischen Literatur aus?
"Du weißt alles", sagte Maria.
"Nicht alles", wehrte ich bescheiden ab, "aber einiges."
"Ein Glück, dass ich da nicht sitzen muss, ich wüßte überhaupt nichts",
sagte Maria. "Ich würde bei der ersten Frage schon in Ohnmacht fallen
und den Himmel anflehen: Heilige Maria Mutter Gottes, steh mir bei und
antworte du auf diese Frage!" Dabei verdrehte sie die Augen zum Himmel,
bekreuzigte sich dreimal (in der Hand hielt sie das Messer zum Apfelschälen)
und verzichtete mit großartiger Geste auf die Million.
Ich finde, schon wegen dieser bühnenreifen Leistung müßte man Maria einmal
zum Fernsehen holen. Sie könnte Millionen - zum Lachen bringen.
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5ª-feira, 5 de Abril
Liliana
Viva! Na nossa aldeia nasceu uma menina!
Finalmente mais uma menina.
É a filha do Dorindito e da Carla.
Assim nasce a Primavera na nossa aldeia. Já estávamos preocupados, pois
só vinham ao mundo rapazes. Isto podia ser, por um lado, muito prático
para o nosso Presépio ao Vivo, pois precisamos de um belo rapazinho que
faça de Jesus, mas, por outro lado, é pouco prático pois nenhum deles
gosta de fazer de anjo ou de cantar. Também é cómico demais, quando um
rapaz com a cabeça rapada à skin-head se enfia num vestido
de nylon azul-claro e se instala no estábulo de Belém.
Agora vimos o futuro com outros olhos: temos a
Liliana!
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Sábado, 7 de Abril
Quatro filhos
O feliz avô é o construtor Dorindo. Ele anda a construir
a casa grande na esquina ao pé da paragem de autocarro. Certíssimo!
A da casinha de espera. A casa aumenta a cada hora. Quando os emigrantes
chegarem, no Verão, vão ficar admirados com a bonita aldeia
com contentores de lixo verdes, casinhas de espera, novas construções
e flores.
O Dorindo contou que sempre desejou uma filhinha. Quando a sua mulher,
depois de três robustos rapazes, ficou novamente grávida,
ele teve a esperança: "Desta vez será uma menina!"
Estava na obra, quando ouviu que o seu filho tinha nascido. Deitou logo
a colher de pedreiro ao chão e gritou cheio de alegria: "A
minha filha! A minha filha já cá está! Graças
a Deus!" Foi para casa, muito feliz, para saudar a sua pequenina.
Sim, e então? perguntamos nós. O que
é que foi?
Foi um rapaz, não é uma maravilha? diz ele,
fazendo uma festa ao seu Rafaelo.
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3ª-feira, 10 de Abril
"Tou"
Quando os nossos amigos alemães concluiram, em Portugal, o seu
curso de línguas e, de volta a Berlim, se apresentavam ao telefone,
diziam: "Do." Nós ripostávamos: "Se faz favor?!
O que é que isso quer dizer?" Mas, depois, reconhecíamos
a sua voz. Por que é que eles, nos últimos tempos, diziam
"Do!"? O que é que isto significa?
Aqui em Portugal, ao telefone, ninguém se anuncia pelo nome. Só
se diz: "Estou sim, estou." E isto soa tão suave como
"Do". Porque é que não se diz o nome, como na
Alemanha? É timidez, necessidade de segurança ou filosofia
de vida?
Os franceses respondem ao telefone "Allo", os britânicos
nomeam o seu número de telefone, os italianos dizem "pronto",
os polacos "Eu oiço". Ao contrário, a resposta
portuguesa é quase de significado existencial. Ela é igual
à resposta de Deus à pergunta de Moisés. Deus disse:
Eu sou Aquele que sou.
A palavra estou vem do estar = encontrar-se passageiramente,
ao contrário do ser = continuado. Quando alguém me telefona
e eu digo: "Aqui estou. Eu, com a minha personalidade inteira, estou
à disposição."
