Eine Wanderin zwischen den Welten

Die ehemalige Schiersteinerin Barbara Seuffert liest und erzählt aus ihren Büchernr
von Martina Meisl

Barbara Seuffert  

Begeisterte ihre Zuhörer mit ihrer Lesung und spannenden Anekdoten: Barbara Seuffert.
wita/Stotz


 

Zu Gast in ihrer ehemaligen Heimat Schierstein ist die Wahl-Portugiesin und Buch-Autorin Barbara Seuffert. In der Gemeinde St. Peter und Paul las sie nun aus ihrem neuesten Kriminalroman "Der seltsame Tod eines Padre".

"Wir sind wie die Zugvögel", beschreibt Barbara Seuffert die Rastlosigkeit, die sie und ihren Mann Hagen zwischen ihrem Wohnsitz in Portugal und ihrem "Zwischenlager" in Mainz hin und her pendeln lässt. 14 Jahre lang hatten die beiden in Schierstein gelebt, wo Hagen Seuffert als Pfarrer in der Christophorusgemeinde tätig war. Hier begann auch die literarische Karriere der Pfarrersfrau, und hierher kehrt sie gerne zurück, um aus ihren Werken zu lesen und von der neuen Heimat zu erzählen.

Portugal und ihr schriftstellerisches Schaffen - beides hängt mit einer schweren Krankheit in den 80er Jahren zusammen, von der Barbara Seuffert nicht geglaubt hatte, sie zu überleben. "Als ich ganz am Ende war, war das ein neuer Anfang", weiß sie heute. Eigentlich habe sie damals ihren Nachlass ordnen wollen, sagt die in Stettin geborene Theologin. Herausgekommen ist dabei ein Band mit Erzählungen, die sie in ihren Schubladen gefunden hatte. Heute, 30 Bücher später, hat Seuffert den Krebs überwunden, und sie erklärt, warum ihr Herz in so besonderer Weise an Portugal hängt: "In Portugal bin ich gesund geworden. Ich hatte ganz vergessen, dass ich sterben wollte."

Im Pfarrgemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde Peter und Paul in Schierstein liest die Autorin unter anderem aus ihrem neuesten Buch, einer Kriminalerzählung. "Der seltsame Tod eines Padre" spielt - natürlich - in Portugal und beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich im Nachbardorf ereignet hat. Ein 83-jähriger ehemaliger Pater war eines Tages mit durchschnittener Kehle in seinem Zimmer eines Seniorenheims aufgefunden worden. Das regte die Neugier der deutschen Schriftstellerin, die als Theologin die kirchlichen Themen liebt. Ihre Heldin Clara, die den Fall aufklären wird, ist wie sie selbst eine Wandrerin zwischen den Welten. Nach vielen Jahren, während derer sie in Deutschland gearbeitet hat, ist Clara in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, in dem sie sich nicht mehr wirklich zu Hause fühlt. Seuffert beschreibt damit eine für Portugal typische Problematik, die Schwierigkeiten der im Alter heimgekehrten Emigranten, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Aufklärung des Kriminalfalls verrät die Autorin nicht, nur soviel, dass einer der in Portugal allgegenwärtigen Heiligen dabei eine Rolle spielt.

Immer wieder verlässt sie während der Lesung ihren Text und streut Anekdoten ein, die die Eigenheiten der Portugiesen auf liebevolle Weise charakterisieren. Und sie berichtet über ihr eigenes Leben als Emigranten in "ihrem" Dorf, einer 400-Seelen-Gemeinde in der Nähe von Porto. Seit Hagen Seuffert 1998 in den Ruhestand ging, verbringen die beiden einen großen Teil des Jahres in den portugiesischen Bergen. Dorthin hat das Theologenpaar erfolgreich das Schiersteiner Krippenspiel exportiert, das seit nunmehr acht Jahren in der Heiligen Nacht auf dem Dorfplatz aufgeführt wird. Die Etablierung des Krippenspiels hat die Schriftstellerin nicht nur zu einem weiteren Buch inspiriert, es half auch, den Weg in die Herzen der Menschen und damit in die Dorfgemeinschaft zu ebnen.

Manches jedoch bleibt den "Zugezogenen" verschlossen, uraltes Volksbrauchtum mit magischen Elementen, über das die Nachbarn mit Außenstehenden nicht gerne sprechen. So bleibt der gedeckte Tisch, den sie eines Tages am einsamen Atlantikstrand fanden, ein Rätsel, ebenso die Bedeutung des oftmals an hölzernen Weinfässern eingeritzten Davidsterns.

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