"Die Schriftstellerin, deutschen Ursprungs, Barbara Seuffert,
stellte am 6. Mai ihr neues Buch mit dem Titel "Diário Efémero",
in portugiesisch und deutsch vor. Die meisterhaft gestaltete Präsentation
fand im Kulturzentrum von Vagos statt.
Gesunder Humor
Das Event erhöhte einmal mehr den Wert im kulturellen Bereich noch
über die Personen hinaus, die gekommen waren. Das Buch war das kulturelle
Hauptereignis des Abends, doch hatte er noch eine andere kulturelle Facette
mit der Darbietung des Gesangvereins von Vagos, der den künstlerischen
Abend eröffnete, sowie mit dem Poliphonen Chor von Santo André,
der als höchst angenehme Überraschung den Abend beschloss, zumal
er in den Tagen zuvor ein Konzert an diesem Ort gegeben hatte.
Diese Initiative war in den erstmalig stattfindenen Buchmarkt integriert
und stellte ohne irgendeinen Zweifel nach Auffassung der Organisatoren
(Schulen aus dem Kreis Vagos) einen großen Erfolg für Vagos
dar, und zwar in zweierlei Hinsicht: es gab viel Besuch und ebenfalls
eine große Nachfrage nach Büchern. Im Übrigen scheint
es einmütige Meinung zu sein, dass man hier mehr Bücher verkaufte
als bei ähnlichen Buchmärkten.
Am Präsidiumstisch waren bei der Buchvorstellung des "Diário
Efémero" präsent: Die Autorin Barbara Seuffert, der Bürgermeister
von Vagos Rui Cruz und die Dichterin Fátima Bica als Hauptmoderatorin,
ebenso Dr. Machado Lopes, zwei Schülerinnen der Sekundarschule und
ein kleiner Junge. Sie lasen einige gut ausgewählte Texte, die charakteristisch
für ein Werk waren, das sich durch die Darstellung von lebendigen
Bildern des Dorfes auszeichnet, wo die Schriftstellerin lebt: Carregosa,
Ortsteil von Ouca. Sie sind als literarische Silhouetten mit einfachen,
lieblichen Farben gepinselt, verständlich für jeden Leser, verbunden
durch einen roten Faden, einen gesunden und feinen Humor, in dem immer
eine verborgene Kritik mitschwingt, welche die Autorin einfließen
läßt.
Eine Welt von Erinnerungen
Rui Cruz eröffnete die Vorstellung. Er zeichnete weite Linien, traf
aber genau den Punkt, indem er den eigentlichen Grund des Werks betrachtete
"als Sicht einer Fremden auf unser Leben und unsere Angelegenheiten,
die so sehr die unseren sind, dass wir manchmal nicht bemerken, wie schön
sie sind". Er hob zudem den einfachen und flüssigen Stil der
Schriftstellerin hervor, der jedoch einen angehmen Geschmack habe und
viele Andeutungen mache, welche Bilder und Personen von Vagos entstehen
lassen und ins Licht rücken, besonders natürlich vom Ort Carregosa,
wo sie lebt und ihr Leben in sozialer und religiöser Hinsicht mit
den Bewohnern teilt. Nichts entgeht ihr, darüber hinaus beobachtet
sie Gebräuche und Gewohnheiten, sie sind das wesentliche Material,
aus dem sie für ihre Schilderungen schöpft. Man ist immer gespannt,
wie eine Fremde schreibend diese gesammelten Momentaufnahmen bewertet
und festhält, "eine Welt von Erinnerungen", gesehen mit
innerer Anteilnahme und den Gefühlen einer Fremden, welche indes
dem Realen der Geschichten und Passagen das Salz des angemessenen Ausdrucks
und den notwendigen Pfeffer sehr menschlichen Humors, der wohlwollend
und deshalb sehr gesund ist, hinzufügt.
Rui Cruz endete damit, sich für die Tatsache zu gratulieren, dass
die Autorin ihre Wahlheimat im Kreis Vagos, einem noch wenig bekannten
Landstrich, gefunden hat.
"Burleske Situationen"
Die Dichterin Fátima Bica aus dem benachbarten Kreisgebiet Cantanhede,
hatte die Aufgabe, einerseits die Autorin vorzustellen, andererseits das
Buch, aus dem sie nach einigen kurzen Kommentaren auch einige Abschnitte
las, aber auch andere kennzeichnende Texte wie die Geschichte "Der
Fischer von Vagueira", die Machado Lopes vortrug.
Barbara Seuffert hat an Leib und Seele die Schicksalsschläge einer
schweren Zeit erlitten, den Großen Weltkrieg, die Trennungen und
den Aufstand gegen all dieses.
Aber wie kommt die Schriftstellerin mit Leib und Seele nun "mit Füßen
und Herz" in den Landkreis Vagos ?
Es war eine schwere Krankheit, welche sie nach Portugal verschlagen hat,
(JB berichtete davon in der Rezension über das Buch "Der Portugiese
ist der beste Liebhaber der Welt". Dieser Buchtitel wäre genauer
als der Titel der portugiesischen Übersetzung " 'Don Juan' e
as Marias do Campo" - " 'Don Juan' und die Marien vom Lande",
er wäre auch für portugiesische Leser ansprechender.)
Der erste Besuch fand im Jahr 1983 statt, dem Jahr, in welchem die verzweifelte
Suche nach Heilung groß war. Als sie damals von Mutlosigkeit so
heimgesucht war, übergab sie ihrem Ehemann beinahe dreißig
Titel von Werken, welche verbrannt werden sollten. Sie wurden nicht verbrannt,
weil ihr Lebensgefährte beim Lesen sie so sehr mochte, dass er ihre
Bitte nicht erfüllte. So wurden alle Manuskripte davor bewahrt, vernichtet
zu werden. Auch Vagos hat die Schriftstellerin so gerne, die mit Koffern
und Künsten hierher gezogen ist.
Fátima Bica gab zu diesem Buch ein Bekenntnis ab: Sie sei sehr
glücklich, dass das Buch, das sie sehr schätze, hier erschienen
ist. Man liest es mit Leichtigkeit, zwischen den Zeilen "burleske
Situationen" und "kritischen Biss", und es hat Wertschätzung
nicht einfach nur für ein Dorf gebracht, sondern auch für das
ganze Land Portugal.
Sie ist ebenfalls überzeugt, dass "es immer etwas mehr hinter
den geschlossenen Toren" gibt, etwas ganz Besonderes bei den Häusern
von Carregosa und in unseren Dörfern. Es wird dieses Geheimnis sein,
welches Barbara Seuffert herausfordert, denn für sie gibt es "hinter
den Dingen" viel zu entdecken, und sie fragt: "Was verschweigen
die blau gefliesten Wände und die geschlossenen Fensterläden?
Welche Geheimnisse hütet der stille Innenhof? Was ist das wahre portugiesische
Leben? Was sind das für heimlich verschworene Leidenschaften?"
|