Na realidade, eu até acho bonito como as pessoas, aqui na aldeia,
respondem ao telefone e ou sopram baixinho ou dizem conscientes: "Estou",
(mesmo que só de passagem). E porque é a mim que telefonam,
esperam, naturalmente, que seja eu.
Assim, aqui 'tou.
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4ª-feira, 11 de Abril
Aproxima-se a Páscoa. Na aldeia, limpa-se, martela-se, repara-se
e pinta-se tudo com tinta nova. As donas de casa limpam as janelas e lavam
as cortinas. Em cada minuto livre, trabalha-se no jardim. Novas plantas
são semeadas. Cada um quer mesmo rapidamente terminar os seus trabalhos
de embelezamento. As betonerias roncam. Na última semana, um grupo
de trabalhadores sachou erva daninha nas beiras da calçada. Todos
têm saudades de sol e de calor. Depois dos meses chuvosos (tem chovido
desde Setembro) esperamos pela Páscoa verdadeiramente como pela
salvação.
Páscoa ressurreição
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5ª-feira Santa, 12 de Abril
Desde Domingo de Ramos que é Verão português. Uma
lindíssima Semana Santa quente, clara, alegre, pascal. Todos
os preparativos estão quase prontos. Na quarta-feira, às
22 horas, ensaiamos no coro da Igreja, na quinta-feira, de manhã,
é mercado em Palhaça e à noite, às 21 horas,
tem lugar a missa com a cerimónia do lava-pés. Na aldeia
vizinha, em Soza, na Sexta-feira Santa, às 15 horas, é a
missa solene pela sepultura de Cristo. A seguir, vai-se buscar à
capela "d'O Senhor dos Passos" a Nossa Senhora do Encontro,
onde acompanhou, chorando, o seu Filho na sua encruzilhada. Debaixo dos
sons da banda, Ela é levada, de novo, num cortejo grande para a
sua própria capela. Muitas mães e mulheres, nas horas seguintes,
vão ter com Ela, queixando-se e rezando.
A Vigília Pascal tem lugar em Soza, à meia-noite. Às
escuras, as pessoas sentam-se e esperam pelo Círio Pascal. Depois
da aclamação "O Senhor ressuscitou! Realmente,
o Senhor ressuscitou!" rebenta um júbilo magnífico.
Foguetes estalam, espalha-se espumante, o Fogo Pascal arde e ponto
culminante!! "Judas" é queimado. É um boneco
de palha que, pendurado na árvore, representa tudo de mal que foi
superado com a Páscoa. No Domingo de Páscoa, de manhã,
depois da missa, mais uma solene procissão pascal desfila, 2 quilómetros,
pela rua principal. Depois festeja-se e, sobretudo, come-se e bebe-se:
"Quando jejum, jejum quando perdiz, perdiz" (Santa Teresa
de Ávila).
Depois de todas estas cerimónias, nós vamos celebrar a "nossa"
Páscoa uma semana mais tarde. A causa é que o Padre desta
grande paróquia só pode vir na Pascoela aqui à aldeia.
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6ª-feira Santa, 13 de Abril
— Devias encomendar o teu folar
para a Páscoa. O padeiro da aldeia vizinha é o melhor — diz a Maria.
O folar da Páscoa tradicional é um pão levedado em forma de ninho com
dois, três ou quatro ovos cozidos. Tradicionalmente, coloram-se os ovos
com casca de cebola. Por cima deste ninho faz-se uma cruz com massa do
pão.
A fogaça amarelo-dourada é fofa. Parece um menino envolto em fraldas.
Lembra a nova vida, que começa com a manhã de Páscoa. Aqui na aldeia o
coelho de Páscoa não é tão frequente e fora-de-tempo como no supermercado.
Não há tantas guloseimas para as crianças.
Os adultos explicam-lhes que eles receberão bolo e chocolate só pela Páscoa.
— Mas agora tens de encomendar o teu folar — diz a Maria. — Não te esqueças
que só neste padeiro!
Obrigado pelo conselho. Que seria eu sem a Maria??
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Sábado, 14 de Abril
Abres a porta ao padre? perguntam-me as vizinhas.
Esta é a pergunta mais importante antes da Páscoa. "Abrir
a porta" significa limpezas gerais, bolos, comida festiva, visitas,
coisas novas para a festa da Páscoa. "Abrir a porta"
significa que abrimos a porta uma vez por ano, quando o Padre, com o Crucifixo,
traz a Bênção Pascal. A porta da rua é ao mesmo
tempo a porta para a sala de visitas.
Apenas uma vez no ano na Páscoa se abrem as portadas
das janelas e se mandam entrar as visitas. Por isso, tudo tem de brilhar.
As vizinhas que vejam! Elas podem admirar o conforto, a limpeza e as coisas
deliciosas em cima da mesa. Quem abre a porta à procissão
espalha erva verde, folhas e flores à entrada, convida muitos amigos
(a rua deve estar cheia de carros chiques) e pede a benção
dos céus.
"Venham todos a minha casa e aclamem o Cristo ressuscitado."
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3ª-feira, 17 de Abril
O vizinho caia o seu pátio e pinta com tinta vermelha um pentagrama na
parede. Também no lagar ele pinta a estrela de cinco pontas.
— Que desenho é esse? — perguntamos nós.
Ele ri embaraçado: "Ah, isso não é nada..."
Nós admiramo-nos: "Como? Não significa nada e, no entanto, ele pinta-o?
Que desenho é esse e porque é que o pintas?"
— Ah, pinto — balbucia ele — é uma estrela.
Nós perguntamos novamente: "O que significa a estrela?"
— É o "signo saimão" — gagueja ele embaraçado.
— Isto fazia-se antigamente, é contra o mau-olhado... sim, contra os maus
espíritos...
— Como é que sabes?
— Ah, isto eu sei de antigamente, ainda era eu um rapaz já se fazia isto
aqui. — diz ele, fazendo um gesto com a mão, como se não tivesse importância
e ele não quisesse nada com isso.
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5ª-feira, 19 de Abril
Será que também aqui se muda a hora? Pois claro! Finalmente,
somos um país europeu. O sol, na verdade, nasce aqui uma hora mais
tarde mas, em compensação, põe-se também uma
hora mais tarde.
Lamentavelmente, todos se habituam só passo a passo à nova
hora de Verão. O gado não se interessa por um tal regulamento.
Os animais têm o seu próprio ritmo. Os camponeses têm
que se orientar por isto. Por isso, a missa começa, por agora,
aos domingos, como sempre, às nove e meia. No entanto, no próximo
domingo devia ser às dez. Mas, apesar disso, os meninos da catequese
já às nove correram para a Igreja. Esperando, divertiram-se
no supermercado. A tentação de trocar a sua esmola por rebuçados
devia ser muito grande. Também os adultos vieram muito confusos
por causa da nova hora. Esperaram uma hora na Igreja e tossiram. O Padre
disse, finalmente, que é melhor ficar tudo como antes. Então
às nove e meia, como sempre. Bom, acenaram todos contentes.
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3ª-feira, 24 de Abril
Tens que arrancar a planta! diz a minha vizinha com ela
já na mão. Isso é uma erva daninha!
Deixa-a estar, eu acho-a bonita digo eu e enterro-a outra
vez.
Mas eu estou-te a dizer que é uma má planta. Isso
cresce sem parar! diz ela e arranca-a outra vez.
Está bem, está bem digo eu e penso que, quando
a vizinha se for embora, a planto outra vez. Eu acho-a bonita. Na Alemanha,
pômo-las em vasos. Até em Portugal se podem comprar pequenos
rebentos. Eu já a vi na horticultura e no mercado. E, além
disso, eu acho esta planta muito bonita. Finalmente, é o meu jardim!
À despedida, a vizinha diz uma vez mais: Tu tens que eliminar
esta planta. Isso é como a peste. Isso só deitando veneno
três vezes. Ainda bem que eu te salvo disso.
Ela vai contente para casa. Eu vou buscar a plantinha e meto-a na terra.
Ela chama-se Tradescantia
e eu acho-a bonita. Ela lembra-me fontes musgosas e florestas sombrosas.
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4ª-feira, 26 de Abril
Na segunda-feira depois da Páscoa, que celebrámos ao meio-dia
com um festim e terminámos depois da Bênção
Pascal com um grande banquete nocturno de leitão, camarões,
bolos, fruta, pudins, cremes e champanhe, a minha vizinha chamou-me, tarde
à noite, para comer os restos. Nós afirmámos mutuamente
como tudo estava lindo, comemos um ou outro petisco, bebemos um bocadinho
do vinho restante e vimos na televisão a exposição
de modas de Lisboa.
Os magros manequins e os belos homens de barriga musculosa foram um estranho
programa, em contraste com as alegrias terrestres da Páscoa aldeã.
Olha, os sapatos de bico! chiou a divertíssima Maria.
E aquela ali não tem nada em cima. Parecem uns fantasmas...
Olha que esfomeado aquele parece! ela disse.
Realmente, foi fantasmagórico. Nunca estes "cabides com pernas"
me pareceram tão irreais. Pode ser que a causa fosse o champanhe.
Mas, foram apenas os restos...
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6ª-feira, 27 de Abril
Num último encontro familiar as três primas sentaram-se
na cozinha e contaram, rindo, histórias da sua mocidade.
Por favor, cantas para mim mais uma vez a canção
da giesta? pedi à Natália.
Logo ela comçou a cantar, com voz de soprano muito alto "A
Giesta da Serra..."
Não! Não é essa a melodia certa interrompeu
a Júlia e cantou alto e uma oitava mais baixo a sua "Giesta
da Serra". Soou como uma ária de ópera, dissonante.
Pára! A Natália canta correctamente! exaltou-se
a Rosa e ambas cantaram de novo e dominaram a melodia da Júlia.
Ela não o tolerou e cantou com brio a sua "melodia-giesta".
Com isso, ela espicaçou as outras para um canto ainda mais alto.
Triunfando, as três cantoras cantaram um triplo "concerto-giesta".
Entretanto, deixei de perceber. Reciei a eclosão da Guerra de Tróia
na nossa cozinha. Em vez de me pronunciar sorri, abatida, e disse:
E como é a canção do verde
milho?
Então, elas desistiram da giesta triplo e cantaram em uníssono
e harmoniosas. "Ai, milho verde, milho verde milho verde,
ai, milho verde..."
Até hoje não sei o que se passa com a giesta na serra...
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Domingo, 29 de Abril
Vi com a minha vizinha o programa muito interessante "Milionários
À Força". É o mesmo programa como na Alemanha,
a mesma música de fundo, as mesmas regras, as mesmas perguntas.
Naturalmente, tudo é tipicamente português e sem Günter
Jauch*.
Perguntaram à candidata quem escreveu o romance "América".
Ainda antes da resposta da jovem mulher eu murmurei "Franz Kafka"
e saboriei a admiração da Maria. Eu, por minha parte, admirei
a candidata. Quem será, na Alemanha, tão bem versado em
literatura portuguesa?
Sabes tudo! disse a Maria.
Não, nem tudo rejeitei eu apenas alguma coisa.
É mesmo sorte que não tenho de me sentar ali! Não
saberia completamente nada disse a Maria. Desmaiaria logo
à primeira pergunta e suplicaria ao Céu "Santa Maria
Madre Deus, ajudai-me e respondei a esta pergunta!"
Com isto, ela virou os olhos para o céu e benzeu-se três
vezes com a faca de descascar as maçãs na mão
, desistindo do milhão com um gesto generoso.
Só por esta interpretação deviam levar a Maria à
televisão. Ela poderia fazer rir milhões.
(*apresentador alemão. N.T.)
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